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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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Zeit wie Mesor!« Lady Eselle betrachtete ihre Tochter missbilligend. Die Prinzessin wandte sich wieder dem Podium zu.
    »Indem wir Prinz Kiorte unsere Anerkennung seiner Verdienste aussprechen«, sagte Falkenwind in diesem Augenblick, »möchten wir auch den tapferen Brüdern des Windes für die ununterbrochenen Bemühungen um die Sicherheit Simbalas Anerkennung zollen.« Hierauf folgten Beifallsrufe.
    Ceria, die vor der Menschenmenge stand, blickte in die grünen Waldestiefen zu beiden Seiten der Plattform. Es gab eigentlich keinen Anlass dafür – außer einem merkwürdigen Gefühl der Unsicherheit. Für einen Augenblick sagte sie nichts, und dann war es schon zu spät. Über den Beifallsrufen ertönte eine Stimme, leicht bebend, aber klar und deutlich: »Simbala ist nicht sicher!«
    Alle Augen richteten sich auf die Bäume links von der Plattform. Alle sahen einen grün und braun gekleideten Mann, der in den über die Plattform reichenden Ästen eines Baumes kauerte. Bevor jemand sich bewegen konnte, warf er etwas, was wie zwei kleine graue Kugeln aussah, in Falkenwinds und Kiortes Richtung. Beide traten automatisch zurück, als das erste graue Ding – ein Stück Fels – krachend die polierte Oberfläche der Plattform berührte und über sie hinwegschlitterte, wobei es einen tiefen Kratzer in den makellosen Glanz ritzte. Die Menge hielt den Atem an. Das zweite graue Etwas sprang hinter dem ersten her, mit einem Stück Jiteschnur daran befestigt. Es war ein kleiner Beutel aus Leder.
    Noch bevor der Felsbrocken die glänzende Oberfläche berührte, flogen mehrere Pfeile von den Armbrüsten der Wachen am Rand der Plattform auf den Baum zu. Willen zog sich in das Blattwerk zurück und brachte sich hinter dem Baumstamm in Sicherheit.
    Gleichzeitig lief Ceria die Stufen zum Podium hinauf und stellte sich zwischen Falkenwind und den noch rollenden Felsbrocken. Wenn sie auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht hätte, wenn sie gesehen hätte, dass der auf das Podium geschleuderte Gegenstand keine Waffe war – sie hätte es nicht getan. Aber so lange wartete sie nicht.
    Sie erkannte sofort, was sie getan hatte. Es bedurfte nicht des vereinten Atemanhaltens der Menge und des folgenden Gewispers, um ihr das klarzumachen. Das Gerücht, dass sie nicht nur eine Ratgeberin Falkenwinds war, hatte sich jetzt bestätigt. Nicht einmal Ephrion oder der General waren mit solchem Eifer herbeigeeilt, um den Monarchen zu schützen – und sogar die Palastwachen waren mit ihren Pfeilen nicht schneller gewesen. Cerias und Falkenwinds Blicke trafen sich für Sekunden, und in diesen Sekunden sprachen sie in Gedanken miteinander; von ihrer Seite kamen Bedauern und Sorge, von seiner Verständnis.
    Jibron wandte sich dem hinter ihm stehenden Tolchin zu und lächelte wissend: »Ich habe es ja gesagt! Sie ist seine Geliebte!«
    Eviraes Finger krallten sich in Mesors Schulter; er spürte, wie ihre langen Nägel sich in den Stoff seines Umhangs pressten. »Mesor …«, zischte sie. »Ich habe es gesehen, Hoheit«, erwiderte er. »Das ist unsere … Eure Chance.«
    Die Wachen machten sich für einen zweiten Pfeilhagel bereit, aber Falkenwind rief ihnen zu: »Lasst das! Es ist kein Angriff!« Er wandte sich zum General, der seine Körperfülle auf die Plattform bewegt hatte und den Beutel aufhob. Er öffnete ihn; eine Weile mühten sich seine groben Finger mit der Zugschnur ab. Dann zog er ein zerknittertes Kleidungsstück hervor, das zu einem kleinen Knäuel zusammengedrückt war. Falkenwind untersuchte es rasch. Es war die Tunika eines kleinen Kindes, zerfetzt und zerrissen und so mit getrocknetem Blut verschmiert, dass die ursprüngliche Farbe kaum noch zu erkennen war. Wieder herrschte Schweigen, abgesehen von einem Zischen im Hintergrund, als jene, die zu weit entfernt waren, von den anderen über den Inhalt des Beutels informiert wurden.
    Falkenwind blickte in den Baum hinauf. »Zeige dich!«, rief er. »Niemand wird dir etwas antun. Zeige dich in Frieden!«
    Willen trat wieder auf die Äste hinaus, diesmal völlig ungeschützt von Blättern. Allen war klar, dass er aus Nordwelden kam, und wieder erhob sich ein leises Gemurmel.
    »Was willst du, Nordländer?«, fragte Falkenwind.
    Willen hielt sich mit beiden Händen an den Zweigen fest und hoffte inständig, dass die Schwachheit seiner Beine und das Zittern seiner Arme nicht zu offensichtlich waren. Es hatte großer Anstrengung bedurft, den Felsbrocken weit genug zu werfen. Doch seine

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