Drachenland: Roman (German Edition)
süße Kinder«, sagte sie freundlich.
»Ich bin ein Junge«, sagte Willow. »Ich bin nicht süß.«
Evirae nickte beruhigend. »Ich habe es nur als Ausdruck der Zuneigung gemeint.«
Der Junge murmelte: »Was wollt Ihr wissen?«
»Ihr habt den Spion aus Fandora gesehen – wie sah er aus?«
Der Großvater zog Willow an seine Seite. »Nach dem, was er mir erzählt hat, Prinzessin, war der Bursche, den er sah, so klein wie ein Junge, hatte jedoch das Gesicht eines Mannes.«
»Sein Haar sah aus wie Watte!«, sagte Woni. »Wie ein Wattebausch!«
Evirae nickte zustimmend. »Das ist er!«
Willow wollte sich nicht in den Hintergrund drängen lassen: »Er ging den Weg hinunter, der zu der Treppe führt. Er sagte, dass wir nicht hinter ihm herlaufen sollen.«
Evirae dachte nach. »Zweifellos hat er die Absicht, den Palast auszuspionieren. Ich muss die Wachen warnen.«
Woni zupfte an Eviraes Gewand und sagte: »Er hat gesagt, er müsse seinen Freunden helfen.«
»Das glaube ich«, sagte Evirae, »aber ihr habt Simbala geholfen.« Sie blickte den Großvater an. »Wie kann ich dir danken?«
»Ich habe wenig Wünsche, Prinzessin. Fragt die Kinder.«
Evirae wandte sich wieder zu Woni und Willow. »Sagt mir«, fragte sie, »was hättet ihr gern, wenn ihr euch aussuchen könntet, was ihr wollt?«
Der Junge sagte aufgeregt und freudestrahlend: »Einen Wurfspieß! Wie die, die die Palastwachen benutzen!«
Evirae schüttelte den Kopf. »Das ist zu gefährlich für einen Jungen in deinem Alter, aber ich werde dafür sorgen, dass du einen Wurfspieß zum Spielen bekommst, der schöner ist als alle, die du bisher gesehen hast.« Sie wandte sich Woni zu. »Und du, meine kleine Prinzessin? Was hättest du gern?«
Woni lächelte schüchtern. »Lieber als alles andere?«
Evirae lachte. »Sag, was es ist, und es gehört dir!«
Woni lehnte ihren Kopf an Willows Großvater und sagte mit zaghafter Stimme: »Darf ich Lady Ceria kennenlernen?«
Evirae wurde blass. Langsam, eher betroffen als zornig, wandte sie sich um und ging mit steifen Schritten ohne ein Wort zur Kutsche zurück.
Woni rief ihr verwirrt etwas nach, aber Willows Großvater legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte: »Manchmal sind Prinzessinnen schwer zu verstehen.«
In den höchsten Gemächern des Palastes wartete König Ephrion auf eine Nachricht von Falkenwinds Gefecht mit den Fandoranern. Seine Räume auf der inneren Seite eines breiten, kreisrunden Flurs waren nicht weit entfernt von Lady Cerias kleinem Privatzimmer.
Der mit langen pastellfarbenen Gobelins geschmückte Flur wand sich durch den harten Stamm des Palastbaumes. Es war still in diesen frühen Morgenstunden, denn die Posten der oberen Stockwerke waren zu den Truppen abgezogen worden. Deshalb erhob sich Ephrion besorgt, als er ein Geräusch vor seiner Tür hörte. Er öffnete sie einen Spalt und spähte hinaus: Im gedämpften Licht des Flures tastete sich Lady Ceria einen großen Gobelin entlang in seine Richtung. Sie schwankte, als er ihr entgegenkam, und er konnte sie gerade noch auffangen.
»Ihr hättet nicht aufstehen sollen«, schalt er leise. »Ihr wart schließlich über einen halben Tag bewusstlos!«
Ceria schüttelte verschlafen den Kopf und flüsterte: »Ein Traum – ich hatte einen sehr beunruhigenden Traum. Es ist sehr wichtig, dass ich Euch und Falkenwind davon erzähle.«
»Falkenwind ist auf dem Schlachtfeld«, sagte Ephrion.
Ceria war überrascht. »Er ist fortgegangen, ohne mich kommen zu lassen?«
»Ihr wart nicht bei Bewusstsein, edle Dame.«
Ceria nickte schwach. Ephrion half ihr ins Zimmer und stieß die Tür mit der Schulter zu. Ceria hatte sich so weit erholt, dass sie sein Arbeitszimmer, den kreisrunden Raum mit der hohen Decke, voller Entzücken betrachtete. Kerzen warfen tanzende Schatten auf Wände und Möbel. In einer Ecke stand ein großer Schreibtisch aus Rosenholz, auf dem sich Bücher und Schriftrollen stapelten. Auf dem Boden lagen sorgfältig geordnete Landkarten. An den Wänden waren mit Siegellack Blätter mit Notizen befestigt.
Ephrion geleitete Ceria zu einer großen Couch, und sie ließ sich dankbar in die Kissen fallen. »Es tut mir leid, wenn ich Euch von Euren Studien ablenke«, sagte sie leise, »aber ich muss einfach über das sprechen, was ich gesehen habe. Zuerst jedoch sagt mir – habt Ihr schon Nachricht von Falkenwind?«
Ephrion setzte sich neben sie und schüttelte den Kopf. »Kein Wort.«
Ceria machte ein betroffenes
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