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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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Wächter so lange wie möglich aufhalten.«
    Amsel nickte und schürte das Feuer. »Ich brauche Anweisungen«, sagte er. »Ich weiß viel zu wenig von Simbala, als dass ich blind nach Norden steuern könnte. Und wie steht es mit Proviant und Wasser?«
    Ephrion nickte und zog die Schriftrolle aus seiner Robe. »Dies ist die Karte eines erfahrenen Windseglers. Er hieß Eilat.« Er legte die Karte auf das Kajütendach. »Vorräte sind in der Kajüte«, fuhr er fort, dann zog er eine lange Stange aus einem Gestell im Rumpf des Schiffes. »Wenn die Segel gefüllt sind, benutze dies, um das Schiff aus der Vertäuung zu lösen.« Er steckte die Stange wieder in das Gestell und streckte Amsel die Hand entgegen. »Du wirst zurückkommen, Amsel aus Fandora. Du wirst in Frieden zurückkommen.«
    Amsel ergriff die Hand des Monarchen.
    »Ich muss dich jetzt verlassen«, sagte Ephrion und kletterte die Strickleiter hinunter. »Gute Reise, Amsel!«
    Amsel winkte wortlos und begann, die Taue loszumachen.
    »Gute Reise!«, murmelte er, während die Schritte des alten Mannes verklangen. »Ich bin im Begriff, menschenfressenden Kreaturen gegenüberzutreten, und er wünscht mir eine gute Reise!«
    Nachdem er alle Taue mit Ausnahme der wichtigsten losgemacht hatte, lief Amsel zurück zum Brenner, um die Edelsteine wieder zu besprühen. Dann nahm er die Karte an sich und ging zum Bug des Windschiffs, um sie eingehend zu studieren.
    Doch schon kurz darauf tauchten zwei Wachen auf und kamen schreiend angerannt. Amsel warf schnell das letzte Tau über Bord und stieß das Schiff mit der Stange vom Boden ab. Die Segel waren noch nicht ganz gefüllt – das Schiff schwankte beängstigend, und Amsel verlor den Halt. Die Wachen warfen mit Speeren, aber die Speere erreichten ihn nicht mehr. Er stand mühsam wieder auf und blickte über die Reling. Ihm wurde sofort klar, dass er in der Nähe der Schoten hätte bleiben müssen. Die Spitze des Palastes mit dem Wald darum herum lag schon weit unter ihm. In den vorderen Segeln war offensichtlich zu viel Gas, denn das Deck neigte sich in einem stumpfen Winkel. Amsel verringerte die Gaszufuhr, ergriff die Ruderpinne und begann, das Schiff vorsichtig zu steuern. Zu seiner Erleichterung fand er bald die richtige Einstellung, um die Segel auszugleichen. Er kehrte in die Mitte zurück und nahm Ephrions Karte wieder auf, um seinen Kurs zum Drachenmeer festzulegen.
    Er stellte fest, dass die niedrigen Wolken sich allmählich auflösten. Weit in der Ferne, jenseits des Waldes, schien die Sonne, und Amsel sah eine Schar dunkler Vögel durch ihr Licht fliegen. Hier oben war alles so friedlich. Es fiel einem schwer, sich vorzustellen, dass die Menschen in einem so schönen Land an so törichte Dinge wie Krieg und Intrigen dachten.
    Das Schiff stieg immer noch und befand sich jetzt in gefährlicher Nähe der nach Norden blasenden Winde; Amsel sah, wie sie die höheren Wolkenschichten zerrissen. Dann stellte er fest, dass die Vogelschar, die er in der Ferne gesehen hatte, auf ihn zuflog. So sah es jedenfalls aus. Als die Wolken zurückwichen, sah er, dass es ein einziger Vogel war. Merkwürdig, dachte Amsel, wie einen das Fehlen von Anhaltspunkten hier oben zum Narren halten kann.
    Dann wurde ihm klar – und ein Kälteschauder überlief ihn -, dass das geflügelte Wesen viel, viel zu groß war – es war kein Vogel, auch nicht eine Schar von Vögeln. Es war ein Frostdrache.
    Amsel packte voller Furcht die Reling. Die Riesenflügel brachten das Wesen schneller voran als der Wind das Windschiff. Die gelben Augen, jedes von ihnen so groß wie Amsels Kopf, waren mit einer seltsamen Entschlossenheit auf ihn gerichtet. Der Frostdrache stieß herunter auf ihn, die Krallen auf das Windschiff gerichtet. Diese Krallen konnten die Segel in Fetzen zerreißen – oder eine Schwinge, an der ein lachendes Kind hing …
    Amsel begann zu zittern. Er hatte nicht viel Zeit gehabt, über Ephrions Worte nachzudenken. Die erstaunliche Feststellung, dass Feuerdrachen und Frostdrachen tatsächlich noch existierten, hatte so viele Konsequenzen, dass er ihre Erwägung zunächst zurückgestellt hatte. Jetzt jedoch, mit dem Geschöpf vor Augen, fügten sich in Amsels Vorstellung plötzlich lauter Bruchstücke verschiedenster Fakten zu einem großen Ganzen zusammen. Was Ephrion angedeutet hatte, entsprach der Wahrheit! Amsel hatte das Wrack der Schwinge und Johans zerschundenen Körper nie gesehen, aber er hatte Jondalruns Beschreibung

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