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Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert

Titel: Drachenlanze - Das Mädchen mit dem Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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schön, Junge, der Tag ist vorbei. Dein Vater und deine
Schwester sind da. Ich danke dir, daß du nicht weiter meine
Zeit verschwendest.«
»Ja, dein Sohn ist begabt, aber ich bezweifle, daß er unser
strenges Programm hier körperlich durchsteht. Nach dem
Lernen am Nachmittag war der Junge allen Ernstes so
erschöpft, daß er über seinen Büchern eingeschlafen ist.«
Morat sprach mit fester Stimme. Er und Gilon saßen am
Tisch der Bibliothek, die jetzt ziemlich dunkel war und nur
noch von der flackernden Kugel vor dem Zaubermeister erhellt
wurde.
Gilon stählte sich. »Er ist vielleicht nicht kräftig«, erwiderte
Raists Vater hartnäckig, »aber er hat einen starken Willen, und
das hier ist das, was er wirklich will. Um ehrlich zu sein, der
Junge würde nicht für einen Beruf taugen, bei dem es auf
Körperkraft ankommt. Aber für ihn ist Magie keine Laune.
Wenn Ihr ihn nicht nehmt, werden wir anderswo hingehen und
versuchen, jemanden zu finden, der ihn unterrichtet. Ich habe
mich erkundigt, und soweit ich weiß, gibt es einen Zauberer
namens Petrock, der bei Haven eine ausgezeichnete Schule
leitet.«
Das war von Gilons Seite her ein Bluff, wenn auch ein
geschickter. Er schätzte Morat so ein, daß er bestimmt nicht auf
den Ruhm verzichten wollte, der dabei abfiel, wenn er einen so
begabten Schüler unterrichtete, und sei er noch so jung.
Das Knistern von Papier unterbrach das Gespräch. Raistlin
saß im Schneidersitz mit einem dünnen Buch im Schoß in einer
dunklen Ecke vor einem der Bücherregale. Morat schoß hoch,
als er sah, was Raistlin tat.
Rasch durchquerte er den Raum und riß Raist das Buch aus
der Hand. »Junger Mann, ich dachte, du hättest heute gelernt,
daß man nicht mit Büchern spielt, die einem nicht gegeben
wurden, besonders mit Zauberbüchern!«
Raistlin sah ihn kalt an. »Ich habe nicht damit gespielt. Ich
habe es gelesen.«
Schockiertes Schweigen im Raum.
»Ich habe den >Zauber, um Wasser in Sand zu verwandeln<
gelesen«, fuhr der Junge trotzig fort, wobei er befriedigt den
erstaunten Ausdruck wahrnahm, der über Morats Gesicht glitt.
»Ihr könnt mich als Schüler zurückweisen. Aber ich lasse mir
doch nicht die Gelegenheit entgehen, eins Eurer kostbaren
Zauberbücher zu lesen!«
Morats Gesicht wurde rot vor Wut. Gilon zeigte in einem
seltenen Zornesausbruch auf die Tür. »Das reicht, Raist. Du
wartest draußen bei deiner Schwester.«
Als Gilon sich wieder umdrehte, hatte der Zaubermeister
seine Wut wieder unter Kontrolle. Morat blätterte ein kleines,
reich bemaltes Buch durch und überflog zahlreiche
handschriftliche Listen und Pläne.
»Er kann zu Anfang der nächsten Woche herkommen«, sagte
der Zaubermeister beiläufig, während er zu einer Schreibfeder
griff und Raistlins Namen förmlich auf die Schülerliste setzte.
Gilons Kinnlade klappte nach unten. Trotz gewisser
Fähigkeiten von Raistlin war sein Vater sicher gewesen, daß er
an dieser angesehenen Schule nicht aufgenommen werden
würde. Der Holzfäller bekam kein Wort heraus.
»Wie wirst du zahlen?« fragte Morat, als er aufsah, nachdem
er Raistlins Namen in das Büchlein eingetragen hatte.
Zahlen? Das war etwas, womit der Holzhacker etwas
anfangen konnte.
»Nun, Eure Lordschaft«, sagte Gilon, der unsicher war, wie
man einen Zaubermeister anredete, ihn aber gewiß nicht
verärgern wollte. »Ich bin Holzfäller, wie ich heute bereits
erwähnte. Und wir verfügen nur über bescheidene Mittel. Ich
hatte gehofft, daß ich den, äh, Unterricht zahlen könnte, indem
ich Holzscheite für die Schule herbringe. Oder ähnliche
Dienste für Euch verrichte, ein faires Geschäft. In Solace wird
man Euch bestätigen, daß ich ein ehrlicher Mann bin und
meine Rechnungen immer bezahle.«
»Pah!« schnaubte Morat. »Was soll ich mit bündelweise
Feuerholz? Ich brauche nur einmal mit den Fingern zu
schnipsen« – er hob die Hände, um es vorzuführen – »und
schon habe ich alles Holz, das ich brauche. Nicht nur die
hiesigen, sondern die seltensten, exotischsten Hölzer von ganz
Krynn. Holz!«
Der Zaubermeister funkelte Gilon an, dessen Gesicht rot
angelaufen war. Wieder stellte der Holzfäller fest, daß er kein
Wort herausbrachte und daß seine Arme nutzlos an den Seiten
herunterbaumelten.
»Pah!« wiederholte Morat, der sich wieder an sein Buch
setzte und noch etwas zu Raistlins Namen kritzelte. »Ich werde
dem Burschen eine Zeitlang ein Stipendium geben«, fügte der
Zaubermeister verstimmt hinzu. »Dann werden wir

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