Drachenland: Roman (German Edition)
Vora zu Falkenwind, »aber dort gibt es viele Obstbäume und jagbare kleinere Tiere – sie könnten tagelang durchhalten.«
»Und jederzeit kann der Drache zurückkommen«, sagte Falkenwind.
General Vora zuckte die Achseln. »Wir brauchen mehr Truppen für einen erfolgreichen Angriff.«
Willen stand in der Nähe, als Vora diese Bemerkung machte. Er wandte sich an den General: »Wir könnten diesen Krieg für Euch gewinnen, General Vora. Meine Leute kommen schneller durch Büsche und Wälder als Ihr durch ein gutes Mahl – und wesentlich leiser. Wir könnten die Hügel durchkämmen und die Fandoraner für Euch aufscheuchen.«
»Die Weldener sind zu hitzköpfig«, schnauzte der General ihn an, »und deshalb lehne ich es ab, solch einen Schritt in Erwägung zu ziehen! Dies ist ein Krieg, keine Blutrache!«
Willen drehte sich um und marschierte zornig davon. Thalen sagte zu Falkenwind: »Mein Bruder und ich müssen nach Oberwald zurückkehren, um die Windsegler gegen diesen Drachen anzuführen!«
»Einverstanden«, sagte Falkenwind. »Macht Euch also auf den Weg!«
Die beiden Windsegler, die Fähigsten unter all den Fähigen, liefen zu den Schiffen. Während sich jeder an Bord schwang und den Brenner in Gang setzte, stieg Trauer in Thalen hoch über den Verlust seines eigenen Schiffes. Er hatte es selbst gebaut und fast wie ein eigenes Kind geliebt. Nun musste er im Gegensatz zu Kiorte ein fremdes steuern.
Der Gefangene sah, wie die beiden Windschiffe startbereit gemacht wurden. Jetzt war seine Zeit gekommen. Er fürchtete sich, aber er fürchtete sich noch mehr davor, in simbalesischer Gefangenschaft zu bleiben. Bisher hatten sie ihn nicht schlecht behandelt, nur einige Fragen über die Absichten der fandoranischen Armee gestellt. Er hatte sich geweigert zu antworten – nicht weil er besonders patriotisch gesinnt war, sondern weil er einfach nichts wusste. Doch hier kam die Chance: Als die beiden Windschiffe den Boden verließen, ließ eine plötzliche Windbö eines der noch von Kiortes Schiff herunterhängenden Taue hin und her peitschen, und einige Männer und Frauen versuchten aufgeregt, sich in Sicherheit zu bringen, was wiederum die Wachen ablenkte. Der Gefangene holte tief Luft und maß seine Kraft an den Rohlederstreifen. Sie schnitten in seine Haut, dann rissen sie, und er war frei. Und schon hatte er den einen der verdutzten Wächter gepackt und gegen den anderen geschleudert. Dann lief er auf das andere Windschiff zu, auf das niemand achtete.
Einige Soldaten sahen ihn laufen. Sie stießen laute Rufe aus und nahmen die Verfolgung auf, aber der Fandoraner sprang bereits hoch und packte eines der von Thalens Schiff herunterhängenden Seile und kletterte rasch hinauf.
Tweel hörte das Geschrei und sah, was geschah. Rasch ergriff er eine Armbrust und schoss einen Bolzen auf den Fandoraner. Das wild hin und her pendelnde Seil ließ ihn jedoch danebenschießen. Dann war der Fandoraner an Bord des Schiffes.
Thalen bemerkte seine Anwesenheit erst, als das Schiff unter dem zusätzlichen Gewicht plötzlich zu schlingern begann. Er verlor das Gleichgewicht. Als er wieder auf die Beine kam, sprang der Fandoraner auf ihn zu. Er packte Thalen in der Absicht, ihn über Bord zu werfen. Thalen schlug ihm mit aller Kraft ins Gesicht, so dass der Griff des schmerzgepeinigten Fandoraners nachließ. Sie rangen weiter miteinander, und ihr sich verlagerndes Gewicht ließ das Windschiff hin und her schaukeln.
Tweel hob wieder die Armbrust und zielte. Falkenwind sah es und brüllte, aber zu spät. Der Bolzen zischte durch die Luft.
Kiorte, der von seinem eigenen Schiff aus hilflos zusehen musste, schrie entsetzt auf, als aus dem Rücken seines Bruders plötzlich ein Pfeil herausragte – Thalen war im Zweikampf ins Schussfeld geraten. Die Kraft des Bolzens war so groß, dass beide Männer das Gleichgewicht verloren und der Fandoraner mit dem Rücken gegen die Reling schlug. Sie gingen beide über Bord und schlugen auf dem Boden auf.
Kiorte brachte sein Windschiff sofort herunter und seilte sich ab, bevor es den Boden erreicht hatte. Er überließ es den anderen, das Schiff zu verankern, und rannte zu seinem Bruder.
Falkenwind rannte ebenfalls und mit ihm die meisten anderen. Kiorte war zuerst bei den Abgestürzten. Er kniete nieder und zog seinen toten Bruder sanft aus dem erstarrten Griff des Fandoraners. Dann drehte er sich um, die Leiche auf den Armen, und blickte Falkenwind an. Falkenwind blieb stehen; der Hass in
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