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Drachenland: Roman (German Edition)

Drachenland: Roman (German Edition)

Titel: Drachenland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Reaves
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Landesverrat vor.«
    »Was ist mit dem Spion?«, fragte Jibron. »Falkenwind hat ihn ignoriert. Ist das kein Landesverrat?«
    Alora blickte Evirae an. »Ich glaube, dass Falkenwind nie etwas von dem Spion gehört hat«, sagte sie.
    Evirae errötete.
    »Ist es nicht so?«, fragte Alora.
    »Falkenwind hat es gewusst«, sagte Evirae beunruhigt. »Ich habe Mesor zu ihm geschickt.«
    Alora schüttelte den Kopf und wandte sich an die anderen. »Einerlei – das, was der Spion gesagt hat, konnte vor der Invasion nicht bewiesen werden, besonders dann nicht, wenn Falkenwind es gar nicht erfahren hat. Und sollte er Eviraes Warnung ignoriert haben, so war das töricht, aber kein Verrat. Er ist noch jung und unerfahren.« Alora lächelte die Prinzessin herablassend an und fügte hinzu: »Vielleicht solltest du den verschwundenen Spion suchen, bevor du beginnst, den Palast zu renovieren.«
     
    Willen hörte auf seinem Weg entlang des Rands der Lichtung, wo die Fußsoldaten Falkenwind erwarteten, seltsame, klagende Töne. Vorsichtig pirschte er sich heran. Er spähte hinter einem Baum hervor und entdeckte kein verletztes Tier – sondern Tweel: Mit gekreuzten Beinen saß er neben einem Prasselbeerbusch, sang jammervoll und zupfte dazu ein Penorkon, ein zerbrechliches Instrument aus papierleichten Holzstreifen.
    Tweel grinste übers ganze Gesicht, als er Willen sah. »Wie gefällt dir mein Kriegslied? Ich habe es selbst komponiert!«
    »Um ehrlich zu sein, ich glaube, das Lied könnte selbst schon einen Krieg rechtfertigen!«
    Weitere Soldaten aus Nordwelden waren inzwischen aufgetaucht und lachten.
    »Mein Lied gefällt dir nicht?«, fragte Tweel düster.
    »Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Willen. »Für eine Truthahnjagd ginge es ja. Aber als Kriegslied? Da höre ich mir schon lieber das Rauschen der Segel eines Windschiffs an.«
    »Ich muss eben besser spielen lernen«, sagte Tweel traurig und stand langsam auf. »Vielleicht kannst du mir dabei helfen, Willen.«
    »Ich?«
    Tweel grinste ihn an und zerschlug das Penorkon auf Willens Kopf – es zersplitterte knackend, ohne Schaden anzurichten.
    »Da hast du’s!«, rief Tweel, das Gelächter der Zuschauer übertönend. »Das war wirklich ein angenehmeres Geräusch!«
    Der Lärm brachte einen rotgesichtigen Hauptmann der simbalesischen Armee auf die Szene; er schrie empört: »Sofort aufhören! König Falkenwind kann jeden Moment eintreffen!«
    Aber der Befehl ging unter im Gelächter der Soldaten. Willen und Tweel rauften spielerisch weiter und fielen schließlich in eine ansehnliche Schlammpfütze. Der Hauptmann war fuchsteufelswild. »Bringt die beiden Männer zu mir!«, brüllte er und wischte sich den Schlamm von der Rüstung. »Ich werde dafür sorgen, dass sie …«
    Doch in diesem Augenblick ertönte aus den Tiefen des Waldes hinter der Lichtung Hörnerklang. Willen und Tweel waren vergessen, und vierhundert Männer und Frauen aus Oberwald stellten sich in Reih und Glied auf, um die Ankunft Falkenwinds, Voras und der simbalesischen Kavallerie zu erwarten. Sie standen bewegungslos da, während Offiziere die Reihen mit strengem Blick musterten.
    Die Nordweldener hatten sich mit etwas Unbehagen an einer Seite aufgestellt; die Truppen aus Oberwald erschienen ihnen lächerlich pompös: reihenweise schimmerten Helme, Brustpanzer und Beinschienen im Sonnenlicht. Sie selbst dagegen trugen strapazierfähige, sie tarnende Lederkürasse und hohe Ledergamaschen.
    Da ertönte der metallische Klang der Hörner wieder, aber lauter und näher. In der darauffolgenden Stille erbebte der Boden unter den Hufen galoppierender Pferde. Kurz darauf kam ein Pferd, schwarz wie ein Schatten bis auf den silbernen Sattel und den Stirnschild, aus dem Wald hervorgestürmt.
    Falkenwind saß hoch aufgerichtet im Sattel. Er trug eine silberne Rüstung und einen mitternachtsblauen Umhang. Sein Gesicht war trotz des langen Rittes blass und gelassen; es war ja allen vertraut – doch irgendetwas stimmte nicht! Als er näher kam, hörte man Laute des Erschreckens. Falkenwind trug den Rubin nicht mehr! Doch dicht hinter Falkenwind folgten schon die Kavallerie und Vora mit seiner Begleitung. Der General brachte sein Pferd rechts hinter Falkenwind zum Stehen, wie es die Etikette erforderte. Einige Weldener musterten Falkenwind mit Misstrauen. Er war es schließlich, der ihre Forderung, Fandora den Krieg zu erklären, anfangs zurückgewiesen hatte. Andere aber hatten beschlossen, Falkenwind zu vertrauen.

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