Drachenland: Roman (German Edition)
Stellmacher, den Sockel. Tamarks Worte beim Festessen und seine eigenen Einwände veranlassten ihn, seine abweichende Meinung darzulegen. »Warum sollten die Simbalesen überhaupt daran interessiert sein, uns anzugreifen?«, fragte er die Versammlung. »Wenn sie ein so leichtes, angenehmes Leben führen, warum sollten sie dann unser Land wollen?« Lagow sprach aufrichtig und eindringlich. Er wollte Jondalruns Bürde nicht noch schwerer machen, aber noch weniger verspürte er den Wunsch, sein Land in einen Krieg zu schicken.
»Sie beneiden uns um unsere Unabhängigkeit, unsere blühende Landwirtschaft und Fischerei!«, schrie Jondalrun. »Wir haben erfahren, dass sie gezwungen sind, Lebensmittel aus dem Südland einzuführen.«
»Ich könnte mir vorstellen«, sagte Lagow, »dass Zauberer keine Schwierigkeiten haben, sich mit Lebensmitteln zu versorgen.«
»Aber wo!«, rief Tenniel aus Borgen. »Sie kennen das Land nicht – sie verstehen kaum etwas von Landwirtschaft.«
»Ja!«, sagte jemand anders. »Sie können nie genug bekommen. Sie beneiden uns um unsere reichen Ernten und um unsere gesunden Kinder. Jedermann weiß, dass Zauberer Opfer brauchen, an denen sie ihr übles Handwerk üben können!«
Als der Protest abflaute, kehrte Lagow an seinen Platz zurück. Ein Gegenangriff auf Simbala schien viel Unterstützung zu finden. Die Hartnäckigkeit war erschreckend, aber er hielt es für angebracht, jetzt zu schweigen. Sonst würden sie sich nur noch mehr aufregen. Er beschloss, sich wenigstens für eine Mäßigung aller Aktionen einzusetzen, die die Ältesten vorschlugen, und auf jeden Fall gegen eine Invasion zu stimmen.
Tamark aus Kap Bage beobachtete Lagow; ihm gefiel dessen aufrichtige Art. Die Beschuldigungen, die erhoben worden waren, waren nicht bewiesen, stützten sich auf Gerüchte und sogar auf Lügen. Die Leute stürzten sich in einen Krieg, ohne zu wissen, was Krieg war. Er war gereist, hatte zuverlässige Informationen über die Simbalesen, und was er wusste, musste wohl jeden von einem Krieg abschrecken. Die Zauberer waren genial in der Verteidigung und Experten im Kampf; sogar Frauen nahmen daran teil. Tamark bedauerte den Tod der Kinder, aber er wusste, dass es eine andere Antwort geben musste. Er stand auf, um die Ältesten herauszufordern.
»Wir sind hier zusammengekommen, um über die Frage zu entscheiden: Krieg oder kein Krieg? Und ich sage euch: Es darf keinen Krieg geben!« Tamarks Stimme hallte aus dem Amphitheater wider.
»Dummkopf!«, kam ein Ruf aus den hinteren Reihen. »Verräter!«, hallte ein zweiter Ruf. »Es sind Kinder ermordet worden!«
Der Fischer sagte abwehrend: »Auch ich trauere mit Jondalrun, aber es gibt keinen Beweis dafür, dass ein Windschiff verantwortlich war für das tragische Ereignis. Ich habe noch nicht von einem einzigen Sachverhalt gehört, der eine Verbindung herstellt zwischen den Simbalesen und der Ermordung von Jondalruns Sohn.«
»Die Schwinge war zerfetzt. Ich habe es selbst gesehen«, sagte Agron aus Tamberly.
»Vergesst Tamark«, brüllte ein Ältester aus Delkeran. »Er ist ein törichter Fischer. Ich fordere eine Abstimmung!«
»Nein!« Tamark lief rot an und schlug mit seiner linken Faust in die rechte Hand. »Ihr alle werdet euch anhören, was ich zu sagen habe! Ich bin gereist; ich habe mehr gesehen, als ihr jemals sehen werdet! Ich weiß Bescheid über diese Zauberer! Ihre Armee würde uns schrecklich mitspielen! Wir dürfen wegen dieses Unglücksfalls keinen Krieg mit ihnen anfangen. Dein Sohn ist getötet worden, Jondalrun, aber wir wissen nicht, ob es Mord war.«
»Lügner! Es war Mord!« Jondalrun ging zornig auf den Sockel zu.
»Was ist mit der Tochter des Schäfers?«, fragte ein anderer Ältester. »Da gab es kein Kliff, von dem sie hätte abstürzen können, keinen einsiedlerischen Hexenmeister, der sie in den Himmel zaubern konnte. Es kann nur ein Windschiff gewesen sein!«
»Ihr habt gehört, wie die Simbalesen Gordain angegriffen haben«, brüllte Jondalrun. »Ohne den Regen wäre die halbe Stadt im Feuer untergegangen!«
»Ich mache mir Sorgen um die Sicherheit meiner Kinder«, sagte ein Ältester aus Gordain. »Wir müssen uns verteidigen.«
Viele der Ältesten begrüßten diese Forderung lautstark. Amsel murmelte in seinem Versteck: »Das hört sich gar nicht gut an.« Wenn es so weiterging, würde es Krieg geben.
Er erhob sich. Jetzt musste er sagen, was er zu sagen hatte. Er musste sie überzeugen, dass er nichts mit
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