Drachenland: Roman (German Edition)
Führung der Truppen zu übernehmen.
»Es tut mir leid«, sagte Kiorte. »Aber es ist zum Besten Simbalas.«
»Es ist zum Besten Eviraes!«, rief Vora. »Sie hat Euch alle eingewickelt! Ich lehne es ab, hiermit irgendetwas zu tun zu haben«, fuhr er etwas leiser fort. »Falkenwind regiert Simbala, nicht Eure Gemahlin.«
Kiorte blieb unbewegt. »Wo ist Falkenwind?«, fragte er. »Ich habe hier Papiere, die seine Festnahme anordnen.«
Vora lachte höhnisch. »Papiere! Noch mehr Papiere! Sie kriegt ihn nicht, Kiorte. Falkenwind ist nach Süden geritten, um die fehlenden Truppen zurückzuholen.«
Kiorte sah erschrocken aus. »Er hat Euch das Kommando überlassen?«
»Ja! Was sonst hätte er tun sollen, wo Eure Gemahlin ihn bei jeder Gelegenheit beschuldigte?« Er wandte sich entrüstet ab.
Kiorte sah Vora hochmütig an. »Ein echter Monarch würde seine Armee nie im Stich lassen«, sagte er.
»Ein echter Windsegler würde nicht den Ehrgeiz seiner Frau benutzen, um ans Kommando zu gelangen!« Vora funkelte Kiorte an, als wolle er sich mit ihm schlagen.
»Das reicht«, sagte Kiorte leise. »Keine Auseinandersetzungen vor den Männern! Ich schlage vor, dass wir im Interesse Simbalas zusammenarbeiten.«
»Niemals!«
»Die Armee untersteht jetzt mir, Vora. Es wäre sehr töricht, wenn Ihr Eure Leute im Stich ließet. Und vergesst nicht, mein Bruder wurde ermordet!«
Der General, der sich in gewisser Weise für das, was geschehen war, verantwortlich fühlte, wandte sich ab und sagte etwas betreten: »Das war die Schuld eines Nordweldeners, nicht eines meiner Soldaten.«
»Die Weldener wurden von Falkenwind angeworben – ein weiterer Versuch, andere Methoden einzuführen.«
Vora blickte Kiorte nicht an. »Die Weldener sind für uns ohne jeden Nutzen, da stimme ich mit Euch überein.«
»Wo sind sie? Ich möchte mit dem Verantwortlichen sprechen.«
Vora blickte auf. »Ihr Lager ist auf einer Lichtung hinter den Bäumen dort drüben. Sie warten auf neue Befehle.«
Kiorte schüttelte den Kopf. »Auf der Lichtung ist niemand. Ich bin dort gelandet.«
»Ihr müsst Euch irren, Kiorte. Ich selbst habe ihnen den Platz zugewiesen.«
Vora schickte eine Botin, um Tweel holen zu lassen, aber nach wenigen Minuten kehrte die Frau mit der Meldung zurück: »Die Nordweldener haben das Lager verlassen, und niemand weiß, wo sie sind.«
Baron Tolchin summte eine seiner Lieblingsmelodien, während er den Weg zu Eviraes Villa hinunterschlenderte. Er nahm die Wachen vor dem Haus belustigt zur Kenntnis und blickte hinauf zum Fenster des Schlafzimmers. Er entdeckte General Jibrons rotes Gesicht und hörte ihn zu Eselle sprechen: »Endlich ist es vorbei! Morgen wird Evirae offiziell zur Königin bestallt. Kiorte ist schon unterwegs, um das Kommando zu übernehmen. Bald werden die Fandoraner vertrieben sein.«
Der Baron nickte. Obwohl ihm nicht ganz wohl war bei der Entscheidung, bedauerte er sie nicht; es ging um zu viele Menschenleben. Er tastete nach dem Diadem in einer Geheimtasche seiner Jacke. Er wollte nicht, dass der Bergmann ins Gefängnis geworfen wurde, aber er wusste, dass Evirae keine Gnade kennen würde.
Er ging an den Wachen vorbei und betrat die Villa. Über dem Gebäude leuchteten die bunten Segel der zwei Windschiffe, die Kiorte als Vorsichtsmaßnahme gegen die Drachen dorthin befohlen hatte.
Obwohl er nicht direkt beteiligt war am Zustandekommen des Treffens, betrachtete Mesor das Ergebnis als den Höhepunkt seiner Arbeit für Evirae. Er hatte aus ihren kleinlichen Intrigen Politik gemacht; sein eigener Ehrgeiz hatte zu ihrem Erfolg geführt. Sobald Evirae regierte, waren auch seine Stellung und seine Sicherheit gewährleistet. Er hatte Kuriere unter Kaufleuten und Beamten die Nachricht verbreiten lassen, dass ein Wechsel bevorstände und dass die Prinzessin sich an alte Freunde erinnern würde – und an alte Feinde. Viele beachteten diese verhüllte Drohung nicht, aber einige reagierten rasch und versicherten ihn, den sie früher nur belächelt hatten, jetzt ihrer Anerkennung.
Mesor wusste, dass er ein Vermögen machen konnte, wenn er sofort zugriff. Und sollte Evirae das Pech haben, nur kurz zu regieren – die königliche Familie würde sie genau beobachten -, so hätte er immer noch sein Vermögen, seine Tukas.
Es dauerte nicht lange, bis sein neuer Status bestätigt wurde. Kurz nach Mitternacht verkündeten Ausrufer in ganz Oberwald die Nachricht von Eviraes bevorstehender Krönung. Falkenwind
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