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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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werde nie so groß und stark sein wie Caramon, nicht
wahr? Egal, mit wieviel Klebzeug du meine Beine einreibst?«
hatte er Kit am Vorabend gefragt, als sie ihn für die Nacht
zurechtgemacht und eine übelriechende Salbe auf seinen
Armen und Beinen verteilt hatte. Seit dem letzten Besuch des
Heilers Bigardus gehörte das für ihn zum Zubettgehen.
Nachdem Bigardus an jenem Tag Rosamund behandelt hatte,
hatte er sich die spindeldürren Arme und Beine von KleinRaistlin angeschaut und mißbilligend das Gesicht verzogen.
Dann hatte er in seiner Medizintasche herumgewühlt und eine
kräftigende Baumwurzelsalbe herausgezogen, mit der Kit
Raistlins Gliedmaßen jeden Abend einreihen sollte. Na gut,
hatte Kitiara voller Skepsis gedacht, vielleicht war die Salbe ja
einen Versuch wert.
    Gestern abend, als er sich schon auf seinen Ausflug zum
Zaubermeister freute, hatte Raist gegen die stinkende
Gewohnheit protestiert.
    »Dieses Zeug wird nichts daran ändern, wie ich bin«,
erklärte er überzeugt. »Ich werde immer klein und schwach
sein. Das weiß ich. Macht mir auch nichts aus. Du brauchst gar
nicht glauben, daß du immer auf mich aufpassen mußt.«
    Kitiara hatte sich vorgebeugt, ihren kleinen Bruder schnell in
die Arme geschlossen und insgeheim über seine
Beobachtungsgabe gestaunt. Es verging tatsächlich kein Tag,
an dem sie nicht darüber nachdachte, wie sie es anstellen
konnte, daß sie sich nicht mehr ständig um ihre jüngeren
Brüder kümmern mußte
– nicht nur Raistlin, sondern auch
Caramon. Sie war fast vierzehn. Sie wollte endlich auf eigene
Faust losziehen, etwas von der Welt sehen, vielleicht sogar
ihren Vater aufspüren. Sie hatte es zutiefst satt, all das zu tun,
was Rosamund hätte tun sollen, wenn die nicht ihre blöden
Trancen gehabt hätte.
Raist hatte sie weggestoßen und sich mit rotem Kopf
aufrecht ins Bett gesetzt. Seine Augen hatten gefunkelt.
    »Wenn ich erst mal ein Zauberer bin«, schwor der kleine
Junge, »dann wird sich keiner mehr um mich kümmern
müssen! Ich werde es sein, der sich um Vater und Mutter und
Caramon kümmert. Und ich werde auch für alle anderen
sorgen, wenn ich es für nötig halte.«
    »Große Reden«, sagte Kit freundlich, fuhr ihm durchs Haar
und stellte den Rest der Salbe weg. »Genau wie dein Bruder.«
»Ja, großer Redner«, piepste Caramon schläfrig aus seinem
Bett.
»Ihr werdet schon sehen«, sagte Raistlin.
»Schlaft jetzt, alle beide. Morgen ist ein großer Tag.«
Raist, der am Abend immer erschöpft war, war in sein
Kissen zurückgesunken. Sein blasses Gesicht glänzte vor
Schweiß. Seine Augenlider flatterten noch, und dann fiel er in
einen unruhigen Schlaf.
Kit hatte Raist noch ein paar Minuten beobachtet, um
sicherzugehen, daß er richtig schlief. Es war noch eine
Gewohnheit, aus seiner Babyzeit, als sie ihn ständig beobachtet
hatte und manchmal die ganze Nacht wachgeblieben war,
damit sie merkte, falls seine Atmung aussetzte.
Um Caramon hingegen hatte sie sich nie sorgen müssen. Der
schnarchte bereits zufrieden in dem kleinen Holzbett neben
Raistlin an der Wand gegenüber von Rosamunds und Gilons
Schlafkammer. Trotz all seiner Energie schlief Caramon meist
noch vor seinem jüngeren Bruder.
An dem Morgen, an dem Raistlin den Zaubermeister
aufsuchen sollte, lag Caramon noch im Bett. Er war so in sein
Bettzeug verknäult, als hätte er im Traum mit einer
Riesenschlange gekämpft. Als Gilon ihm erklärt hatte, er
müsse zu Hause bleiben, hatte er protestiert, doch das hatte sich
schnell gelegt, nachdem Rosamund versprochen hatte, sie
würden Sonnenblumenbrötchen backen.
Rosamund ging es seit einiger Zeit etwas besser. Sie hatte
angefangen, sich morgens richtig anzuziehen, sich regelmäßig
die Haare zu kämmen und sie mit Perlen und Blumen zu
schmücken. Ihr Gesicht, für gewöhnlich angespannt und
angstgequält, wirkte in den letzten Wochen viel befreiter, ja
beinahe glücklich.
Jetzt stand Kits Mutter am Küchentisch und machte Tee für
die drei Ausflügler. Kit wich dem Blick ihrer Mutter aus, als
sie hinging und sich eine Tasse holte. Und während Rosamund
sich um das Feuer kümmerte, nahm Gilon, der gerade aus der
Schlafkammer kam, Kit beiseite.
»Caramon weiß, daß er losrennen und Bigardus holen muß,
falls Rosamund… falls… du weißt schon…«, brach er ab und
blickte Kit ängstlich an.
»Falls sie durchdreht, meinst du«, sagte Kit direkt, ohne auf
den verletzten Ausdruck zu achten, der über Gilons Gesicht
glitt. »Ja. Caramon kann

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