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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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niemand sonst es tat. Ceria gab zu, dass es gute Gründe für das allgemeine Misstrauen gab; viele Rayaner kamen durch Ränke und Diebstahl an Nahrung und Unterkunft. Cerias eigene Familie war ehrlich, aber Rayaner waren Rayaner. Und trotzdem war sie Innenministerin von Simbala geworden, und sie hatte die Absicht, dieses Amt zu behalten. Weder die königliche Familie noch die Banditen der Valian-Ebene würden sie aus Oberwald vertreiben. Sie blickte wieder zu Falkenwind. Sie hatten beide viele Jahre vor sich, in denen manches geändert werden konnte. Füreinander waren sie von königlichem Geblüt, dachte sie – und musste lachen: Das klang ja schon so pompös wie das Gerede im Palast.
    Die Prozession hatte jetzt das Podium von Beron erreicht. Die Plattform war aus einem riesigen Baumstumpf entstanden, mehr als hundert Fuß im Durchmesser. Stufen führten hinauf, und sie war von einem Gitter umgeben. In der Mitte erhob sich das eigentliche runde Podium, um das herum in einem Halbkreis Stühle aufgestellt waren, alle aus den letzten Schösslingen des Baumriesen geschnitzt. Die ganze Oberfläche war dick mit Harz bestrichen, in das Edelsteine eingelegt waren; sie glitzerte und schimmerte und leuchtete in gedämpften Farben auf, wenn das Blätterdach Sonnenstrahlen durchließ.
    Die Menschenmenge versammelte sich auf der Lichtung davor. Die Musikanten spielten immer noch auf, und Kinder warfen einander lachend Bälle zu oder zogen kleine Drachen in der Form von Windschiffsegeln hinter sich her. Eine Gruppe von Windseglern stand betont abseits von den anderen, mit verschränkten Armen und in düsteren Uniformen.
    König Falkenwind und Prinz Kiorte stiegen die Stufen zum Podium hinauf, und Schweigen breitete sich aus. Kiorte setzte sich, sein blasses Gesicht im scharfen Kontrast zu seiner mitternachtsblauen Uniform. Er sah niemanden an, auch die Windsegler nicht, sondern hielt den Blick vor Schüchternheit und Unbehagen auf den Himmel gerichtet. Falkenwind schritt über das erhöhte Podium. Er drehte sich langsam um und musterte die Gesichter in der Menge. Ceria lächelte, während sie ihn beobachtete, und die Menge jubelte und klatschte Beifall, ohne zu ahnen, dass ein anderer Eindringling in diesen Wald bald im Mittelpunkt des Interesses stehen würde.
    Falkenwind sprach mit Bedacht. Er wollte der königlichen Familie beweisen, dass er schon gewandter geworden war bei öffentlichen Ansprachen. »Wir sind hier, um Kiorte zu ehren«, sagte er herzlich, »Kiorte, Prinz von Simbala. Fünf Jahre lang – seit dem Tod seines Vaters Eilat – führt er schon die Brüder des Windes an, die Verteidiger Simbalas. Sie patrouillieren an den Küsten und Grenzen unseres Landes und übermitteln wichtige Botschaften innerhalb ganz Simbalas und an die Nationen des Südlands. Sie wachen auch über unseren geliebten Wald, um vor Waldbränden, Überschwemmungen und anderen Katastrophen zu warnen.«
    Einige Mitglieder des »Kreises« fühlten sich nicht verpflichtet zu schweigen, während Falkenwind sprach. »Sieh dir nur Kiorte an«, flüsterte Baronesse Alora ihrem Gemahl zu. »Trotz aller Selbstbeherrschung kann er es nicht vermeiden, rot zu werden vor lauter Verlegenheit!«
    Tolchin war weniger belustigt. »Ich würde Ärger nicht mit Verlegenheit verwechseln. Hast du nicht gehört, was Falkenwind gesagt hat? Er beschreibt die Windsegler als Boten und Waldaufseher! Kein Wunder, dass Kiorte so ein Gesicht macht!«
    General a. D. Jibron stimmte zu. »Warum besteht Falkenwind darauf, diesen Tätigkeiten Vorrang einzuräumen vor der militärischen Bedeutung der Windsegler?«
    Altkönig Ephrion, der vor Jibron und Tolchin stand, drehte sich um und erklärte: »Seit über einem Jahrhundert hat es keine Kämpfe gegeben. Die Windsegler sind keine Krieger mehr. Wir sollten dafür dankbar sein, Jibron. Ich glaube, Falkenwind möchte die Leute nur auf die unverminderte Bedeutung der Windsegler in anderen Bereichen hinweisen.«
    Jibron und Tolchin nickten, aber es war eine Spur von Herablassung in ihrer Zustimmung. Lady Eselle, die den Worten ihres Bruders ernsthaft zugehört hatte, wandte sich an ihre Tochter: »Obwohl du und Falkenwind nicht immer einer Meinung seid, musst du doch zugeben, dass er Kiorte in leuchtenden Farben malt.«
    Evirae flüsterte ihrer Mutter leise zu: »Er versucht nur, sich beim Kreis einzuschmeicheln – als könnten kriecherische Worte einen Bergmann zum Monarchen machen!«
    »Kriecherisch? Du sprichst in der letzten

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