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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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wenn sie nicht spurten.
    Mallan und Robinton übten fleißig die unterschiedlichen Techniken im Nahkampf, und beide profitierten von diesem intensiven Training.
    *
    Da die Gebirgspässe zugeschneit waren, beschränk-te sich die Kommunikation auf Trommelbotschaften.
    Der acht Stunden dauernde Bereitschaftsdienst im Trommelturm gehörte zu Robintons unangenehmsten
    Pflichten als Geselle. Selbst ein prasselndes Kaminfeuer vermochte die Turmkammer nicht zu erwärmen.
    Der äußere Rand der Kammer war ausgetreten von
    den Rundgängen der Wachen, denn der aus dem
    gewachsenen Fels gehauene Trommelturm bestand
    schon seit mehreren Hundert Planetenumläufen. So 255
    tief war die Rinne, dass man aufpassen musste, um nicht zu stolpern. Zum Glück ließ sich der Turm vom Innern der Festung aus erreichen und nicht lediglich über eine Außentreppe, wie es bei vielen im Süden gelegenen Festungen der Fall war.
    Der Dienst im Trommelturm war kein Vergnügen
    und erforderte höchste Aufmerksamkeit. Bisweilen dämpfte Schneefall die eingehenden Nachrichten, und Botschaften, die man abschickte, konnten kleinere La-winen auslösen, die sich anhörten wie ferner Donner und in der winterlichen Dunkelheit umso unheimlicher anmuteten.
    In sternklaren Nächten, wenn die beiden Monde Be-lior und Timor als kreisrunde Scheiben am Himmel schwebten, erkannte man manchmal die sieben Spitzen des verlassenen Hochland-Weyrs. Robinton überlegte, ob er sich wohl von den Weyrn unterschied, die er bereits kannte. Er nahm sich vor, ihn zu untersuchen, sowie sich die Gelegenheit bot.
    Die neue Umgebung und die Fülle von Erlebnissen
    beflügelten Robintons Phantasie. In einer Anwandlung von Kühnheit komponierte er ein Lied für den Chor der Bergleute, das exakt für ihre Stimmen arrangiert war. Es handelte sich um eine witzige Ballade bestehend aus sechs Strophen und einem Refrain. Er-zählt wurde die Geschichte eines Bergmanns und seiner Liebsten, genau der Stoff, den die handfesten Kerle bevorzugten. Das Lied kam so gut an, dass Meister Lobirn wissen wollte, wieso Robinton es erst jetzt zum Besten gab.
    »Ach, ich hatte es total vergessen über all den Melodien, die ich von der Harfnerhalle mitbrachte«, wiegelte Robinton ab.
    »Was du nicht sagst!«
    »Nun ja, so ganz stimmt das nicht. Ich meine, die Melodie existierte bereits, ich schrieb sie nur für die 256
    Bergleute um und fügte den Refrain hinzu, damit jeder mitsingen kann.«
    »Wirklich?« Meister Lobirn blickte seinen Gesellen prüfend an und schürzte nachdenklich die Lippen.
    »Interessant.«
    Robinton suchte das Weite, sobald es die Höflichkeit zuließ. Meister Lobirn hatte sich den Packen neuer Lieder, die er aus der Harfnerhalle mitbekommen
    hatte, nur flüchtig angesehen. Aber hier im Hochland gab es so viele gute Stimmen und Musikanten, dass Robinton seine jüngste Kreation einfach nicht für sich behalten konnte. Kurzerhand schmuggelte er das Werk unter die anderen Partituren. Doch er nahm sich vor, in Zukunft etwas vorsichtiger zu sein und bestehende Melodien lediglich zu variieren.
    Er hatte Meister Lobirn unterschätzt.
    »Du hast diese Lieder geschrieben«, schnauzte er ihn an, als er eines Abends unangemeldet in Robintons Schlafkammer stapfte, in der Hand ein Bündel Notenblätter, das Gesicht wütend verzogen.
    Da Robinton gerade dabei war, eine neue Weise zu komponieren, und Meister Robinton ihm das Pergament aus der Hand riss, konnte er es nicht abstreiten.
    »Nahezu alle Partituren, die die Harfnerhalle he-rausgibt, stammen von dir, stimmt's?« fragte Meister Lobirn in anklagendem Ton.
    Linkisch stellte sich Robinton auf die Füße, ein schwieriges Unterfangen in dem engen Kabuff und
    mit Meister Lobirn, der sich breitbeinig vor dem Bett aufpflanzte. Als der kleine Meisterharfner herein-gestürmt kam, hatte Robinton rücklings auf seiner Schlafstatt gelegen. Doch kaum stand er, da bemerkte er, dass er einen taktischen Fehler begangen hatte, denn nun sah sich der empörte Meister gezwungen, zu seinem jungen Gesellen hochzublicken.
    »Meister Lobirn, wenn ich bitte erklären dürfte …«
    257
    Er zwängte sich an Lobirn vorbei und bedeutete
    ihm, die größere Wohnstube zu betreten. Mallan war nicht da.
    »Beim Ersten Ei, ich bin gespannt, was ich höre!«
    donnerte Lobirn mit gerötetem Nacken und funkelnden Augen. »Seit fünf oder sechs Planetenumläufen verbreite ich Musikstücke, die von dir geschrieben wurden. Nicht nur, dass man dich jungen Schnösel mit fünfzehn

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