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Drachenlanze - Die Erben der Stimme

Drachenlanze - Die Erben der Stimme

Titel: Drachenlanze - Die Erben der Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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Pferd schnaubte wieder, wie um zu sagen, daß es die
Eigenarten von Zwergen keineswegs verstand. Tanis ging es
mitunter ebenso.
Tanis warf einen Blick auf die anderen Höflinge und jungen
Adligen, die im zunehmend helleren Licht ihre Pferde
bestiegen, ihm jedoch nur wenige Beachtung zollten.
Höchstwahrscheinlich sahen sie seinen Streit mit Xenoth als
weiteren Beweis seines menschlichen Temperaments, obwohl
Tanis beim besten Willen nicht behaupten konnte, daß Xenoth
selbst elfische Kühle an den Tag gelegt hatte.
Dennoch spürte er, wie seine Aufregung wuchs. Egal was in
den letzten Tagen geschehen war, endlich konnte er mal mit
den anderen ausreiten…
Er betrachtete die versammelten Elfen. Tyresian saß stolz
und gerade auf seinem Pferd. Seine Hände, die die Zügel
hielten, steckten in schwarzen Handschuhen. Porthios saß
neben dem Elfenlord im Sattel seines grauen Rosses, und
Gilthanas wartete gleich hinter ihnen auf einer
Rostschimmelstute, einem hübschen Tier mit schönen Beinen
und einem fein geschnittenen Kopf.
Dann tönte der Klang einer Trompete melodisch durch die
klare Luft, und Tanis saß auf und lenkte Belthar zu den anderen
hin. Tyresian blickte kurz zu ihm hin, wirkte aber nicht
interessiert und konzentrierte sich wieder auf seine Begleiter.
Tanis überprüfte die Pfeile in dem Köcher an seinem Knie.
Nachdem er Flint heute nacht verlassen hatte, hatte er eine
ganze Stunde damit zugebracht, die stählernen Pfeilspitzen, die
der Zwerg extra für ihn gemacht hatte, an Schäften zu
befestigen. Das harte Metall war womöglich genau das, was
man gegen die Schuppenhaut eines Tylors brauchte. Dann
steckte Tanis Flints Schwert in die Scheide an seiner Seite. Es
war unbequem – ein Kurzschwert oder gar ein langer Dolch
waren viel üblichere Jagdwaffen, um beispielsweise einen
Hirsch zu töten, den man mit einem Pfeil niedergestreckt hatte.
Aber sie waren hinter einer blutrünstigen Echse her, die
mehrmals so groß war wie ein Elf. Wer konnte wissen, welche
Waffe die Jäger am besten gebrauchen konnten?
Außerdem war Tanis einfach stolz auf das Schwert. Die
Glocke, der Schutz für die Hand, glänzte kühl im Licht der
Morgendämmerung und glich silbernen Rauchfäden, die
plötzlich erstarrt waren. In der Mitte der Glocke…
»Flint!«
Der Zwerg blickte auf.
»Du hast ja das Amulett meiner Mutter an der Glocke des
Schwertes befestigt«, sagte Tanis. Tyresian und Miral sahen zu
dem Halbelfen hin.
Der Zwerg klang verdrießlich. »Nun, das habe ich Ailea
schließlich versprochen, oder? Hat mich mitten in der Nacht
zwei Stunden Arbeit gekostet. Löcher in den Griff und in den
Anhänger bohren – muß schon sagen, das hat mir bald das
Herz gebrochen
– und dann ein Kettenglied durch beide
ziehen.« Er schnaufte. »Erstaunlich, was ich alles für eine Maid
in Bedrängnis tue.«
Tanis lächelte achselzuckend. Die Hebamme war schon
geraume Zeit keine »Maid« mehr, aber er vermutete, daß der
Zwerg sich ein bißchen in Eld Ailea verguckt hatte, obwohl sie
mehrere hundert Jahre trennten.
Tyresians Stimme unterbrach das Gespräch. »Sind alle
fertig?« fragte er ruhig. Tanis mußte es dem Elfenlord lassen;
er war der geborene Anführer.
Der Halbelf legte die Hand auf sein Schwert. Außer dem
Schwert und dem Köcher voll Pfeile, der griffbereit bei seinem
rechten Knie hing, trug er seinen Kurzbogen auf dem Rücken
und hatte eine Feldflasche mit Wein dabei, falls das Untier
jemanden verletzte. Tanis überprüfte alles und nickte dann. Er
war fertig.
Ein Elfenlord, der zu denen gehörte, deren Namen Tanis
entfallen waren, lenkte sein Pferd vor die versammelte Gruppe,
um einen Segen für die Jagd zu sprechen. Es war ein dünner
Elf mit scharfen Zügen und harten, grauen Augen.
»Wir beten heute zu Kiri-Jolit, dem Kriegsgott des Guten«,
sagte der grauäugige Elfenlord, während die Freiwilligen die
Köpfe senkten. »Wir bitten ihn, uns beizustehen, wenn wir jetzt
auf die Suche gehen und dieses schreckliche Tier stellen, das
unser Land bestohlen und so viele unserer lieben Elfen getötet
hat.«
Tanis hörte Flint neben sich schnauben. »Das Tier hätte auch
beinahe einen ihrer >lieben Zwerge< getötet, erst vor vier
Tagen«, murrte er. Tanis brachte den Zwerg zum Schweigen.
»Wir bitten auch um die Gunst von Habbakuk, Gott der
Tierwelt. Möge Deine Kenntnis der Wildnis und Dein Wissen
um die Harmonie der Natur heute mit uns sein. Und wenn einer
von uns nicht heimkehrt, so mögest Du, Habbakuk, seine Seele
zu dir

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