Drachenland: Roman (German Edition)
gegeben!«
»Ja«, erwiderte Ceria. »Fandora führt Krieg gegen Simbala. Während wir hier sprechen, stehen eure Truppen den unseren im Kamerantal gegenüber. Das ist wahrhaftig ein großes Missverständnis.«
Amsel seufzte. »Dann ist das, was ich zu sagen habe, noch wichtiger als zuvor! Wenn Ihr Lady Ceria seid, müsst Ihr mir helfen, König Falkenwind eine Nachricht zukommen zu lassen!«
Ceria musterte ihn schweigend. Dies sollte der Mann sein, den die Fandoraner geschickt hatten, um Oberwald auszuspionieren?
»Ich muss Falkenwind eine Botschaft schicken!«, wiederholte Amsel hartnäckig. »Die Prinzessin hat mich in Euren Höhlen gefangen gehalten. Ich habe Nachrichten, die den Krieg beenden werden!«
Ceria senkte das Messer und trat näher an Amsel heran.
»Die Prinzessin? Sie hat dich daran gehindert, Falkenwind eine Botschaft zu senden?«
»Ja! Ja! Eine Botschaft, die den Krieg verhindert hätte. Ihr müsst mich jetzt zu ihm führen!«
»Wende mir den Rücken zu«, sagte Ceria, »und lehne dich an den Baumstamm. Ich muss sicher sein, dass du keine Waffen bei dir trägst.«
Amsel entsprach ihrem Wunsch. Ceria durchsuchte ihn. Außer dem Messer, das er dem Wächter abgenommen hatte und das sie an sich nahm, trug er keine Waffen. Sie zog flüchtig in Erwägung, die Samenschoten, die sie bei ihm fand, ebenfalls an sich zu nehmen, kam aber zu dem Entschluss, dass sie harmlos seien. »Wir müssen dich von hier wegschaffen«, sagte sie. »Komm mit!«
Sie hasteten einen blumengesäumten Weg entlang. »Eviraes Wachen sind überall!«, sagte Ceria. »Sogar in dem Stall dort, wo mein Pferd steht! Wir müssen das Wachhaus des Palastes erreichen. Der Wächter dort ist Falkenwind treu ergeben.«
Amsel nickte. »Die Prinzessin und König Falkenwind sind einander feindlich gesinnt?«, fragte er.
Ceria nickte. »Sie möchte gern Königin sein.«
Sie liefen auf eine breite, sich windende Straße zu, den Monarchenmarsch. Direkt vor ihnen, keine zweihundert Meter entfernt, lag der hintere Eingang zu den Palastanlagen. »Schnell!«, sagte Ceria. Amsel mühte sich tapfer ab, mit der großen jungen Frau Schritt zu halten, aber er konnte nicht mehr – zu lange hatte er weder genug gegessen noch geschlafen.
»Ich muss mich einen Augenblick ausruhen!«, bat er, aber Ceria schüttelte den Kopf: »Ich muss Oberwald in einer dringenden Angelegenheit verlassen, und diese Verzögerung kommt mir sehr ungelegen!«
»Es tut mir leid«, sagte Amsel keuchend, »aber ich muss mich ausruhen, nur für einen Augenblick!«
»Wir sind hier nicht sicher!«, erwiderte sie. »Ich muss dich von der Wache zu König Ephrion bringen lassen.«
»Ephrion?«, fragte Amsel erschrocken. »Was ist mit Falkenwind?«
»Falkenwind ist im Krieg. Ephrion ist sein Vorgänger! Weißt du diese Dinge nicht? Angeblich bist du doch ein Spion!«
»Ich heiße Amsel!«, sagte Amsel. »Ich bin kein Spion! Ich bin gekommen …«
Pferdegetrappel auf den Plattenwegen unterbrach ihn. Irgendwo hinter ihnen näherte sich eine Kutsche.
Ceria fasste Amsels Hand und zog ihn weiter, fast schleppte sie ihn.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte er.
»Ärger«, erwiderte sie. »Wer es auch sein mag – wir dürfen nicht gesehen werden.« Sie winkte heftig in Richtung Wachhaus, und Amsel sah einen kleinen rundlichen Mann heraustreten und zurückwinken.
Ceria blickte sich um. Die Kutsche befand sich kurz vor der letzten Biegung vor dem Palast – sie waren gleich entdeckt!
»Hier entlang!«, rief sie und zog Amsel von der Auffahrt herunter. Aber noch während sie dabei war, kam die Ebenholzkutsche direkt auf sie zu. Oben neben dem Kutscher saß Prinzessin Evirae.
Sie kreischte sofort: »Der Spion! Die Rayanerin und der Spion! Hinter ihnen her!«
Als er diese Worte hörte, spürte Amsel plötzlich neue Kraft in den Beinen, und zusammen mit Ceria stürzte er sich in die schützenden Büsche am Rand der Auffahrt.
»Alora! Tolchin!«, schrie Evirae von ihrem erhöhten Sitz. »Seht euch das an! Die Rayanerin arbeitet mit dem Spion zusammen!«
Von den Büschen aus sah Ceria den Baron durch ein unverhängtes Fenster der Kutsche blicken. Sie ergriff wieder Amsels Hand, aber er entzog sie ihr. »Das gefällt mir nicht!«, sagte er. »Wohin laufen wir? Die Kutsche hat uns schon überholt und ist auf dem Weg zum Palast.«
Ceria nickte. »Hinter uns ist der Gärtnerpfad. Am Ende ist eine Pforte. Ich habe die Wache schon gewarnt. Sieh nur!«
Während sie den ungepflasterten
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