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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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beinerne Pfeife, warme,
wollene Unterwäsche und ein kleines, schweres Schnitzmesser
von Gilons Werkbank. Das war die einzige Waffe, die sie in
die Hände bekommen hatte. Die Decke, auf der Kit beim
Reiten saß, spendete ihr nachts Wärme.
Nachts erinnerte sie sich an die wenigen Male, wo sie mit
Gregor im Freien übernachtet und lange am Lagerfeuer
gesessen hatte. Die Augen ihres Vaters hatten sie in Bann
geschlagen, während er von eigenen und von fremden Taten
erzählt hatte. Dann glitzerten seine dunkelbraunen Augen wie
Wasser im Mondlicht. Besonders bei Nacht fielen Kit die
Dinge ein, die ihr Vater ihr beigebracht hatte.
»Der Tag kann schön und sonnig beginnen«, hatte Gregor
gern gesagt, »und dich im nächsten Augenblick verraten. Geht
morgens wie ein wahrer Freund los und ist dann auf einmal
dein Feind. Die Nacht ist beständiger – gefährlich und dunkel,
schon richtig, aber beständig. Auf die Gefahr kann man sich in
einer Weise verlassen, wie man sich nie auf einen Freund
verlassen kann.
Manche Leute sind tagsüber so und nachts ganz anders. Aber
die Nacht zeigt die wahre Gestalt, denn Dunkelheit beleuchtet
einen Mann besser als Sonnenschein, dessen Strahlen die
Augen täuschen kann.
Ich kannte zum Beispiel mal einen Ritter, der mit einem
jungen Knappen herumzog. Bei Tag war dieser Ritter – er hieß
Sarn – einer der großen Recken von Krynn. Ein trinkfester
Kamerad und ein kühner Schwertkämpfer. Aber bei Nacht
wurde genau dieser Mann richtig handzahm, und sein Knappe,
ein kleines Bürschchen namens Winburn…«
Kitiara hatte selten das Ende von Gregors Geschichten mit
angehört, denn sie schienen ewig weiterzugehen, während sie
einschlief. Heute, wo ihr bei ihrem ersten echten Abenteuer
eine weitere einsame Nacht bevorstand, fragte sie sich wieder
einmal, was aus ihrem Vater geworden sein mochte. Die
Einsamkeit, die Geräusche und die Finsternis dieses Waldes
flößten ihr keine Angst ein, sondern waren merkwürdig
tröstlich, als ob irgendwo auch Gregor Uth Matar in der Nacht
wach saß und an sie dachte.
Am Ende des dritten Tages hatten sie ihrer Schätzung nach
über fünfundsiebzig Meilen zurückgelegt und ritten immer
noch in Richtung Silberloch durch den Wald. Zunächst hatte
sich Kitiara mehrere Stunden hinter Ursa und seinen Männern
gehalten, doch am vierten Tag wurde sie ungeduldig. Ohne
sich um ihre mögliche Entdeckung zu scheren, schlug sie ein
schnelleres Tempo ein, so daß sie sich ihnen auf eine knappe
Wegstunde Abstand näherte.
Im Schutz der Dunkelheit beging Kit den zusätzlichen
Fehler, sich nah ans Lager zu schleichen, um zu lauschen, weil
sie hoffte, sie könnte noch etwas mehr über ihr Ziel
herausbekommen. Sie war stolz auf sich, als sie sich durch die
Felsen und Bäume langsam einen Weg zu den am Boden
kauernden Gestalten suchte. Ursa und ein anderer Mann, beide
in Decken gehüllt, wandten ihr den Rücken zu. Der kleine,
wieselflinke Mann mit dem Namen Radisson sah in ihre
Richtung und redete mit Nachdruck; seine Stimme kannte sie
noch vom Markt. Ein vierter, großer Mann stand leicht gebeugt
mit traurigem Gesicht neben der Schulter des kleinen Mannes
und hörte genau zu. Hin und wieder sagte der mit dem
traurigen Gesicht etwas Unverständliches, was beipflichtend
klang.
Ihr Tonfall war leise und verschwörerisch, und Kit mußte
näher heran als klug war, um überhaupt etwas zu verstehen.
Der Kleine erklärte eine Strategie. Sie konnte nur gelegentlich
ein paar Wortfetzen aufschnappen wie »beträchtliches
Vermögen« und »die Gelegenheit ist günstig«. Diese Hinweise
auf ihren Auftrag ließen Kit noch neugieriger werden. Auf
Händen und Knien kroch sie so weit vorwärts, daß sie nur noch
hätte aufspringen und sie anspucken müssen.
Da fiel auf einmal etwas Großes, Schweres auf Kits Rücken
und warf sie zu Boden. Sekundenlang blieb ihr die Luft weg.
Als sie wieder klar denken konnte, wurde sie gerade von der
Erde hochgerissen und sah sich Auge in Auge Ursa gegenüber.
Der Ausdruck auf seinem finsteren Gesicht verriet Empörung,
die sich mit Erstaunen mischte.
»Du schon wieder!« rief Ursa, der sie am Kragen gefaßt
hatte. Kit war so benommen, daß sie bloß vergeblich mit den
Füßen treten konnte, um wieder Boden unter den Füßen zu
bekommen.
Während Ursa sie festhielt, packte jemand anders ihre Hände
und fesselte sie hinter ihrem Rücken. Kitiara schaffte es, sich
umzudrehen, so daß sie den Vierten sehen konnte.
Der war etwas größer und

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