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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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hinunter. Der Drache wandte ihm den Kopf zu und brüllte wieder. Sein warmer Atem drang zu Amsel, und Amsel war überrascht, wie angenehm der Geruch war – wenn auch erdrückend.
    »Du … bist … zurückgekehrt!« Die Worte des Drachen hallten von den Wänden zurück.
    »Zurückgekehrt?«, murmelte Amsel. »Ich war noch nie hier.« Er blickte hinunter zum Drachen und wiederholte die Worte vorsichtig. Dann schrie er: »Ich bin noch nie hier gewesen. Ich komme von Fandora!«
    Der Drache schwieg einen Augenblick lang, dann hob er den Kopf, so hoch er konnte. »Langsam!«, brüllte er. »Deine Stimme gellt mir in den Ohren! Sprich die Worte langsam.«
    Amsel schrie die gleichen Worte noch einmal. Wenn das so weitergeht, dachte er, habe ich bald keine Stimme mehr.
    Dann – während seine Worte in der Höhle verhallten – fügte er hinzu: »Ich brauche deine Hilfe für die Länder Fandora und Simbala!«
    Der Drache sah ihn an und wiederholte die Worte langsam und düster.
    »Ja!«, rief Amsel. »Stimmt! Fandora und Simbala!«
    Der Drache senkte den Kopf ein wenig. »Habe ich noch nie gehört«, knurrte er.
    »Sie sind von den Frostdrachen angegriffen worden.«
    Der Drache hob den Kopf wieder. »Von den Frostdrachen?«
    »Ja!«, schrie Amsel.
    »Komm herunter«, sagte der Feuerdrache.
    Amsel blinzelte betreten.
    »Komm herunter!«, brüllte der Drache wieder. »Die Menschen haben schon vor langer Zeit einen Weg gebaut.«
    Obwohl Amsel die Treppe aus Stein schon vorher bemerkt hatte, gab er sich keine Mühe, sofort hinzulaufen. Er musterte die langen gelben Zähne des Drachen. Wenn er sich in Reichweite befand, konnte das Wesen ihn im Nu verzehren. Sollte er es etwa wagen, zum Boden der Höhle hinunterzusteigen? Aber er war überzeugt, dass der Angriff der Frostdrachen auf Fandora und Simbala erst begonnen hatte. Um diese Kreaturen abzuwehren, musste er sich der Hilfe des Drachen vergewissern. Bedroht oder nicht bedroht – er musste das Risiko eingehen, um die Wahrheit herauszufinden – und eine Möglichkeit finden, den Krieg zu beenden.
    Amsel wollte wenigstens einen gewissen Sicherheitsabstand einhalten und ging auf die Treppe zu.
    Als er unten ankam, schien der Drache wieder eingeschlafen zu sein. Amsel trat vorsichtig auf die weichen, leuchtenden Flechten. Von seinem neuen Standort konnte er den Drachen besser sehen. Beim Anblick der Riesenfessel oberhalb seiner Pranke zuckte Amsel zusammen. Das Metall war rostig vor Blut. Amsel war verwirrt. Wenn die Beschreibungen in den Legenden zutrafen, warum hatte man dann ein so edles Wesen in Ketten geschmiedet?
    Amsel war fest entschlossen, das herauszufinden. Während er sich dem Drachen näherte, versuchte er, die Reichweite des riesigen Halses und der enormen Krallen abzuschätzen. Er näherte sich dem Wesen so weit, wie er es für sicher hielt.
    »Hallo«, sagte Amsel.
    Die Hörner des Wesens schienen sich zu bewegen, aber es öffnete die Augen nicht.
    »Hallo!«, wiederholte Amsel.
    Der Drache hob den Kopf ein wenig, und ein Augenlid öffnete sich. Ein mitternachtsblauer Spiegel erschien, und Amsel sah sich selbst darin.
    »Komm her«, sagte der Drache leise und knurrend und schlug dabei mit einer Pranke auf den Boden.
    Amsel wartete ab.
    Der Drache seufzte. »Komm her«, sagte er etwas milder. »Ich werde dir nichts tun. Es spricht sich leichter, wenn man sich näher ist.«
    Amsel holte tief Luft. »Denke an die Legenden deiner Kindheit«, hatte Ephrion zu ihm gesagt. Amsel holte noch einmal tief Luft und ging auf den Drachen zu.
    »Die Frostdrachen haben mein Volk angegriffen«, sagte er, während er sich langsam näherte, und gab sich Mühe, jedes Wort mit tiefer Stimme langsam auszusprechen. »Wir brauchen deine Hilfe, Drache.«
    Das Wesen stöhnte auf. »Nenn mich nicht Drache«, sagte es. »Das ist ein Wort der Menschen.«
    »Ich kenne deinen Namen nicht«, sagte Amsel vorsichtig.
    Er befand sich jetzt in Reichweite der Krallen.
    Der Drache schnaubte. »Wir haben keine Namen. Das ist ein Brauch der Menschen.«
    »Etwas mehr als ein Brauch«, entgegnete Amsel. »Es gibt so viele von uns, dass wir eine Möglichkeit haben müssen, uns auseinanderzuhalten.«
    »Dann ist es den Menschen gut ergangen?«
    »Ja. Allein in Fandora gibt es Tausende, und Fandora ist ziemlich klein im Vergleich zum Südland.«
    »Das Südland«, sagte der Drache mit rauer Stimme. »Das ist die Heimat der Menschen.«
    »Es ist eine Gegend, wo Menschen leben«, sagte Amsel, »genauso wie

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