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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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sehen, ob
er die Mühe wert ist.«
Bevor Gilon eine Antwort formuliert hatte, war Morat aus
dem Raum gefegt und durch eine Tür, die Gilon bisher völlig
übersehen hatte, hinter den hohen Regalen verschwunden.
Weil er die flackernde Kugel mitgenommen hatte, war die
Bibliothek sofort in trübe Finsternis getaucht. Etwas
benommen von dem, was ihm hier begegnet war, wich Gilon
zu den Doppeltüren zurück, die zu dem langen
Eingangskorridor führten, wobei er sich für alle Fälle ein paar
Mal in Richtung des verschwundenen Zauberers verbeugte.
Klein-Raist war so ausgelaugt, daß Kit seinem erschöpften
Gesicht nicht ansehen konnte, ob er alles begriff, was Gilon
ihm berichtete. Statt dessen konnte der zukünftige Zauberer
nicht mehr laufen und war schon wenige hundert Meter hinter
Teichgrund in den Armen seines Vaters fest eingeschlafen.
Der Heimweg dauerte über eine Stunde, doch Gilon trug
seine Last mit Gleichmut, denn sein Herz war zutiefst
erleichtert. Es war eine klare Nacht, wie sie selten vorkam, und
weder Kit noch Gilon war es danach, zu sprechen und dadurch
die Stimmung zu unterbrechen.
In Wahrheit war auch Kit hellauf begeistert. Seit der
Nachricht, daß Raist angenommen war, war ihre schlechte
Laune wie fortgeblasen gewesen. Während sie ebenfalls müde
vor sich hin trottete, überschlugen sich ihre Gedanken.
Raist wachte auch zu Hause nicht mehr auf, und Kit ließ das
Abendessen stehen, das Rosamund zubereitet und warmgestellt
hatte. Oben in ihrer Nische lag das Mädchen wach und dachte
nach. Jetzt wußte sie, was sie tun würde – Ursa nachlaufen und
ihn überzeugen, sie mitzunehmen.
Raist war in der Zauberschule untergekommen, und so
mußte sie sich nicht mehr um ihn sorgen. Was Caramon
anging, so vertraute Kit auf seine Fähigkeiten als Kämpfer.
Bald würde sie aufbrechen können.
Kitiara beschloß, weder Gilon noch Rosamund etwas über
ihre geplante Abreise zu sagen, und nach einigem Überlegen
entschied sie sich, auch Caramon nichts davon zu verraten.
Als sie am nächsten Morgen über die Ereignisse des Vortags
redeten, erzählte Kit Raistlin, wo sie hinwollte. Aber er mußte
ihr versprechen, es niemandem zu sagen, auch wenn sie bereits
fort war.
Es war, als hätte es Raistlin schon vorher gewußt. »Kommst
du irgendwann zurück?« fragte er. Die Stimme des
Sechsjährigen klang gefaßt, doch Kit sah in seinen Augen
Tränen glitzern. Es kam ihr vor, als würde eine Hand ihr Herz
zusammenquetschen.
»Wahrscheinlich«, sagte sie vage. »Ich will doch sehen, wie
meine kleinen Brüder zurechtkommen!« Seine Augen klagten
sie an. »Ich muß das tun, Raist. Ich kann mein Leben nicht in
dieser Hütte, dieser Stadt verbringen. Das will ich nicht. Das
verstehst du doch?«
Zwei Nächte später, als das Licht von Solinari und Lunitari
durch die Hütte flutete, schlich sich Kit leise die Leiter von
ihrem Kämmerchen herunter. Als sie im Wohnraum stand,
begrüßten sie die üblichen nächtlichen Geräusche. Aus dem
Nebenzimmer kamen Gilons leises Schnarchen und
Rosamunds gelegentliches Stöhnen und Seufzen.
Auf Zehenspitzen schlich sie zu den schlafenden Zwillingen.
Caramon, das kleine Abbild seines Vaters, schnarchte
traumverloren. Raist, dessen Gesicht im Schlaf entspannt
wirkte, lag ganz still. Kit kämpfte mit ihren Gefühlen, während
sie beiden Zwillingen die Bettdecke unters Kinn schob.
Kitiara sah sich nicht mehr um, als sie zur Tür ging und in
die schimmernde Mondnacht trat.
Kapitel 6
Die Söldner
    Kitiara holte die vier Männer nach Mitternacht an ihrem
Treffpunkt ein und konnte ihnen leicht in einiger Entfernung
folgen. Eine Stunde später schlugen sie abseits der Straße ihr
Lager auf. Als sie am nächsten Tag aufbrachen, war Kit schon
startbereit und folgte ihnen weiter in gleichbleibender
Entfernung.
    Auf diese Weise war die zweigeteilte Karawane inzwischen
schon drei Tage lang vorgerückt.
Tagsüber brannte die Sonne hell am Himmel und warf einen
warmen, bunten Schein über die Bäume, die Steine und die
Erde. Nach Sonnenuntergang wurde alles schwarz und dunkel
und nur die beiden nächtlichen Wächter, Lunitari und Solinari
erleuchteten die Landschaft ein wenig.
Der dritte Mond, Nuitari, war für alle, bis auf die
verworfensten Geschöpfe, unsichtbar.
Ursa und seine kleine Bande mieden offenbar die
Hauptstraße und umgingen auf ihrem Weg nach Nordosten, der
sie zum Ostwall-Gebirge führte, alle Städte und Siedlungen.
Als das Land anstieg, wichen die offenen Ebenen

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