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Drachenlanze - Die Erben der Stimme

Drachenlanze - Die Erben der Stimme

Titel: Drachenlanze - Die Erben der Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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Pflichten hast du bei Porthios’ Feier, Miral?« Flint
trieb einen dünnen Stift durch das weiche Metall.
Miral zwinkerte und sah von seinem Platz auf Flints
Kleidertruhe auf. »Bei der eigentlichen Zeremonie keine. Aber
ich soll alle Leute koordinieren, die etwas für das Kentommen
vorbereiten und zur Unterhaltung an den drei Tagen
beitragen.«
»Was gehört da dazu?« fragte Tanis vom Kessel her.
Miral sah hinüber und lächelte matt. Das Weiße in seinen
Augen war blutunterlaufen, was in seltsamem Kontrast zu
seiner fast farblosen Iris stand. »Fünf Dutzend Näherinnen
saumen Fahnen«, (die tatsächlich bereits auf Fahnenstangen
entlang der Hauptstraßen durch Qualinost aufgezogen wurden)
»und drei Dutzend Schwertkämpfer üben einen Schaukampf
ein, bei dem mir schon vom Zusehen angst und bange wird. Ich
wundere mich nur, daß sie sich noch nicht gegenseitig
aufgeschlitzt haben, und ich werde sprachlos sein, wenn KithKanans Mosaik im Amphitheater nach der Vorführung ohne
Blutflecken ist.«
Flint warf dem Magier einen mitleidigen Blick zu, als Miral
weiter aufzählte. »Zehn Jongleure und zwanzig Harlekine
haben sich im Palast breitgemacht«, beschwerte er sich.
»Könnt ihr euch den Lärm vorstellen. Dazu vierzehn
Akrobaten. Eine davon wollte ihren Hochseilakt vierhundert
Fuß hoch im Sonnenturm zeigen!«
»Das gestattet Ihr natürlich«, sagte Ailea, als sie einen
perfekt gekochten Kolben aus dem kochenden Wasser fischte.
»Natürlich nicht«, widersprach Miral, der dann stutzte. Die
Hebamme hatte gescherzt. »Aber es reicht nie, einfach nein zu
sagen. Jeder Elf hat zweihundert Gründe, warum sein Fall
anders liegt, warum ich ihm erlauben sollte, etwas zu tun, was
kein anderer darf.« Der Magier lehnte sich an der Wand an.
»Ich habe in den letzten zwei Wochen nie länger als drei
Stunden am Stück geschlafen.«
»Willst du mit uns essen und dann hier ein Schläfchen
machen?« fragte Flint und wies mit dem Kästchen auf sein
Feldbett. »Wir können leise sein, wenn es sein muß.«
Miral schüttelte den Kopf. »Ich muß mich mit einer
Sängertruppe treffen. Sie wollen wissen, warum sie nicht direkt
vor dem Kentommen obszöne Lieder in der Rundhalle des
Turms singen dürfen – >um die Zuschauer aufzuwärmen<, wie
sie es ausdrücken.« Er stand auf. »Ich kann das Kästchen später
holen.«
»Ist schon fertig – geht aufs Haus«, sagte Flint und reichte
dem Zauberer das Silberkästchen. Der Zwerg öffnete die Läden
wieder und hielt dann Miral die Tür auf. Der zog seine Kapuze
tief ins Gesicht, dankte Flint, nickte Tanis und Ailea zu und
machte sich dann auf den Weg zum Turm, den man über den
Kronen von Flints Obstbäumen sehen konnte.
»Schlaf dich aus!« rief ihm Flint nach. Der Magier winkte,
ohne sich umzudrehen. Dann ging er weiter, während der
Zwerg die Tür schloß.
Mirals kurzer Besuch half den dreien, die Lähmung zu
überwinden, die sie nach Tyresians Abgang erfaßt hatte. Der
Zwerg nahm sein Werkzeug vom Tisch, und anstatt Trübsal zu
blasen, wurden Flint, Tanis und Eld Ailea fast wieder
ausgelassen, als sie an den Maiskolben mit Butter knabberten.
Zum Schluß reichten sie ein Küchentuch herum, um sich die
Hände abzuwischen, und lehnten sich zufrieden zurück.
»Ah«, sagte Flint, »wie meine Mutter immer sagte: >Der
Weg zum Herzen eines Zwergs geht über seinen Teller.<«
»Aha?« machte Tanis und stieß den Zwerg in die Seite.
»Und was hat deine Mutter noch so alles gesagt?«
Flint lachte. »Sie hatte für jede Gelegenheit ein Sprichwort.
>Zu viele Köche verderben den Brei<, sagte sie und befahl
meinen dreizehn Geschwistern und mir, den Stall auszumisten.
Ich habe Jahre gebraucht, bis ich wußte, was dieses Sprichwort
wirklich bedeutete. Für mich hat es sich immer wie ein
Zwergengesetz angehört.«
Ailea lachte und wischte sich nacheinander ihre langen
Finger an dem Tuch ab. »Was hat sie noch gesagt?«
Flint lehnte sich zurück. »Ich weiß noch, wie ich mich
einmal beschwerte, weil mich eins von den Kindern in der
Dorfschule piesackte. Sie hat mir den Kopf getätschelt und
gesagt: >Keine Sorge, Flinti. Ein fauler Apfel verdirbt nicht
den ganzen Kessel Fisch.<«
Flint sprach mit Fistelstimme, als er seine Mutter zitierte,
und Tanis lächelte. Aber der Gesichtsausdruck des Halbelfen
blieb nachdenklich. »Wie sieht sie aus?« fragte er. »Ist sie
hübsch?« Eld Ailea warf einen weisen Blick auf den Halbelfen,
dann auf den Zwerg, doch der schien nichts zu merken.
»Oh«, sagte

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