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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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Stimme klang ruhig.
    »Ihr kennt uns, König Falkenwind«, sagte Willen. »Die Monarchen vor Euch haben uns gekannt. Wir haben Euch noch nie um Hilfe gebeten, aber jetzt tun wir es. Wir fordern Vergeltung! Eines unserer Kinder ist in einer kriegerischen Handlung getötet worden!«
    Die Menge brachte Zweifel zum Ausdruck und wartete dann auf die Reaktion des Monarchen.
    »Sprich mir nicht von Krieg. Wer sind die Mörder?«
    Willen beugte sich vor und sagte mit erhobener Stimme, so dass alle ihn hören konnten: »Die Fandoraner! Sie sind an unseren Küsten gelandet und haben ein Kind getötet!«
    Diesmal ertönte zum ersten Mal Gelächter in der Menge, nicht laut, aber die wenigen Lacher genügten, um den Mann aus Nordwelden zornig zu machen. »Hört mir zu!«, schrie er. »Ich spreche die Wahrheit! Ein Fischerboot aus Fandora wurde gestern Morgen vor der Küste meines Landes gesichtet, und Stunden danach wurde das Kind tot gefunden, getötet, wie nur Barbaren töten können!«
    Spottrufe wurden in der Menge laut.
    »Ist das auch Eure Reaktion, König Falkenwind? Ihr stammt aus dem Volk!«, schrie Willen. »Im Gegensatz zur königlichen Familie kennt Ihr den Unterschied zwischen nackter Wahrheit und Lügen. Was ich sage, ist wahr. Wenn Ihr das nicht erkennt, ist es möglich, dass Fandora nicht der einzige Feind Simbalas bleibt.«
    Diese Feststellung war gleichbedeutend mit Hochverrat, und der General und Ephrion, die zusammen auf der Plattform standen, sahen einander bestürzt an. »Ich hatte gehofft, dass dies eine Einzelgängeraktion war«, sagte der General, »aber wenn er solche Worte riskiert, muss es in der Tat eine schwerwiegende Angelegenheit sein.«
    Ephrion schüttelte bekümmert den Kopf. »Es fängt wieder an«, murmelte er. »Die alte Abneigung zwischen Nordwelden und Oberwald.«
    »Wir wissen, dass die Bauern und Fischer aus Fandora uns immer beneidet haben«, sagte Baron Tolchin voller Zweifel zu Alora, »aber dass sie so weit gehen würden?«
    »Pure Dummheit«, entgegnete Alora. »Wie können sie nur denken, dass sie einen Krieg gegen uns führen und gewinnen können?«
    Willen kümmerte sich nicht weiter um die Menge. »Versteht mich recht, Falkenwind«, sagte er. »Wir aus Nordwelden fordern Rache an Fandora! Wir erwarten Eure Antwort in drei Tagen. Wenn keine Gerechtigkeit geübt wird, erhaltet Ihr keine Fleisch- und Gemüselieferungen aus Nordwelden mehr!«
    Tolchin ballte die Fäuste. »Das würden sie nicht wagen!«
    »Ich glaube doch«, entgegnete seine Gemahlin.
    »Wir haben eure Forderungen gehört«, rief Falkenwind. »Willst du nicht bleiben und unsere Entscheidung abwarten?«
    »Ihr unterschätzt uns schon wieder«, sagte Willen. »Ich werde Euch nicht als Geisel dienen. Wenn ich bis zum Anbruch der Nacht nicht wieder bei meinem Begleiter bin, wird er nach Nordwelden zurückgehen und den Beginn des Boykotts veranlassen.«
    »Wir werden sehen«, erwiderte Falkenwind. Dann wandte er sich an seine Wachen, die immer noch mit gespannten Armbrüsten bereitstanden. »Gebt ihm freies Geleit zurück nach Nordwelden.« Zu Willen sagte er: »Ihr werdet von uns hören.«
    Willen nickte und verschwand rasch im Laubwerk. Kaum ein Rascheln kennzeichnete seinen Weg.
    Als er verschwunden war, herrschte einen Augenblick völliges Schweigen, da alle auf den Wald schauten, dessen Schatten jetzt viel dunkler wirkten. Falkenwind hielt immer noch das zerfetzte und blutverklebte Stück Stoff in der Hand, das ein Kinderkleid gewesen war. Er starrte es an, dann legte er es behutsam auf den Rand des Podiums. Er wandte sich zu Kiorte und unterhielt sich leise mit ihm.
    Plötzlich sprach und bewegte die Menge sich wieder. Ceria hörte Bruchstücke erregter Gespräche. »Die Leute aus Nordwelden waren schon immer verrückt …« – »Warum sollten die Fandoraner so etwas tun?« Falkenwind hob die Arme. Als wieder Ruhe herrschte, sagte er: »Angesichts der Umstände hat Prinz Kiorte einer Abkürzung der Feierlichkeiten zugestimmt. Er wird hiermit zum Befehlshaber der Windschiffsegler ernannt.«
    Kiorte nahm schweigend die Medaille entgegen, einen makellosen Smaragd, der an einer Pfauenfeder hing. Dann verließen beide das Podium, Kiorte über die Strickleiter eines Windschiffs, das jetzt über der Lichtung schwebte.
    Die Menge löste sich schnell auf; alle hatten es eilig, die Neuigkeiten weiterzutragen. Falkenwind schloss sich dem General, Ephrion und Ceria an.
    »Es hieß ja, eines Bergmannes Sohn auf dem Thron würde

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