Drachenland: Roman (German Edition)
ausgerüstet sind für einen Angriff. Es sind Bauern. Es gibt keinen Grund, es gab keinen Grund, eine Invasion zu erwarten.«
»Nur Dummköpfe sind unvorsichtig, Vora. Eine Kriegsdrohung hätte nie ignoriert werden dürfen. Meine Tochter hat Falkenwind gewarnt, Stunden bevor die Fandoraner entdeckt wurden.«
»Dann wusste sie offensichtlich etwas, was wir nicht wussten«, sagte Falkenwind. »Habt Ihr Euch überlegt, warum nicht?«
Jibrons Gesicht lief rot an. »Verspotte mich nicht, Bergmann! Ich habe dir eine Chance gegeben, dich des Vertrauens Ephrions würdig zu zeigen. Ich dulde es nicht, dass du meine Tochter verräterischer Handlungen beschuldigst!«
»Ich beschuldige sie nicht«, sagte Falkenwind. »Ich suche nur eine Erklärung für diese Invasion.«
»Dann suche in deinem eigenen Kreis danach! Die Rayanerin hat gewisse Fähigkeiten, nicht wahr? Frage sie doch nach dem Fandoraner! Befehle deinen Vertrauten, den Spion zu suchen. Vielleicht finden sie dann auch meine Tochter!«
Ceria wartete zornig auf Falkenwinds Entgegnung. Er ignorierte Jibrons Vorwürfe und setzte sich wieder auf seinen Platz, um eine Diskussion über die Verteidigung des Waldes zu beginnen. Ceria unterdrückte ihre Empfindungen. Wieder einmal hatte die Familie sie als Instrument benutzt, um Falkenwind anzugreifen. Sie wusste, was er fühlte, und bewunderte seine Selbstbeherrschung.
»Eine kleine Flotte von Windschiffen wird Weisung erhalten, nahe an das Tal von Kameran heranzufliegen«, sagte Falkenwind. »Sie werden die Lage auskundschaften und dann versuchen, die Eindringlinge zu erschrecken. Diese Männer sind keine Soldaten. Wir können sie bestimmt ohne Gefahr für unsere Leute besiegen.«
»Ohne Gefahr?«, fragte Lady Tenor skeptisch. »Ist es nicht gefährlich, ein paar Windschiffe gegen die ganze fandoranische Armee einzusetzen?«
»Ja«, sagte der junge Finanzminister. »Genauso gefährlich, wie es war, die Hälfte unserer Truppen ins Südland zu schicken!«
Falkenwind verlor allmählich die Geduld. Sie machten ihn verantwortlich für Aktionen, die nicht einmal seine Idee gewesen waren! Er betonte noch einmal: »Die Fandoraner sind keine Soldaten. Es besteht kein Grund …«
Bevor Falkenwind seinen Satz beenden konnte, war ein ferner Schrei zu hören. Weitere Schreie folgten und die Geräusche von Panik und Verwirrung. Dann erklang ein völlig fremdartiger hoher Ton. Die Mitglieder der Familie sahen einander erschrocken an.
»Sind das die Fandoraner?«, flüsterte Lady Tenor.
Wieder ertönte der Schrei, lauter diesmal. Der Falke erhob sich von seinem Sitz und verschwand durch den Bogengang. Falkenwind lief an die Vorderseite des Saales, dicht hinter ihm Ceria und Vora, gefolgt von den anderen.
In der Ferne sahen sie eine kleine dunkle Wolke, die sich schnell voranbewegte, zu schnell für eine Wolke, und auf den Mittelpunkt des Waldes zuflog.
Im Hof brachten kleinere Tiere sich in Sicherheit, und die Wachen sprangen in Deckung, während ihre Pferde davongaloppierten.
Ceria hatte eine seltsame Empfindung, wie aus dem Wind geboren. Sie spürte Schmerz, eine verborgene Wärme und dann plötzlich Kälte. Sie blickte wieder nach oben. Die Wolke war keine Wolke mehr. Zwei riesige Flügel fegten über das Dach des Palastes. Ein gehörnter Kopf öffnete sein Maul und gab einen Schrei von sich wie tausend böse Träume. Ceria schrie auf. Ein Wesen, das zehnmal so groß wie ein Mann war, warf seinen Schatten über den Saal.
Eine Legende war zum Leben erwacht.
Den Mitgliedern der Familie, die wie gebannt am Rand des Bogenganges standen, schien das Wesen sehr langsam zu fliegen. Alle hatten genug Zeit, die riesigen Flügel zu betrachten, den langen Schwanz und den Kopf, der größer als ein Windschiff war und voll schimmernder Zähne. Der Drache hob den Kopf und schrie von Neuem.
»Es ist ein Albtraum!«, sagte Jibron.
»Es ist Wirklichkeit«, sagte Falkenwind. »Thalen! Schick einen Boten zu den Brüdern des Windes. Alle Schiffe sollen herunterkommen!«
Thalen verließ eilig den Saal.
Ephrion musterte das Wesen, betrachtete prüfend den langen Hals, die beiden kräftigen Beine. Es musste ein Drache sein – und doch war es anders. Es hatte kein Feuer gespien, es sah nicht intelligent aus, auch nicht sanftmütig, wie die Legende es von den Drachen berichtete.
»Seht!«, rief General Vora und zeigte nach unten. Ein Wächter kam in den Hof gelaufen, in der rechten Hand einen Speer.
»Verschwinde!«, rief er dem Drachen
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