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Drachenklänge

Drachenklänge

Titel: Drachenklänge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Kopf in dieses Schlangen-nest zu stecken. Bei einem Kampf würdest du nur den Kürzeren ziehen, und wenn du Fax zur Rede stellst, zögert er nicht, dich zu einem Duell herauszufordern.
    Um es später sehr zu bedauern, dass er dir leider das Genick gebrochen hat.«
    Um Unterstützung heischend wandte sich Robinton
    Meister Lobirn zu, doch der schüttelte energisch den Kopf.
    »Ich habe Lord Faroguy mehr als einmal davor gewarnt, Fax mit zu viel Macht auszustatten. Als meine Ermahnungen nichts fruchteten, ging ich zu Faroguys ältesten Söhnen, Farevene und Bargen. Klipp und klar riet ich ihnen, vor Fax auf der Hut zu sein. Farevene ist ein guter Ringer und hält sich fit. Bargen verlässt sich 263
    darauf, dass der Rat niemals einen Neffen zum Nachfolger eines Burgherrn bestimmen würde, solange es geeignete Söhne für die Übernahme einer Festung
    gibt. Meiner Meinung nach sind sowohl Farevene als auch Bargen tauglich, ein Gemeinwesen zu führen.
    Doch mir scheint, beide unterschätzen ihren Cousin und ahnen nicht einmal, wie ehrgeizig und machtgie-rig er ist.«
    Lobirn nickte bekräftigend mit dem Kopf.
    »In dieser Burg genießen wir Harfner den Respekt, der uns und unserem Berufsstand gebührt. Doch ich habe gehört, dass es mehr und mehr Orte gibt, an denen wir kaum noch geduldet werden.« Seine Miene
    verfinsterte sich.
    Mallan und Robinton blickten ihn entgeistert an.
    »Einer der Händler aus dem Norden erwähnte so
    etwas …« begann Mallan.
    »Lasst uns nicht über ungelegte Eier gackern!« beendete Lobirn die Diskussion. »Mit diesem Problem befassen wir uns, wenn es an der Zeit ist.« Und er fuhr fort, Robintons Einsatzpläne auszuarbeiten.
    *
    Die Unterhaltung lastete schwer auf Robintons Gemüt.
    Ihm hatte man die Satzungen der Charta beigebracht, er hatte sogar das Original gesehen, das zwischen zwei schützenden Glasplatten eingebettet lag. Damals staunte er, wie frisch und präzise die mit Tinte geschriebenen Buchstaben nach all den vielen Planetenumläufen noch wirkten.
    Die jüngsten Kinder lernten den Inhalt der Charta aus Lehrballaden, und später, wenn sie verständig genug waren, beschäftigten sie sich mit den Einzelheiten und interpretierten die verschiedenen Klauseln.
    Ein Burgherr, der seinen Pächtern diese Informationen 264
    vorenthielt, vernachlässigte in sträflicher Weise seine Pflichten.
    Andererseits konnte ein säumiger Burgherr nicht
    per Gesetz mit einer Strafe belegt werden. Dies war eine der Unzulänglichkeiten der Charta. Als Robinton im Unterricht nach dem Grund dafür gefragt hatte, schnaubte Meister Washell verächtlich durch die Nase und meinte, den Verfassern der Charta sei es vermutlich nie in den Sinn gekommen, irgendjemand könne seinen Mitmenschen absichtlich dieses Grundrecht auf Information streitig machen.
    Robinton hoffte, dass die älteren Pächter in Fax'
    Domäne, die noch lesen und schreiben gelernt hatten, ihr Wissen an ihre Kinder weitergaben – selbst unter Androhung von Strafe. Geistige Bildung pflegte sich durchzusetzen, egal, wie eifrig manche dies zu verhindern trachteten. Er wünschte sich, auch in Fax' Herrschaftsbereich möge dies der Fall sein.
    265

Kapitel 10
    ie drei Planetenumläufe, die Robinton im Hochland verbrachte, schienen wie im Flug zu verge-

D
    hen, wobei die extremen Witterungsbedingungen für mancherlei Abwechslung sorgten. Er lernte viel in seinem Beruf, und noch mehr erfuhr er über die Leitung eines Gemeinwesens, das einige Tausend Seelen umfasste.
    Wenn Lord Faroguy des Abends an der Hohen Tafel
    saß, machte er einen milden, gütigen und nachgiebigen Eindruck. Doch sowie er seine Verwalter und Söhne herumkommandierte, befleißigte er sich eines energischen, keinen Widerspruch duldenden Tonfalls.
    Es gab nicht viel, was ihm entging – bis auf die Ma-chenschaften, die seinen Neffen Fax betrafen. In diesem Punkt war er auf beiden Augen blind, wie Meister Lobirn einmal bemerkte.
    »Fax ist raffiniert«, erläuterte Lobirn Robinton. »Frü-
    her hat er für seinen Onkel gearbeitet, und man könn-te fast glauben, Lord Faroguy würde ihn seinen eigenen Söhnen vorziehen – als sei er von seinem Fleisch und Blut.«
    »Vielleicht ist der Lord ja sein Vater«, warf Mallan mit erhobenen Brauen ein. »Die Ähnlichkeit zwischen den beiden ist verblüffend.«
    Lobirn winkte ab. »Faroguy hatte immer nur Augen für Evelene. Er betet sie an.«
    Mallan setzte eine bedeutungsvolle Miene auf. »Fax'
    Mutter starb bei seiner Geburt, also

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