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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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Schiff ist bis auf ihn verlassen …«
    »Da bin ich mir nicht so sicher«, sagte Dayon. »Ich weiß noch, dass Männer aus Jelrich mit diesem Kahn fuhren, also Binnenländer. Wahrscheinlich konnten sie nicht schwimmen.« Er blickte auf die niedrige Kajüte im Heck. »Ich denke, wir sollten da mal einen Blick hineinwerfen.«
    Die beiden Männer gingen auf die Kajüte zu. Von drinnen hörten sie Wasser im Rhythmus mit den Wellen an die Wände klatschen.
    »Das gefällt mir nicht«, wiederholte Tenniel.
    Dayon bedeutete ihm zu schweigen. »Hörst du das?«
    »Natürlich«, sagte der Älteste von Borgen. »Hältst du mich für taub? Der Kahn geht unter.«
    »Nicht das Wasser. Etwas anderes.«
    Tenniel lauschte. Da war ein anderes Geräusch: ein Dreschen, anders als das Plätschern des Wassers, rhythmischer und heftiger – und irgendwie wild. »Und das gefällt mir auch nicht«, sagte er. »Ich denke, wir sollten gehen. Das Schiff ist verlassen.«
    »Erst wenn wir die Kajüte überprüft haben«, erwiderte Dayon. Er drückte die Klinke, aber die Tür rührte sich nicht.
    Aus der Kajüte ertönte wieder das Dreschen, lauter diesmal – ein beunruhigendes Geräusch, als schlüge etwas auf nasses Fleisch.
    Das Boot verlagerte sich. Tenniel war nervös. »Dayon, es geht wirklich unter! Komm, wir nehmen den alten Mann mit und sehen, dass wir ans Ufer kommen.«
    »Hilf mir mit dieser Tür«, sagte Dayon. Tenniel seufzte und ergriff die Klinke – da hörten beide ein Stöhnen in der Kajüte. Das Dreschen nahm zu.
    »Zieh!«, rief Dayon. »Da ist ein Mann drin!«
    Holz splitterte, die Tür sprang auf und enthüllte das Innere der Kajüte. Weder Dayon noch Tenniel waren auf diesen Anblick vorbereitet:
    In einem Gestank feuchter Fäulnis trieben mindestens zwanzig Leichen in der überfluteten Kajüte. Tisch und Bänke waren umgekippt und zerborsten, mehrere Kojen waren zerfetzt. In der hinteren Wand befand sich ein unregelmäßiges, drei Fuß breites Loch, und in diesem Loch hing ein zehn Fuß langes aalähnliches Ungeheuer mit einem Kranz sich windender Fangarme hinter dem Kopf und einem breiten schnappenden Maul. Stachel auf seinem Rücken hatten sich in dem Rand des Loches verfangen, und so hing es dort in der Falle. Zwischen den Zähnen hielt es einen abgetrennten Arm gepackt. Blutstreifen durchzogen das Wasser.
    Dayon und Tenniel starrten entsetzt in die Kajüte. Der Angriff musste schon vor vielen Stunden erfolgt sein, dem geschwollenen Aussehen der Leichen nach. Die meisten waren nicht erreichbar für den Martar. Dieses amphibische Ungeheuer musste inzwischen rasend vor Hunger sein.
    Ein erneutes Stöhnen lenkte ihre Blicke auf eine Wandkoje in der Nähe des Loches. Ein Junge kauerte dort und starrte Dayon und Tenniel mit weit aufgerissenen Augen an. Außer ihm lagen noch einige Jungen bewusstlos in der Koje. Der Martar konnte mit seinen Fangarmen nicht ganz bis zur Koje reichen, um sie herauszuzerren, wohl aber verhindern, dass sie entkamen.
    »Hilf dem Jungen!«, schrie Dayon.
    Tenniel rührte sich nicht. Der Martar schlug mit den Fangarmen um sich und schnappte mit dem Kiefer.
    »Tenniel!«, drängte Dayon.
    Tenniel schüttelte langsam den Kopf. Ein Fangarm schlug in seiner Nähe auf, und er wich mit einem Aufschrei zurück.
    Dayon betrachtete die Kajüte prüfend. Der Kampf des Ungeheuers hatte mehrere kleinere Löcher in das Heck geschlagen, durch die Wasser eindrang. Bald würde der Martar vom Wasser hochgehoben werden und dann in das Schiff eindringen können. Er und Tenniel mussten schnell handeln, um alle zu retten.
    Er ergriff eine zerbrochene Planke, die im Wasser trieb, und schleuderte sie auf das Ungeheuer. Es griff mit seinen Fangarmen instinktiv danach und führte die Planke zu seinen nadelscharfen Zähnen. Dayon sprang in die Kajüte und streckte dem Jungen in der Koje die Hand entgegen. »Komm!«, schrie er. Der Junge sprang und fiel dabei halb ins Wasser. Dayon packte seine Hand und schob ihn zu Tenniel. Tenniel trat vor, die Augen auf den Martar gerichtet, fasste den Jungen unter den Armen und schleppte ihn aus der Kajüte, während Dayon den nächsten aus der Koje zerrte.
    Tenniel war noch nicht außerhalb der Reichweite der Fangarme, als sich einer von ihnen um sein Bein wickelte und die Saugnäpfe sich an sein Hosenbein hefteten. Mit einem angeekelten Schrei riss Tenniel sich los, und gleich darauf hatte er mit dem Jungen die Kajüte verlassen.
    Dayon und Tenniel betteten die beiden Jungen neben den

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