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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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die Anhänger Ephrions.«
    »Ich weiß, Ceria, aber seit Eviraes Rede im Viertel der Kaufleute sympathisieren viele mit den Nordweldenern …«
    Der melodische Klang eines Gongs unterbrach seine Worte; es war an der Zeit. Falkenwind trat zu den Familienvertretern und sagte schlicht: »Wir berufen den Senat ein.« Mit einem gewichtigen Knarren öffneten sich die Türen hinter ihnen. Falkenwind schritt allen voran die breiten Stufen hinunter und spürte dabei die Blicke der Leute auf sich gerichtet. Entgegen König Ephrions Rat war Ceria an seiner Seite geblieben. Viele, darunter auch Baron Tolchin, betrachteten dies als eine Verunglimpfung der königlichen Familie. Die Anhänger Eviraes verliehen ihrer Missbilligung in einem Flüstern Ausdruck, das Falkenwind gerade noch erreichte.
    Mesor betrat als einer der Letzten die Stufen. Was hatte Elvirae nur daran gehindert zu erscheinen? Hatte Falkenwind sie etwa durchschaut und einsperren lassen?
    Mesor war jedoch nicht der Letzte, der die Stufen betrat. Dieser zweifelhafte Ruhm gebührte General Vora. Der wohlbeleibte Soldat kam angeschnauft, als die Türen gerade geschlossen werden sollten. Mesor wunderte sich über Voras Unpünktlichkeit – hatte sie etwas mit Eviraes Abwesenheit zu tun? Der General hastete an ihm vorbei die breiten, fackelbeleuchteten Stufen hinunter, und Mesor folgte ihm. Er bemühte sich um Gleichmut. Leider war sein Magen anderer Meinung.
    Siebenhundert Fuß über der Westküste Simbalas schwebte ein Windschiff durch die Morgenluft. Unter den Ballonsegeln saßen zwei Windsegler nahe bei dem Brenner, denn trotz des Sonnenscheins war es kalt.
    Der Ältere blinzelte auf die weiße Sonnenscheibe, die immer wieder hinter Wolken verschwand, und sagte: »Inzwischen muss der Senat angefangen haben.«
    »Ich wollte, ich könnte dabei sein«, sagte der jüngere Mann. »Meine Mutter vertritt unsere Familie. Dies wäre das erste Mal, dass ich alt genug bin, dabei zu sein und zuzuschauen. Alle sagen, es sei ein wunderschöner Anblick.«
    »Kann schon sein«, sagte sein Gefährte, »aber der Senat wurde nicht einberufen, um in einer wunderschönen Angelegenheit zu entscheiden.«
    Der andere Windsegler schüttelte entrüstet den Kopf. »Diese Gerüchte um Fandora! Ohne die Prinzessin wären wir jetzt schon zurück und säßen am warmen Herd.«
    »Dann bete darum, dass sie gegen Krieg stimmen, oder du wirst noch viel öfter Dienst haben«, sagte sein Begleiter. »Was mich betrifft, ich frage mich …« Er stellte fest, dass der andere nicht zuhörte. Er hatte sich über die Reling gebeugt und blickte auf das Wasser hinunter.
    »Bayis«, sagte er mit erstickter Stimme, »ich glaube, ich träume.«
    Bayis überquerte rasch das schmale Deck und trat zu seinem Freund. Beide starrten ungläubig hinunter: Was da aus einem Nebelvorhang auftauchte, war ein Anblick – lächerlich und erschreckend zugleich! Eine Flickwerkflotte aus Fischerbooten, Flößen und praktisch allem, was schwimmen konnte, bis zum Bersten mit Männern überladen, näherte sich dem Strand. Die Windsegler konnten sehen, dass sie primitive Waffen trugen – Hacken, Äxte und sogar Keulen und Felsbrocken. Es kamen immer mehr aus dem Nebel. Das machte es so erschreckend – immer mehr Boote kamen aus dem Nebel.
    »Sie haben uns noch nicht entdeckt«, flüsterte Bayis mit angespannter Stimme. »Wende und nimm Kurs auf den Wald!«
     
    Einst vor Jahrhunderten war die Decke eines großen Tunnels in Oberwald eingestürzt, so dass ein Teil des Flusses Kamene unter die Erde abgeleitet wurde. Das Wasser floss durch den Tunnel bis zu der Höhle, die heute für die Zusammenkunft benutzt wurde. Dort stürzte es fast fünfzig Fuß hinab und bildete einen tiefen See und einen unterirdischen Fluss. Vor diesem See waren jetzt Falkenwind und der Senat der simbalesischen Familien versammelt. Die wenigen Zuschauer, denen aus dem einen oder anderen Grund der Zutritt gestattet war, füllten die Höhle von den Stufen bis zu den Wänden. Einige kauerten unterhalb eines Dolmens, andere standen auf Felsen, um besser sehen zu können. Die Familienoberhäupter standen in Reihen nebeneinander und warteten auf Falkenwinds Rede. Jeder von ihnen hielt zwei ungeschliffene Edelsteine in der Hand, einen weinroten und einen kristallklaren.
    Falkenwind stand auf einem Felspodium vor den Stufen. Schweigend musterte er die Vertreter der Familien vor ihm. Ihre Gesichter ließen sehr unterschiedliche Empfindungen ahnen, er hoffte jedoch, sie

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