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Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition)

Titel: Drachenkreuzer Ikaros: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Szameit
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fast mannshohen Kakteenarten. Das ist also solch eine Pflanze, deren wucherndes Wachstum auf einem der Planeten der Sonne Ellora beinahe zum Untergang allen Lebens geführt hätte! Die aus den gläsernen Röhren strömenden Gase sind ein wirksames Gift gegen alle möglichen Arten von Mikroorganismen, und diese Pflanze war daher für viele Arten der planetaren Flora ein willkommener Symbiosepartner. Natürlich begriffen die Menschen sofort, welch unermeßlicher Wert für die irdische Medizin eine Substanz bedeutete, mit deren Hilfe man Bakterien- und Pilzstämme bekämpfen konnte, deren Fähigkeit zur Resistenz immer wieder neue Wirkstoffe erforderte.
    Der Fall liegt einige Zeit zurück, aber Goff erinnert sich noch gut an die Bestürzung, als die riesigen Plantagen dieser Kakteen plötzlich eine ökologische Katastrophe hervorriefen. Die Nahrungsketten der Organismen wurden im jeweils ersten Glied – den Mikroorganismen – getroffen, und viele Arten starben aus. Ungefähr so muß es vor Jahrhunderten auf der Erde gewesen sein, denkt Goff, weshalb haben wir aus den Fehlern der Alten so wenig gelernt? Vielleicht lag es daran, daß dieser elloranische Planet von den Menschen nur als landwirtschaftliche Nutzfläche betrachtet wurde – mit der Erde gehen wir heute viel behutsamer um, und irgendwann werden wir auch die Kuppeln über unseren Städten abtragen können…
    Er reißt sich vom Anblick dieser wundertätigen und doch so gefährlichen Pflanze los. Jetzt weiß er, daß er wohl doch in der richtigen Sektion ist, und nun entdeckt sein geschärfter Blick auch die Leuchtschrift des Wegweisers.
    Goff geht durch das wabernde, vielblättrige Grün und schnappt wie ein gerade vor dem Ertrinken Erretteter nach Luft. Es ist schon merkwürdig, denkt er, wie diese aromatischen Düfte den Brustkorb weiten; fast habe ich das Gefühl, atmen könnte so schön sein wie Essen und Trinken. Hätte ich nie gedacht, daß Atmen Genuß bereiten kann – schau einer an, es gibt also immer noch Dinge, deren Schönheit man erst entdeckt. Die sind gar nicht so dumm hier. Muß man wirklich erst ein Stück weg sein von der Erde, um zu begreifen, was sie einem eigentlich alles geben könnte? Ich fühle mich schon ein wenig gesünder… Blödsinn! Ich bin kerngesund, das ist doch irgend so ein psychologischer Trick, der den Patienten besänftigen soll! Ich bin aber kein Patient! Ihm wird wieder bewußt, daß er eine Aufgabe zu erfüllen hat, und er beschleunigt seine Schritte. Unterwegs festigt sich sein ausgesprochen guter Eindruck. Die gläsernen Trennwände zwischen den verschiedenen Abteilungen dienen offensichtlich nur der hermetischen Abschottung und haben den Vorteil, daß die gesamte Anlage der Klinik wie ein natürlich gewachsener Wald wirkt. Goff entdeckt sogar einige dieser elloranischen Wohnbäume, von denen Marigg erzählte, und er hat für einige Zeit das unangenehme Gefühl, aus einer recht rückständigen Welt zu kommen, denn offenkundig fühlen sich Ärzte und Patienten in diesen Gewächsen ausgesprochen wohl. Sogar die moderne medizinische Technik ist in der Farbgebung der sie umgebenden Natur angeglichen, so daßes beinahe skurril anmutet, die Mediziner nach grünen Ästen oder Stöcken greifen zu sehen, die sich bei genauer Betrachtung als irgendwelche Sonden oder Sensoren entpuppen.
    Wenig später hat er große Mühe, die Mitglieder der Ikarosmannschaft und das ärztliche Personal auseinanderzuhalten. Vergeblich sucht er auch hier nach dem gewohnten strahlenden Weiß demonstrativer hygienischer Perfektion. Er entdeckt nur einen einzigen Arztkittel – und ausgerechnet dieser Mann gehört zur Ikaros. Goff erkennt ihn an den geschwungenen Augenbrauen, den geschwungenen Lippen, den betonten Bögen der Jochbeine. Die Basisärzte findet er nur heraus, indem er in seinem Gedächtnis die Holographien der Besatzungsmitglieder mit den Gesichtern der Anwesenden vergleicht. Der mit der komischen Mütze und dem Katergesicht ist Styx, registriert er schnell. Flakke ist aber alt geworden! Ach, da ist Skamander! Goff nickt ihm grüßend zu, da auch Skamander überrascht lächelnd die Hand hebt. Als er Mariggs Blick begegnet, zuckt er unwillkürlich zusammen. Der Elloraner schlägt sofort die Augen nieder, aber dieser nur Bruchteile einer Sekunde währende Ausdruck in den etwas vorstehenden Augen war wie ein Hagelschauer.
    Himmel, hat er mir das immer noch nicht verziehen? Goff stellt fest, daß ihn das stärker bedrückt, als er es für

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