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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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erwartet. Mit weicherer Stimme erwiderte er: »Ich weiß, dass du meinen Namen benutzt hast, um eine Verschwörung gegen Falkenwind anzustiften. In ganz Oberwald spricht man von eurer Auseinandersetzung. Ich weiß auch, dass du Falkenwind bei dem Nordweldener verleumdet hast. Aber diese Dinge sind von geringer Bedeutung gegenüber der Tatsache, dass du meinen Namen mit deinem Aufruf zum Krieg in Verbindung gebracht hast!«
    Mit einer gewissen Erleichterung hörte Evirae seine Worte. Es besteht eine Chance, dachte sie, dass er noch nichts von dem Spion weiß. Sie weinte wieder; diesmal war es mehr Schauspielerei als echtes Gefühl. »Man hat dir nicht die volle Wahrheit gesagt, mein Gemahl.«
    Kiorte starrte sie an. »Ich habe genug von deinen Wahrheiten, Evirae. Meine Reise nach Nordwelden hat mich von deinen Lügen kuriert. Ich werde sie nie wieder dulden!«
    Kiorte ging an Evirae vorbei auf ihr Baumschloss zu. »Bis zum Senat werde ich bei Thalen wohnen«, sagte er. »Ich möchte dir vorschlagen, dich gut darauf vorzubereiten. Meiner Rede mag die Geschliffenheit deiner Worte fehlen, aber ich garantiere dir, dass man sich an sie erinnern wird.«
    Evirae legte ihre Hände mit den langen Nägeln auf seine Schultern. »Liebling«, bat sie flehend, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen. »Ich sage die Wahrheit! Es wird eine Invasion geben! Es ist Krieg! Ich habe das alles von einem Spion aus Fandora erfahren.«
    »Ein Spion!«
    Eviraes Gesicht leuchtete auf. »Aus Fandora! Deine ›Quellen‹ haben dir das doch sicher mitgeteilt.«
    »Keine Tricks!«, sagte Kiorte. »Sonst verliere ich die Geduld.«
    »Während deiner Abwesenheit kam eine Nachricht, dass man vor der Küste einen Fandoraner gefangen genommen habe. Ich habe den Spion selbst verhört in Anwesenheit von Tolchin und Alora. Er berichtete von den fandoranischen Plänen für eine Invasion. Ich informierte Falkenwind, so schnell ich konnte, aber er weigerte sich, etwas zu unternehmen. Er sah es nur als Finte an und Teil eines Komplotts, um ihn zu stürzen. Voller Beunruhigung forderte ich ein öffentliches Treffen. Man musste Oberwald doch in Kenntnis setzen, Liebling! Du warst nicht da – was sonst hätte ich tun können?«
    Kiorte runzelte die Stirn. »Dieser Spion – wo ist er?«
    »In den Tunneln. Ich kann dich sofort hinführen.«
    »Wenn das wieder ein Trick ist, werde ich …«
    »Es stimmt«, sagte Evirae. »Ich beweise es dir.«
     
    Die Höhlen der Frostdrachen hallten wider von Heulen und Geschrei. Der Düsterling hatte die Frostdrachen zu den vereisten Klippen geführt, wo sie den eingefrorenen Feuerdrachen und die Leuchtenden Höhlen gesehen hatten. Dieser Anblick und die Überreste weiterer Drachen, der wachsende Hunger und die Verzweiflung ließen die Frostdrachen vor Furcht schreien.
    Der Düsterling hockte auf einem Gipfel und brütete über seiner nächsten Entscheidung. Die Panikstimmung würde vorübergehen. Dann würden sie sich an ihn wenden und kaum mehr seinen Plänen widersprechen. Er breitete seine Flügel gegen den kalten Wind aus, beruhigt von dieser Vorstellung. Die Kälte ließ ihn erstarren, reichte tief in ihn hinein, schien bis zu seinem Innersten vorzudringen und zu dem Geheimnis, das dort brannte. Er war versucht, es ihnen zu enthüllen, das Geheimnis seiner Abkunft, ihnen zu sagen, dass die Art der Feuerdrachen noch nicht völlig ausgestorben war, dass das Geheimnis in ihm weiterlebte. Aber er wagte es nicht. Es war etwas, was kein Frostdrache je besessen hatte; vielleicht würden sie es ihm verübeln.
    Der Düsterling beugte den Hals vor und gab ein durchdringendes Pfeifen von sich. Auf dieses Zeichen stieg ein Frostdrache aus dem Nebel auf und näherte sich dem Düsterling. Er war auffallend riesig.
    Der Düsterling sprach mit ihm. Die Wächterin hatte berichtet, dass sie einen Menschen habe fliegen sehen. Diese Beobachtung musste bestätigt werden. Wenn tatsächlich alle Menschen fliegen konnten, hatten die Frostdrachen viel von ihrer Überlegenheit eingebüßt.
    Das Wesen drehte langsame Kreise um den Gipfel und lauschte den Instruktionen des Düsterlings. Dann flog es zunächst nach Osten, um nach Bergziegen und anderem Wild zu suchen. Es brauchte Kraft für den langen Flug nach Süden.
    Der Düsterling blieb auf seinem einsamen Gipfel und sah den Frostdrachen in den Wolken verschwinden. Er dachte über die Menschen nach. Nur wenige Frostdrachen hatten je Menschen gesehen: Sie waren so klein, so unbedeutend

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