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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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von Raistlins Platz beschien das Licht neben
Morats Stuhl das Buch, das der Meister für sich selbst
herausgesucht und bereitgelegt hatte.
Als Raist dieses Buch anschaute, fragte er sich, welche
Weisheiten es wohl enthielt. Mit den Fingern trommelnd, griff
der kleine Junge über den Tisch, mußte sich jedoch auf seinen
Stuhl stellen, um an das Buch zu gelangen.
Dann konnte er die Worte auf dem Einband lesen.
Die Geschichte der Gegenwart bis zum heutigen Zeitpunkt,
niedergeschrieben von Astinus, lautete der verheißungsvolle
Titel auf der Vorderseite.
Die Geschichte der Gegenwart! Raist fragte sich, was in
diesem ungewöhnlichen Buch stehen mochte. Er brannte vor
Neugier.
Aber er blieb noch weitere zehn Minuten bewegungslos
sitzen.
Als er dann immer noch niemanden hörte oder sah, stellte
sich Raistlin wieder auf den Stuhl und lehnte sich über den
Tisch, um den Einband zu berühren. Er betastete den
Buchrücken, befühlte die herausgehobenen Buchstaben des
Titels und strich über die scharfen Kanten der Seiten. Auf
seinem Gesicht stand ein drängender, fast gieriger Ausdruck,
als ob er sich darauf konzentrieren würde, irgendeine
Mitteilung durch die Fingerspitzen zu erhalten.
»Ähem.«
Die Stimme hinter ihm ließ Raist hochschrecken und
herumfahren. Vor ihm stand der Zaubermeister und runzelte
die Stirn.
Raistlin hatte weder gehört, wie die Türen der Bibliothek
sich geöffnet und geschlossen hatten, noch wie Morat
hereingekommen war. Der Zaubermeister hatte eine flackernde
Kugel dabei, die die Bibliothek in tanzendes, gelbes Licht
tauchte.
Er glitt um seinen Stuhl und setzte sich, wobei er die Kugel
abstellte. Dann griff er betont herüber, um die Geschichte der
Gegenwart wieder auf seine Seite des Tisches zu ziehen.
»Was hast du gemacht?« fragte Morat barsch.
»Nun«, begann Raist verlegen, während er wieder auf seinen
Stuhl rutschte und Morat in die ärgerlichen, schwarzen Augen
schaute, die ihn anstarrten. »Mit dem Buch mit den ganzen
Zahlen und Rechenbeispielen war ich vor zwei Stunden fertig,
darum habe ich mit den anderen beiden angefangen, die Ihr mir
herausgesucht habt, die über Geographie und Elfengeschichte.
Die habe ich auch ganz gelesen, und dann« – Raist versagte
fast die Stimme – »ich glaube, dann bin ich ein paar Minuten
eingeschlafen.«
»Eingeschlafen!« polterte Morat wütend.
»Nur ein paar Minuten«, wiederholte Raistlin leise.
Unheilvolles Schweigen machte sich breit, während jeder
wartete, daß der andere noch etwas sagte.
»Ich glaube«, sagte Raist nach langer Pause, »daß ich mir
eine ganze Menge aus allen drei Büchern merken konnte.
Sicher kann ich fast jede Frage über den Inhalt beantworten.
Wenn das das Ziel der Aufgabe war…« Seine Stimme brach
ab, weil ihn unter Morats starrem Blick das Selbstvertrauen
verließ.
»Nein«, sagte Morat, der ihm grob ins Wort fiel. »Ich meine,
was hast du mit diesem Buch gemacht?« Er wies erzürnt auf
die Chronik von Astinus. »Dieser überaus kostbare Band ist
nur für weitsichtige Augen und nachdenkliche Gelehrte
gedacht – nicht für Schüler, und ganz gewiß nicht für Kinder.
Dieses Buch hast du deshalb nicht bekommen, weil es nur für
mich ist.«
Morat starrte ihn mißbilligend an, und Klein-Raist senkte –
endlich sichtlich eingeschüchtert – den Blick.
»Ich habe es nicht aufgeschlagen«, meinte Raist
entschuldigend.
»Du hast es gelesen!« beschuldigte ihn Morat.
»Hab’ ich nicht«, erwiderte Raist, der erstaunt aufsah.
»Komm schon, Junge. Was hast du denn dann gemacht?«
fragte der Zaubermeister zynisch. Seine Augen beobachteten
Raist.
»Ich habe es angefaßt«, sagte Raist, der dem Blick des
Meisters wieder standhielt.
»Angefaßt!« höhnte Morat.
»Ja«, sagte Raist etwas sicherer. »Mehr nicht!«
»Darf ich fragen, warum?«
Pause. »Ich weiß nicht, warum«, meinte Raistlin schließlich.
»Ich wußte, daß Ihr es für Euch selbst bereitgelegt hattet und
daß ich es nicht lesen sollte, aber ich wollte es wenigstens
anfassen. Ich wußte nicht, daß das etwas schadet.«
»Du hattest nichts damit zu schaffen«, beharrte Morat.
Raist biß sich wütend und tief enttäuscht auf die Lippe. Nach
der ganzen, stundenlangen Anstrengung so zu versagen, bei
dieser unerwarteten Prüfung der Selbstbeherrschung! Er hätte
am liebsten losgeheult, doch er wollte sich
– wie sein
Schwester Kitiara
– keine Blöße geben, nicht vor diesem
hartherzigen Zaubermeister. Diese Genugtuung würde Raist
Morat nicht lassen.
»Na

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