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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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in ihrer Erscheinung, aber sie waren gefährlich. Der Düsterling hatte den anderen von der Entdeckung der Wächterin erzählt. Zorn auf die Menschen war aufgekommen und würde sich nicht so schnell legen. Er konnte sich Zeit lassen, um das Überleben der Frostdrachen zu sichern.
     
    Am gleichen Abend trafen die Familienoberhäupter in Nordwelden, per Windschiff über die Einberufung des Senats unterrichtet, Vorbereitungen für ihre Reise nach Süden. Es waren keine frohen Vorbereitungen, und es gab wenig Zweifel, wie sie abstimmen würden. Jeder fühlte sich mitverantwortlich für die Familie des Kindes.
    Vertreter der Bergarbeiterfamilien bereiteten sich auch darauf vor, in der unterirdischen Höhle zu erscheinen, wo die Abstimmung stattfinden würde. Diese Männer, gezeichnet von dem schwarzen Schmutz der Minen und geschmückt mit gleichmütig getragenen, erstaunlich strahlenden und farbenprächtigen Edelsteinen, unterstützten Falkenwind, aber teilweise nur mit Bedenken. Merkwürdige Dinge geschahen dieser Tage in Simbala. Und da war Ceria, diese Rayanerin, die Falkenwind so nahestand.
     
    Das Haus von Baron Tolchin und Baronesse Alora hatte der Baron selbst nach verschiedenen Vorbildern entworfen, die er auf seinen Reisen gesehen hatte. Ein hängender Dachgarten voll duftender Blumen gab den Windbrisen einen Hauch von Ingwer und Jasmin. Das Gebäude selbst war niedrig und offen gebaut mit einem Atrium und einem Springbrunnen. Die Fensterrahmen und Türen bestanden aus Elfenbein und dem Holz des Regenschirmbaums und waren überreich mit Schnitzereien verziert. Das Haus war verbunden mit dem großen Baum, in dem sich sowohl der Wohnraum befand, in dem Evirae empfangen worden war, als auch das Boudoir, in dem Tolchin und Alora sich jetzt für den Senat umkleideten.
    Mitglieder der königlichen Familie hatten kein Stimmrecht bei diesen Zusammenkünften, die allein für die Bürger Simbalas bestimmt waren. Jede Familie, und das bedeutete alle Zweige einer Familie mit gleichem Ahnherrn in grauer Vorzeit Simbalas, schickte einen Vertreter. Diese Vertreter waren an ihren matriarchalischen oder patriarchalischen Roben zu erkennen, die mit dem jeweiligen Familienwappen bestickt waren.
    Während er sich umkleidete, stellte Tolchin Vermutungen über das Ergebnis der Senatsabstimmung an. »Falkenwind sitzt in der Klemme«, sagte er.
    Alora suchte unter einer vielfarbigen Auswahl von Fächern nach einer Ergänzung zu ihrem Gewand. »Glaubst du wirklich, dass die Leute in Oberwald ihn als Verräter betrachten?«, fragte sie.
    »Einige gewiss«, erwiderte Tolchin, »wenn auch längst nicht so viele wie in Nordwelden.« Er hatte Mühe, die Knöpfe eines beigefarbenen Wamses über seinem Bauch zu schließen. »Es gibt viele Gründe, Falkenwind nicht wohlgesinnt zu sein, meine Liebe. Viele in Simbala würden aus seiner Absetzung Nutzen ziehen.«
    Alora seufzte. »Falkenwind kann nicht aus wirtschaftlichen Gründen seines Amtes enthoben werden. Wenn die Familie etwas unternehmen will, muss es Beweise für den Tatbestand des Landesverrats geben. Trotz all ihrer Beschuldigungen hat Evirae keine Beweise.«
    »Sie wird den Spion benutzen«, sagte Tolchin.
    Alora schüttelte den Kopf. »Kein Beweis für irgendein Vergehen, Tolchin. Evirae kann Falkenwind nur loswerden, wenn Altkönig Ephrion ihn seines Amtes enthebt, und es gibt keinen Grund zur Annahme, dass Ephrion dies auch nur eine Sekunde in Erwägung zieht.«
    »Das scheint dich fast zu freuen, meine Liebe.« Tolchin nahm seinen Rock vom Bett. »Die Absetzung Falkenwinds würde immerhin zum Frieden in der Familie beitragen.«
    Alora hielt ein breites seidenes Band hoch. »Ah! Das blaue Haarband, findest du nicht?«
    »Hör mir zu!«, sagte Tolchin.
    Seine Gemahlin lächelte. »Ich höre dir zu, mein Lieber. Aber mir gefallen Eviraes Pläne grundsätzlich nicht.«
    Tolchin sagte etwas versöhnlicher: »Alora, es wäre sehr viel leichter für Falkenwind ohne diese Rayanerin. Was hat sie im Palast zu suchen?«
    »Sie lieben sich« – Aloras Gesicht wurde weich -, »es ist so offensichtlich, Liebling. Es ist eine Art von Liebe, wie ich sie schon seit Jahren nicht mehr gesehen habe.«
    Tolchin schnaubte. »Kannst du dir etwa eine Heirat der beiden vorstellen? Die königliche Familie würde den Palast abbrennen!«
    Alora lachte und dachte an ihre eigene Jugend.
     
    In den Höhlen unter dem Palast stand die Tür zu der leeren Zelle offen; das Schloss hing vom zersplitterten Holz

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