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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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leicht hinkend, und sprang über Risse hinweg. Er kam am Eingang zu einer anderen Höhle vorbei, und Gestank wehte ihm entgegen. Er bückte sich, als das überraschte Wesen in der Höhle durch den Nebel nach ihm hieb. Dann war er außer Gefahr und immer noch beim Abstieg.
    Ein lautes Kreischen ertönte, und ein plötzlicher Windzug umbrauste ihn. Er klammerte sich an einem Gesteinsblock fest, um nicht vom Felsen gefegt zu werden. Der schwarze Frostdrache stürzte an ihm vorbei und berührte mit der Spitze eines Flügels fast das Kliff. Amsel wusste, dass die Flügel des Düsterlings zu groß waren, um ihn zu erreichen, aber ihr Luftstrom konnte das ebenso wirkungsvoll besorgen. Vor ihm war ein schmaler Kamin – er erreichte ihn gerade vor dem nächsten Anflug des Drachen. Mit dem Rücken gegen die eine, den Füßen gegen die andere Wand gepresst, begann er den Abstieg. Der Basalt war glatt und feucht, was ihm wenig Halt bot, seine Kleider und Haut aber vor weiteren Verletzungen verschonte. Dann fühlte er plötzlich Boden unter sich. Amsel war auf der obersten Schicht eines Steinschlags angekommen, der den Kamin verstopfte. Von dort aus war der Abstieg über den mit Geröll übersäten Hang verhältnismäßig leicht. Amsel lief, hüpfte, stolperte und riss sich die Hände an den Felsen auf. Der Nebel verbarg ihn vor dem schwarzen Drachen und den anderen – aber sicher nur für eine kurze Gnadenfrist.
    Er betrachtete die Felsen vor ihm. Unter den Höhlen lag eine Reihe schmaler Schluchten entlang dem Fuß der Klippen, groß genug für einen Menschen, aber zu eng für auch den kleinsten Frostdrachen. Er lief auf sie zu, und schon wieder hörte er den Schlag schwerer Flügel!
    Amsel sprang auf die Risse zu, die den kahlen Boden spalteten, und ließ sich in einen nassen Spalt fallen. Dann blickte er hinaus. Über ihm herrschte ein Sturm, hervorgerufen von den Flügeln des erbosten Frostdrachen. Krallen schwebten über den Spalt hinweg, und Amsel duckte sich. Der Riss war zu eng zum Laufen, aber wenn er sich seitlich voranbewegte, konnte er sich hindurchquetschen. Nach einer Weile weitete sich der Spalt. »Nur noch ein kleines Stück«, keuchte Amsel, »dann bin ich in der Schlucht.« Er blickte zum Himmel und sah die Frostdrachen kreisen. Er hastete weiter, durch den Felsvorsprung geschützt. Wenige Minuten später stürzte er außer Atem auf die Klippen zu, wo ein Riss sich zu einer Schlucht erweiterte.
    »Hier können sie mich nicht finden!«, rief er erleichtert aus. Er blickte durch die schmale Öffnung des Kliffs und dachte kurz über sein Entkommen nach; wie ein paar Samenschoten aus Fandora auf ein Geschöpf der Legende gewirkt hatten. »Ich bin in Sicherheit!«, rief er und gönnte sich eine Ruhepause.
    Dann erinnerte er sich an die eisigen Winde, die zusammen mit der Dunkelheit aufkommen würden.
    Wenige Stunden später wurde es Nacht. Trotz seiner Vermutung, dass die Frostdrachen im Dunkeln gut sehen konnten, war sich Amsel ziemlich sicher, dass sie die Suche nach ihm erst einmal aufgegeben hatten. Der Nachthimmel war klar. Er fror und hatte jetzt auch Hunger, aber seine Tasche war leer. Bei der Suche nach einem Stückchen Brot stellte er fest, dass er auch keine Schoten mehr hatte.
    »Wenn ich es schaffe, bis an den Fluss zu kommen«, murmelte er, »kann ich dort vielleicht irgendwelche Pflanzen finden.« Kurz darauf mündete die Schlucht in ein breiteres Tal. Im Westen sah er das Ufer des Flusses. Entlang dem Ufer wuchsen Binsen und Schilfrohr und sogar ein oder zwei junge Triebe, alles von einer dünnen Raureifschicht bedeckt. Amsel blickte wieder zum Himmel hinauf und seufzte. Ich muss etwas essen, dachte er, und wenn es nur eine Pflanze ist. Langsam entfernte er sich vom Rand der Schlucht und lief durch das Tal auf das Flussufer zu. Etwa fünfzig Fuß weiter sah er plötzlich einen Umriss wie von einem zottigen Tier, das ihm in der Dunkelheit auflauerte. Amsel erstarrte, aber dann wurde ihm klar, dass es gar kein Tier war, sondern einer der Schlafpelze, der offensichtlich beim Absturz des Windschiffs herausgefallen war. »Das nenne ich Glück!«, rief Amsel und legte sich den Pelz um die Schultern. Als er ans Ufer kam, entdeckte er etwas, was langsam am Ufer entlangtrieb. Es war ein langes Stück Holz, mit blauem Stoff bedeckt. Nein, dachte Amsel, nicht mit irgendeinem Stoff, sondern mit einem Stück von den Ballonsegeln. Er fischte es aus dem eisigen Wasser heraus. Das Holzstück war einen Fuß breit

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