Drachenland: Roman (German Edition)
verging, aber die kalten Winde blieben. Bald konnten unsere Eier nicht mehr ausgebrütet werden, nicht einmal im Land südlich dieser Höhlen.«
Unbewusst zerrte der Drache an seiner Kette, während er sprach. »Meine Vorgänger schickten Boten in das Land südlich des Meeres, um festzustellen, ob wir dort eine neue Heimat finden könnten. Sie stießen auf ein warmes Land voller Wälder und Seen, und nur auf den höchsten Berggipfeln herrschte Frost.«
»Das könnte Simbala sein«, sagte Amsel.
Der ergraute alte Kopf nickte schwerfällig. »Wir blieben dort nur eine kurze Zeit, denn das Land wurde bald zu heiß für uns.«
»Das sind die Jahreszeiten«, sagte Amsel. »Es wurde Sommer.«
»Wir wussten nur, dass wir nicht länger dort bleiben konnten. Eine Anordnung wurde getroffen, um die Frostdrachen vor dem Flug in den Süden zu bewahren. Viele von uns kehrten in diese Höhlen zurück, während unsere Boten weiter nach Süden geschickt wurden, um Hilfe bei den Wesen zu suchen, die sich Menschen nannten. Wir wussten, dass die Menschen in vielen Ländern überlebt hatten, und wir hofften, dass ihr Geheimnis uns helfen würde, den Frost zu besiegen.
In den südlichen Ländern waren die Menschen freundlich, aber sie konnten uns auch nicht helfen. Unsere Boten blieben dort, in der Hoffnung, mehr zu erfahren.«
»Es gab kein Geheimnis«, sagte Amsel. »Der Mensch ist anders als die Drachen, so wie das Land im Norden anders ist als das Land im Süden. Ihr könnt überleben, wo wir es nicht können, ebenso wie ein Seewurm im Meer leben kann.«
»Wir wussten damals nichts über diese Dinge. Wir hatten Angst. Immer weniger Junge wurden ausgebrütet. Wir führten Menschen in diese Höhlen, weil wir hofften, sie könnten uns helfen, die Jungen gegen den Frost zu schützen.«
Das hätte doch möglich sein müssen, wunderte sich Amsel, doch der Drache fuhr fort: »Unsere Boten wurden in andere Länder geschickt, nach Osten und nach Westen, aber nur wenige kehrten zurück. Die Menschen blieben in unseren Höhlen und erforschten uns. Es bestand immer noch Hoffnung, sie könnten einen Weg finden, den kalten Winden Einhalt zu gebieten, aber in der nächsten Generation gab es noch weniger von uns. Nichts half. Die letzten Boten wurden in den Westen geschickt. Ich wurde schließlich Anführer der wenigen Überlebenden, und zu meiner Zeit wurden überhaupt keine Jungen mehr ausgebrütet. Viele von uns gingen in der Kälte zugrunde. Und dann betrogen die Menschen uns.«
»Betrogen euch?«
»Die Menschen waren hinter die Geheimnisse unserer Rasse gekommen. Sie wussten von den Edelsteinen, die von einer Generation zur nächsten weitergereicht wurden. Es gab acht Edelsteine – einen aus jedem Kopf der acht Drachen, die uns in vergangenen Generationen regiert hatten.«
»Du gehörst also zur neunten Drachengeneration?«, fragte Amsel.
»Ich bin der Letzte«, fauchte der Drache. »Ich bin der letzte meiner Rasse. Ich habe die anderen an die Menschen verraten.«
Amsel blickte den Drachen bestürzt an. »Du sagtest doch, dass die Menschen euch verraten haben!«
Der Drache seufzte kurz und tief auf. »Wir hatten Angst, weil kaum noch Nahrung zu finden war, und was die Menschen mit uns geteilt hatten, ging allmählich zur Neige. Sie erzählten uns noch einmal von ihren Plänen, wie sie uns helfen könnten, zu überleben. Wenn sie die Edelsteine sehen dürften, die die Geschichte und die Geheimnisse unserer Rasse enthielten, könnten sie ihnen vielleicht etwas entnehmen, was sie in die Lage versetzen würde, den Wind zu besiegen.« Der Drache stöhnte. »Das war verboten, verboten durch einen Erlass aus frühester Zeit, als wir noch im Norden lebten. In meiner Verzweiflung gestattete ich ihnen, die Edelsteine zu studieren, ich selbst enthüllte ihnen also die Geheimnisse unserer Vergangenheit. Ich wollte nur denen von uns, die noch übrig waren, helfen, zu überleben, aber die Menschen betrogen mich. Sie benutzten die Edelsteine, um zu erfahren, wo wir verwundbar waren, und dann lockten sie mich in diese Falle und ketteten mich an. Ich konnte nicht entkommen.« Der Drache blickte hinunter auf seine Fessel. »Dann verließen sie uns. Die Edelsteine nahmen sie mit. Unser Schatz, unser Erbe war verloren, und ich war gefangen. Der Inhalt der Edelsteine war nicht für Menschen bestimmt, und wenn man ihn benutzte, konnte das großen Schaden zur Folge haben. Aber sie missachteten meine Warnungen.«
Amsel blickte auf das dunkle,
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