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Drachenlanze - Die Erben der Stimme

Drachenlanze - Die Erben der Stimme

Titel: Drachenlanze - Die Erben der Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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sie
über den Graben setzten, würden Pferd und Reiter nur zehn
Fuß von dem Monster entfernt landen, also in Reichweite
seines tödlichen Peitschenschwanzes. Schon jetzt hatte das
nervöse Zucken der Bestie aus den Büschen hinter ihr
halbkreisförmig Kleinholz gemacht.
Die drei Fuß langen Hörner auf dem Kopf des Tiers sahen
gefährlich aus. Die gelben Augen waren halb geschlossen, als
es weitersang: »Xenothi morandibi, Xenothi darme a te vide,
toth.« Die Klauen seiner Vorderbeine scharrten auf dem
steinigen Boden; Kies flog ins Unterholz.
»Reorx!« rief der Zwerg wieder aus.
Mit entsetzten, glasigen, grauen Augen trat Xenoth aus dem
Unterholz auf die Lichtung. Er näherte sich dem Monster, denn
er konnte seinem Ruf anscheinend nicht widerstehen. Das
Singen wurde stärker. Einer der Adligen auf der anderen Seite
des Grabens schrie vor Grauen auf. Tanis erhob sich.
»Xenoth!«
Tyresian rief von drüben her: »Halbelf! Bleib, wo du bist!«
Aber Tanis sprang über den Stamm und legte im Rennen einen
Pfeil auf. Flint folgte ihm mit geschwungener Streitaxt.
Von der Schwanzspitze bis zu seiner schnabelartigen
Schnauze war das Tier fast sechzig Fuß lang und war praktisch
komplett mit harten Hornschuppen gerüstet. Tanis kniete sich
hin, nahm den Bogen und zielte auf den Kopf des Tylors. Sein
Pfeil ging in dem Moment los, als der dreißig Fuß lange
Schwanz weit links von Tanis durch die Luft zuckte. Das
rasiermesserscharfe Ende zerteilte eine junge Espe, um dann
den Berater zu treffen. Xenoths Schrei erstarb in einem
Gurgeln.
Die Worte »Beweg dich nicht, Tanis!« kamen von der
anderen Seite des Grabens. Der Halbelf blieb, wo er war, schoß
aber einen zweiten Pfeil auf den Tylor ab.
Plötzlich donnerten Hufe über die matschigen Steine neben
Tanis. Miral in seiner roten Tunika jagte auf den Tylor zu und
sang beim Reiten. Ein Blitz schoß aus seinen Fingern auf das
Tier zu, noch während der Tylor einen neuen Spruch
anstimmte.
Die folgende Explosion erschütterte die Lichtung und
schickte Tanis und Flint zu Boden. Benommen sahen sie zu,
wie der Rest der Jäger über den Graben setzte.
Die Schreie des Tylors gellten durch die Lichtung, während
seine Klauen tiefe Kerben in die steinharte Erde rissen. Er
versuchte, sich vor dem Pfeilregen, der sich jetzt von der
Phalanx des Elfenadels über ihn ergoß, ins Unterholz zu retten.
Tanis und Flint konnten nur dasitzen und zusehen.
Schließlich war der Tylor tot. Seine eine Seite war völlig
verbrannt, überall in seiner Haut steckten Pfeile, und einer stak
aus seinem Auge hervor. Er lag auf der Seite. Nur zehn Fuß
von dem Untier entfernt lag Miral auf dem Bauch und richtete
den Oberkörper auf. Sein Gesicht war schwarz vor Asche, und
eine Hand blutete.
Xenoth lag mit dem Gesicht nach unten tot auf dem
schlammigen Felsboden der Lichtung. Blut durchtränkte seine
silberne Robe und sickerte in die Erde. Der peitschende
Schwanz des Tylors hatte ihm die Brust zermalmt. Litanas,
Xenoths Assistent, kniete sich neben ihm hin und rief etwas
Unverständliches.
Dann sah es plötzlich so aus, als ob alle Elfen Tanis
anstarrten. Selbst Flint schaute ihn mit ungläubigem Blick an.
»Was ist denn?« fragte der Halbelf.
Litanas trat beiseite, damit Tanis es sehen konnte.
In Xenoths Herz steckte der Pfeil des Halbelfen.
Kapitel 4
Der Pfeil
    Tanis sah von einem Gesicht zum anderen. Überall die
gleiche Anklage auf dem Gesichtern. Nur Flint wirkte nicht
ganz so überzeugt, daß der Halbelf den Berater getötet hatte.
    »Ihr habt es doch gesehen!« schrie Tanis. »Ihr habt es alle
gesehen! Ich habe nach rechts geschossen, auf den Körper des
Monsters. Xenoth war links, als ihn der Schwanz des Tiers traf.
Wie hätte mein Pfeil ihn treffen können?«
»Aber er hat ihn getroffen, Tanis« sagte Porthios ruhig.
    Tyresian machte eine Handbewegung, und mehrere Elfen
traten vor, als wenn sie den Halbelfen festnehmen wollten. Mit
einem Satz sprang Flint, der immer noch seine Streitaxt
umklammerte, zwischen Tanis und seine Häscher. Er erhob die
Waffe, funkelte die sich nähernden Elfen wild an und brüllte:
»Halt!« Da sie offensichtlich vor dem Anblick eines
kampfbereiten Zwergs zurückschreckten, blieben die Adligen
stehen.
    »Wir haben uns freiwillig zu dieser Expedition gemeldet,
obwohl wir wußten, daß wir dabei sterben konnten«, sagte
Flint wütend. »Stimmt das etwa nicht?«
    Ulthen, der mit Litanas bei Xenoth gekniet hatte, stand auf.
Sein Umhang war blutbespritzt. »Aber wir

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