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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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er und schwang sein Schwert. »Für Johan!« Falkenwind gab seinem Pferd die Sporen und ritt auf ihn zu. Jondalrun sah ihn kommen und erkannte an der edlen Rüstung, dass dieser Mann einer der simbalesischen Anführer war. Er hob sein Schwert gegen ihn. Falkenwind parierte den Schlag, erstaunt über die Kraft des alten Mannes. Den Bruchteil einer Sekunde blickten sie einander an; Falkenwind sah den unverständlichen, wilden Zorn in den Augen Jondalruns, und Jondalrun fragte sich trotz seines Zorns, warum er in Falkenwinds Blick keine Tücke sah, nur Überraschung und Verwirrung. Dann trieb eine neue Welle kämpfender Soldaten sie auseinander, und beide tauchten im Nebel unter.
    Der Nebel wurde jetzt schnell immer dichter, und irgendwann, wie durch Telepathie dazu aufgefordert, fingen die meisten Fandoraner plötzlich an zu laufen anstatt zu kämpfen, ohne Rückzugsbefehl. Die erste Tollheit hatte sich ausgetobt, die klare Überlegenheit der Gegner kam ihnen plötzlich zu Bewusstsein, und ihr Zorn schlug um in Entsetzen. Der Nebel unterstützte den Rückzug. In kleinen Gruppen schlüpften sie gebückt zwischen den Pferden und unter den Schwertern der Kavallerie hindurch davon. Falkenwind zügelte sein Pferd, und Vora brüllte: »Wir müssen uns neu formieren! Dieser Nebel hat sie entkommen lassen!«
    »Stimmt«, erwiderte Falkenwind. »Lasst das Signal blasen. Weist ein Kontingent an, die Gefangenen, die wir gemacht haben, durchs Tal zum Wald zu führen.«
    Dann wendete er sein Pferd. Er hörte immer noch hier und da Schwerter gegen Sensen und Axtblätter klirren. Er war es seinen Soldaten schuldig, zu bleiben, solange noch irgendwo gekämpft wurde.
     
    Jondalrun saß auf einem Baumstamm, nicht weit von den Hügeln entfernt. Er war verletzt: Der Bolzen aus einer simbalesischen Armbrust hatte die Innenfläche seiner rechten Hand gestreift. Dayon saß neben ihm und verband die Wunde. Pennel saß auf seiner anderen Seite. Überall um sie herum lagen Verwundete. Mehrere Wundärzte versorgten sie, so gut sie konnten, mit Salben aus zerdrückten Kräutern und Schienen aus Stöcken und Schlingpflanzen. Das Stöhnen der Verwundeten füllte die Luft. Jondalrun entzog Dayon seine Hand.
    »Kümmere dich um die andern«, brummte er.
    »Sie sind im Moment versorgt«, erwiderte Dayon.
    Jondalrun lauschte der unheilvollen Stille. »Und was geschieht jetzt?«, sagte er leise, wie zu sich selbst.
    »Die Simbalesen werden sich neu formieren«, entgegnete Pennel. »Sie werden das Tal durchkämmen und unsere Männer auflesen, wo sie sie finden. Unsere einzige Chance ist, uns zu den Hügeln zurückzuziehen und zu hoffen, dass die übrigen Männer es auch tun.«
    »Vielleicht sollten wir uns auch neu formieren«, sagte Jondalrun nachdenklich. »Der Nebel gibt uns Deckung. Wenn wir ihre Linie durchbrechen könnten …«
    »Unsere Männer haben sich im Nebel verlaufen!«, rief Dayon aus. »Wie können wir sie neu formieren? Wir haben keine Trompeter, die zum Sammeln blasen! Wir haben keine andere Wahl: Wenn wir überhaupt noch kämpfen wollen, müssen wir uns jetzt zurückziehen!«
    Jondalrun presste eine Hand gegen seinen Kopf, und für einen Moment dachten Dayon und Pennel, er würde zusammenbrechen. »Nichts von unserem ganzen Unternehmen läuft richtig«, sagte Jondalrun. »Dabei hat sicher keiner von uns mit der Möglichkeit gerechnet, er könne hier sterben.« Er hob den Kopf und blickte auf die Verwundeten, über denen Nebel aufstieg wie Seelen, die um ihre Freiheit kämpften.
    Dayon folgte seinen Blicken und sagte leise: »Dies ist der Preis der Rache. Deiner Rache. Für deinen Sohn und meinen Bruder.«
    Nach einer langen Stille sagte Jondalrun, so leise, dass sie ihn kaum vernahmen: »Wie können wir es beenden?«
    »Überhaupt nicht«, sagte Pennel. »Jetzt nicht mehr. Wir haben angegriffen; jetzt gibt es nur noch Sieg, oder wir werden niedergemetzelt. Aber erst müssen wir zu den Hügeln!«
    Jondalrun erhob sich langsam. »Du hast recht«, sagte er rau. »Ich wollte die Hügel von Anfang an nicht verlassen. Verflucht sei der Dummkopf, der das Windschiff heruntergeholt hat, wer immer es sein mag!« Er blickte sie an. »Lasst uns möglichst viele Männer um uns versammeln, um die Verwundeten zu tragen. Wir kehren zu den Hügeln zurück.«
    Er kann das Wort »zurückziehen« nicht über die Lippen bringen, dachte Dayon. Aber Hauptsache, der Rückzug findet statt.
     
    Soldaten von beiden Seiten bewegten sich vorsichtig durch den

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