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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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rasch zwischen ihnen hindurchlief, eine Art Kobold hinter sich.
    Überwältigt von dem Überfluss um ihn herum, zögerte Amsel einen Moment bei einem Dutzend frisch gebackener Brötchen. Aber Ceria zog ihn weiter, über den rutschigen Boden, durch zwei weitere Türen und in einen kleinen Lagerraum. Ceria schloss die Tür hinter ihnen – der Raum war von einer einzigen Kerze erleuchtet – und sagte: »Jetzt musst du ohne mich weiterkommen. König Ephrion muss deine Geschichte hören.«
    »Wie soll ich ihn so schnell finden?«, fragte Amsel.
    Ceria lächelte. »Sieh mir zu, aber rede nicht.« Sie trat an die Wand hinter ihm und begann, ein langes Bord voller irdener Gefäße zu lockern. »Hilf mir«, sagte sie. »Es ist schwer.«
    Nach einer Weile gelang es ihnen, das Bord auf den Boden hinunterzulassen. Doch schon erklangen die Stimmen der Wachen und Eviraes Geschrei aus der Küche drüben.
    »Sie kommen«, sagte Amsel.
    »Hör mir zu!«, sagte Ceria. Sie schob ein Holzbrett zur Seite, und eine Wandöffnung kam zum Vorschein. Ein mattes Licht drang in den Lagerraum, und Amsel erblickte eine schmale Treppe, die in das Holz geschnitten war. »Falkenwind hat mir diesen Gang gezeigt«, flüsterte sie. »Du musst diese Treppe bis zur achten Ebene des Palastes hinaufsteigen und dann dem Gang dort nach links folgen. Dort geh zur dritten Tür – zur dritten Tür, Amsel, und du bist im Privatzimmer von König Ephrion.«
    Ein Hämmern an der Tür unterbrach Ceria.
    »Nimm dies!«, sagte sie und zog einen Chrysolithring vom Finger. »Damit wirst du dich bei König Ephrion ausweisen. Sag ihm alles, was du mir gesagt hast. Vertraue ihm, Amsel. Er kann dir helfen, vielleicht besser als Falkenwind und ich zusammen.«
    »Ergebt euch, Rayanerin«, schrie Evirae lauter als das Hämmern der Wachen, »oder du wirst mir im Gefängnis gegenüberstehen!«
    »Schnell!«, sagte Ceria. »Gleich brechen sie die Tür auf!«
    »Und was ist mit Euch?«, fragte Amsel.
    »Keine Sorge! Evirae habe ich schon oft gegenübergestanden. Geh jetzt!«
    Sie schob Amsel durch die Öffnung und ließ das Holzbrett wieder an seine alte Stelle gleiten.
    Als sie sich jedoch nach dem Bord auf dem Boden bückte, ertönte ein Krachen. Die Tür sprang auf, im Türrahmen drei Wachen und eine zornbebende Prinzessin.
    Evirae schob die Männer zur Seite, betrat den Lagerraum mit einem Blick auf Ceria und sah sich rasch um. Ihr Gesicht verzerrte sich vor Wut, als ihr klar wurde, dass der Spion nicht mehr da war.
    Ceria verschränkte gelassen die Arme. »Prinzessin Evirae«, sagte sie und neigte den Kopf. »Ihr wolltet mich sprechen?«
     
    Amsel lief die Treppe hinauf und hörte, dass Ceria festgenommen wurde, aber die Geräusche schwanden im Dunkel unter ihm. »Sie kennt die Lage besser als ich«, beruhigte er sich selbst. »Ich hoffe nur, dass die Furie mit den langen Nägeln ihr nicht wehtut.«
    Im fünften Stockwerk machte er eine kurze Pause. Seine Beine waren verkrampft vor Müdigkeit, und er musste ständig niesen, weil der alte Treppenschacht voller Staub und Spinnengewebe war. Hier und da drangen etwas Licht und Luft durch Schlitze in der dicken Holzwand. Er nahm die noch verbliebenen Treppen in Angriff und zählte die Stockwerke auf seinem Weg nach oben. Endlich kam er zur achten Ebene und wandte sich nach links. Er entdeckte eine Reihe kleiner, rechteckiger Türen in dem niedrigen, gewölbten Gang und ging auf die dritte zu. Sie klemmte. Er schob und drückte, und endlich begann sie sich zu öffnen. Amsel ging vorsichtig hindurch. Nicht weiter als einen Fußbreit von ihm entfernt befand sich ein Sims. Amsel blickte hinüber und sah, dass die Tür des Geheimganges sehr geschickt in die Linien eines großen Wandgemäldes eingefügt war. Er befand sich hoch über dem Boden eines großen, kerzenbeleuchteten Gemachs mit Samtsesseln und Tischen aus Holz und Marmor; überall lagen Bücher und Schriftrollen. An der Seite gegenüber sah er das weiße Haar und den Seidenumhang eines Mannes, der von weiteren Büchern umgeben war.
    »Das muss Ephrion sein«, flüsterte Amsel. Ohne zu zögern sprang er hinunter auf eine Couch.
    Das Geräusch erschreckte Ephrion, und er blickte auf.
    »Lady Ceria schickt mich zu Euch«, sagte Amsel. »Die Prinzessin hat sie gefangen genommen.«
     
    Im Schutz des Nebels war aus der Schlacht eine Reihe von unkoordinierten Einzelgefechten geworden. Doch jetzt war Wind aufgekommen, der den Nebel überall im Tal in lange Fetzen und Bänder

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