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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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bringen und dort als Mörder und Spion unter Anklage zu stellen!«, rief der Jüngste.
    »Tut mir leid«, sagte Amsel, »aber ich wollte gerade gehen.« Er drehte sich um und lief. Die drei Ältesten rannten hinter ihm her; einer von ihnen stolperte über ein Tischbein und warf eine unter einem Destillierkolben brennende Kerze um. Die Kerze fiel in eine mit Telharnaöl gefüllte Steingutschale. Das Öl stand plötzlich in Flammen und setzte einen Stapel Schriftrollen neben der Sammlung versteinerter Knochen in Brand.
    Die drei Ältesten entkamen nur knapp nach draußen. In dem Durcheinander schlüpfte Amsel durch ein Seitenfenster hinaus. Er kletterte rasch den alten Baum neben seinem Haus bis zur Mesa hinauf, versteckte sich dort hinter einem Grasbuckel und sah zu, wie der Rauch aufstieg. Sein Haus und sein ganzer Besitz standen in Flammen – sein gesamtes Lebenswerk, Ergebnisse von Experimenten und Untersuchungen, die zwar allein von Wissensdurst motiviert, aber deshalb nicht weniger wertvoll waren. Amsel sah schweigend zu, während ihm Tränen über die Wangen liefen. Als der Rauch dünner wurde, wandte er sich ab und machte sich auf den Weg. Ihm waren nur noch die Dinge in seinen verschiedenen Taschen geblieben – seine Brille, ein Notizbuch, die Schoten, die er vor ein paar Tagen hatte untersuchen wollen, und ein Messer. Die Karte von Simbala hatte er verloren.
    Er lief durch das Licht des frühen Morgens auf die Klippen zu. Bei jedem Geräusch machte er einen nervösen Satz in die Luft, in jedem Schatten glaubte er die Ältesten sprungbereit lauern zu sehen. Hungrig und müde, wie er war, fragte er sich, warum er versuchte, diese Menschen zu retten, die ihn ins Gefängnis stecken wollten und sein Haus in Brand gesteckt hatten. Er hatte nie einem Menschen ein Leid zugefügt, hatte sich sogar bemüht, allen aus dem Weg zu gehen, und so dankte man es ihm jetzt. Sollten sie doch ernten, was sie in ihrer Dummheit gesät hatten! Es würde ihnen recht geschehen, wenn die Simbalesen Zauberer waren und jeden Fandoraner zu Stein verwandelten!
    Wenn er auch nur über eine Spur von Vernunft verfügte, sagte Amsel sich, würde er versuchen, sich im Südland ein neues Leben aufzubauen. Aber er lief weiter aufs Meer zu. Und da kam es ihm so vor, als sähe er einen Jungen mit hellem Haar und lachendem Gesicht an einer Schwinge durch die Lüfte gleiten. Dann sah er ihn abstürzen, sah, wie die Freude in seinem Gesicht sich in Entsetzen verwandelte …
    Amsel schloss die Augen und presste die Handballen einen Augenblick lang fest dagegen, bis er leuchtende Muster sah. Dann schüttelte er den Kopf und ging weiter. Johan hatte es nicht verdient, Anlass für einen Krieg zu werden.
    Spät am Nachmittag kam Amsel an die Straße von Balomar. Vor einigen Wochen hatte er ein kleines, mit Proviant und Wasser ausgerüstetes Boot in einer Höhle am Strand festgemacht. Zu seiner Erleichterung befand es sich noch an Ort und Stelle. Er stach sofort in See, ruderte an den Brechern vorbei und setzte dann das einzige Segel aus Jitefasern. Er segelte gegen den Wind und musste langsam und ermüdend lavieren. Er war nervös. Er hatte sich beim Segeln nie weit vom Land entfernt, aber er musste es schaffen – Johan zuliebe.

7
     

     
    Die ersten Strahlen der Morgensonne drangen durch die Wolken, die Simbala seit Wochen umhüllt hatten. Papageien und andere Vögel erhoben sich in die Lüfte, gaben sich freudig der Sonne hin, und ihre Federn schillerten im Licht. Es war, als wäre über dem hohen Blätterdach Oberwalds ein Regenbogen in schimmernde Scherben zerbrochen. Für einen Augenblick schienen sie das Ende des Regens zu feiern – dann waren sie in einer Explosion ebenso rauer wie melodischer Rufe verschwunden. Im Bruchteil einer Sekunde war der Himmel einem einzigen Vogel überlassen, hoch oben, der sich rasch auf einen Spalt in dem Meer aus Grün fallen ließ.
    Es war ein Falke. Groß, mit gewölbten und starren Flügeln, schoss er durch die verflochtenen Zweige und Kletterpflanzen, die noch nass waren vom Sturm. Affen mit orangefarbenem Fell schnatterten vor Furcht und drückten sich eng an Baumstämme, als der Falke an ihnen vorbeischoss. Eichhörnchen verschwanden in Astlöchern und spähten blinzelnd daraus hervor.
    Der Falke beachtete sie nicht. Er brach durch das Blätterdach und tauchte in das gedämpfte grüne Licht des Waldes. Er flog zwischen riesigen Bäumen hindurch, über einen Waldboden, der dicht mit verschlungenem, nassem

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