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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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den Simbalesen zu tun hatte – dass er allein die Schuld an Johans Tod trug.
    Pennel, dem Vorsitzenden, war es gelungen, die Menge zu beruhigen. »Möchte noch jemand sprechen?«, fragte er.
    Amsel holte tief Luft und trat von seinem Felsvorsprung auf die Stufen. »Ich möchte sprechen«, sagte er. Seine Stimme kam ihm sehr schwach vor.
    Empörte Schreie wurden laut, als man ihn erkannte. Jondalrun sprang auf die Füße. »Spion!«, brüllte er.
    »Ich möchte zur Versammlung sprechen«, sagte Amsel. »Ich habe das Recht, zu sprechen …«
    »Du hast keine Rechte, Mörder!«, schrie ein anderer Ältester.
    »Du hast spioniert! Dich in den Felsen versteckt, der Ratsversammlung heimlich gelauscht!«
    »Wartet!«, rief Amsel. »Ich habe nicht …«
    »Er ist ein Spion!«, rief Jondalrun. »Fasst ihn!«
    Mehrere der jüngeren Ältesten, unter ihnen Tenniel, liefen die Stufen hinauf auf Amsel zu. Der Erfinder wurde von Panik erfasst und lief vor ihnen die alten natürlichen Stufen hinauf. Jenseits des ersten überwölbten Durchgangs war die Felswand eingebrochen. Amsel kletterte behände den Steilhang hinauf und war nicht mehr zu sehen.
    Zum zweitenmal sorgte Pennel dafür, dass allmählich wieder Ordnung eintrat. Wieder fragte er, ob sich noch weitere Sprecher zu Wort melden wollten. Diesmal erhielt er keine Antwort.
    »Dann«, sagte er mit schwerer Stimme, »kommen wir jetzt zur Abstimmung.«
     
    Amsel blieb nicht stehen, als er am oberen Ende des Steilhangs angekommen war. Er lief und sprang weiter, bis er sich endlich in luftiger Höhe in Sicherheit niederkauern konnte.
    Von dort aus lauschte er. Er sah die vor dem Amphitheater versammelten Stadtleute, die spielenden Kinder und die in düsterer Stimmung wartenden Männer und Frauen. Dann kam das erste Echo, als die Stimmen der Mitglieder der Ratsversammlung durch die Wände und Spalten der Berge hallten. Er hörte das erste »Ja«, dann ein zweites und noch eins, mit entschlossenen Stimmen gesprochen. Nur wenige stimmten mit »Nein«.
    Kurz danach verließen die Ältesten das Amphitheater. Die Wolken lichteten sich, doch schien die Luft jetzt noch drückender als vor der Versammlung. Amsel seufzte. »Kein Zweifel, überhaupt kein Zweifel. Sie haben für Krieg gestimmt, und wieder ist es zum Teil meine Schuld. Wenn ich nur nicht fortgelaufen wäre – aber was sonst hätte ich tun können? Sie waren in übler Stimmung; sie hätten nicht auf mich gehört. Und ich weiß ja selbst nicht, warum Johan tot ist.«
    Er senkte den Kopf. »Johan, Johan«, murmelte er. »Wenn sie auf diesem Unsinn bestehen, wirst du nur der Erste von vielen sein.«
    Er blickte zu den grauen Wolken hinauf. »Irgendjemand muss etwas unternehmen«, sagte er, »und es sieht so aus, als müsste ich das sein.«

6
     

     
    Die Kuriere gaben die Nachricht schnell weiter. Zum ersten Mal in seiner zweihundertjährigen Geschichte rüstete Fandora zum Krieg.
    Auf dem Marktplatz von Tamberly richtete Jondalrun, umgeben von den anderen Ältesten, das Wort an die Stadtleute: »Wir werden eine Armee aufstellen. Die Wälder und Windschiffe der Sim werden brennen, und ihre Übeltaten werden nicht mehr unsere Küsten verheeren. Sie werden ihre Strafe erhalten für den Tod, den sie nach Fandora gebracht haben.«
    Zögerndes Beifallsgemurmel ertönte. Tamark stand vor der Schmiede und beobachtete die Menschenmenge. Sie haben bekommen, was sie wollten, dachte er, und jetzt sind sie unsicher geworden.
    Nach der Ansprache traten Tenniel, Agron und Lagow zu Jondalrun, der mit finsterem Gesicht an einem Brunnen am Rand des Platzes stand. Lagow sprach als Erster: »Ich werde mich an die Entscheidung der Ratsversammlung halten, und ich erkenne deine Berufung zum Anführer unserer Armee an.«
    »Du erkennst sie an, aber du billigst sie nicht, Lagow.«
    »Es liegt nicht mehr in meiner Hand. Wir sind immer noch Nachbarn, Jondalrun, und ich bin immer noch ein Fandoraner. Hast du dir schon überlegt, wie du deine Armee ausheben und bewaffnen willst?«
    »Wir werden Waffen herstellen«, sagte Jondalrun. »Ein Mann weiß, wie man kämpft. Unsere wichtigste Waffe wird die Tatsache sein, dass wir im Recht sind und es wissen.«
    Lagow blickte hinunter auf seine schweren Stiefel, die mitgenommen waren von der Reise und dem Regen. »Es wird mehr als Enthusiasmus nötig sein, um die Simbalesen zu besiegen.«
    »Wenn du nicht genug Vertrauen hast, um dich uns anzuschließen, Lagow – ich bin sicher, es gibt andere in Jelrich, die

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