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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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den Krieg und den Drachen herausbekam.
    Er blickte auf die Straße, die sich zur Valian-Ebene schlängelte. Die Truppen aus dem Südland sollten über den Ostpass zurückkehren. Wenn er zuerst Ceria und dann die Soldaten rechtzeitig finden konnte, würde er in vierundzwanzig Stunden wieder in Oberwald sein.
     
    Tweel saß bekümmert auf einem Felsen am Rand der Lichtung, auf der die Freiwilligen aus Nordwelden lagerten. Er starrte stumm auf den Mond, als Willen zu ihm trat.
    »Vora lehnt immer noch ab, uns zu gestatten, in die Hügel vorzudringen«, sagte er. »Man könnte meinen, die Linien der simbalesischen Armee brächen auseinander, so wie der redete.«
    Tweel beachtete ihn nicht.
    »Sie tun nichts. Überhaupt nichts! Fürchten sich vor dem Drachen, allesamt. Vora auch. Falkenwind ist in irgendeiner geheimen Mission unterwegs, und jetzt wagt keiner, etwas zu unternehmen. Dabei verstecken sich die Bauern doch bloß in den Hügeln. Wir könnten sie im Handumdrehen zu den Booten zurückdrängen!«
    Tweel schwieg immer noch.
    Willen runzelte die Stirn. »Vora traut uns nicht!«
    »Kann man ihm nicht verdenken«, brummte Tweel. »War kein Fandoraner, der Thalen getötet hat.«
    »Das war nicht deine Schuld«, sagte Willen. »Es war ein Unfall.«
    Tweel schüttelte den Kopf. »Das ändert nichts daran. Ich bin schlimmer als ein Dummkopf.«
    »Und jetzt willst du dasitzen und grübeln?« Willen kratzte sich an der Wange, die mit Bartstoppeln bedeckt war. »Du bist ein Weldener, Tweel! Du kannst nicht einfach so rumsitzen!«
    »Was soll ich denn tun?«, schrie Tweel.
    Willen schob ihn vom Felsen herunter. »Vergiss nicht, warum wir hier sind!«, brüllte er. »Die Fandoraner haben ein Kind aus Nordwelden ermordet!« Er blickte zu General Vora und der Kavallerie auf der anderen Seite der Lichtung hinüber. »Vora behauptet immer wieder, wir gehörten nicht zu seiner Armee. Warum sollten wir seinen Befehlen gehorchen? Ich schlage vor, wir nehmen unsere Leute, schleichen uns in die Hügel da drüben und jagen diese Kindermörder davon!«
    »Und was ist mit dem Drachen?«
    »Wer interessiert sich schon für den Drachen? Wir sind alle Jäger! Wollen mal sehen, wie er mit hundert Pfeilen im Bauch fliegt! Komm schon, Tweel! Jetzt kannst du Vora zeigen, dass du auch das richtige Ziel treffen kannst!«
    Tweel erhob sich rasch und blickte Willen zornig an.
    Willen wurde rot. »Tut mir leid, Freund. Manchmal rutschen mir die Worte zu schnell raus. Ich bin nicht der Feind, Tweel.« Er zeigte auf die Hügel. »Der sitzt dort.«
    Tweel atmete tief aus und nickte.
    Die beiden Weldener brachten im Nu den Rest der Truppen aus Nordwelden auf die Beine. Leise tauchten sie im Dunkel unter und bewegten sich langsam am Rand der Hügel entlang, durch die tiefen Rinnen und Hohlwege, die ins Kamerantal führten. Sie suchten Deckung hinter Bäumen, Felsen und Sträuchern. Willen wusste, dass auf den Hügeln fandoranische Wachposten standen. Er hatte den anderen gesagt, sie sollten sich Zeit lassen. Manchmal brauchten sie eine ganze Stunde, um eine ungedeckte Strecke von zehn Fuß zu überqueren. In den Hohlwegen, wo undurchdringliche Dunkelheit herrschte, erzeugten sie auf ihrem Weg durch unsichtbares trockenes Laub kaum ein Knistern. Sie bewegten sich langsam und sicher auf Stellungen zu, die eine Art Ring um das Zentrum der Hügel bildeten. Sie hatten nur eine einzige Chance, die Fandoraner zu überraschen, das wusste Willen. Und er würde die Chance nutzen, um sie zurück an die Küste zu treiben.

29
     

     
    Amsel setzte seine Fahrt flussabwärts die ganze Nacht durch fort. Oft geriet er in gefährliche Situationen; sein behelfsmäßiges Floß sauste mit ungeheurer Geschwindigkeit über Stromschnellen und durch Flussengen. Dann klammerte Amsel sich jedes Mal an die Stränge, die das winzige Fahrzeug zusammenhielten, und hoffte, dass es nicht an den Felsen zerschmettert würde. Trotz des Fells zitterte er vor Kälte, aber eine neue Hoffnung hielt ihn aufrecht, die Hoffnung, dass es noch Feuerdrachen gab. Denn wenn die Frostdrachen vorhatten, Fandora und Simbala zu überfallen, konnte nur ein Feuerdrache sie davon abhalten.
    Amsels Situation wurde noch gefährlicher, als ein Sturm aufkam. Kalte Winde peitschten auf ihn ein, und hin und wieder kamen Graupelschauer herunter. Im Mondlicht sah er Wolken, die sich am Himmel auftürmten. Doch als dann der Morgen dämmerte, war noch kein Regen gefallen. Zwischen fernen Berggipfeln sah Amsel Blitze

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