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Drachenlanze - Die Erben der Stimme

Drachenlanze - Die Erben der Stimme

Titel: Drachenlanze - Die Erben der Stimme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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funktionieren sie bei stillenden
Müttern…« Als sie Tanis’ überraschten Blick bemerkte,
tätschelte sie seinen Arm. »Nur ein Scherz, Tanis. Flint wird
wieder gesund.«
»Soll ich dich nach Hause bringen?« fragte Tanis. »Ich
bleibe heute nacht bei ihm. Ich kann ihm Mirals Tee geben,
wenn du ihn hier läßt.«
Da hob Eld Aileas den Kopf, und sie sah Tanis tief in die
Augen. »Im Moment sollte er lieber überhaupt nicht allein
gelassen werden«, sagte sie. »Ich bleibe hier. Wir können
abwechselnd Wache halten.«
Kapitel 9
Die Rettung
    Er war wieder in seinem Traum. Die rauhen Hände packten
Miral, und gerade als die harten Kiefer des Tylors in die Spalte
schnappten, rissen ihn starke Arme durch den Riß im Stein
nach hinten.
    »Da hat Er sich aber einen echten Schlamassel eingebrockt,
kleiner Elf«, sagte eine tiefe Stimme über dem Kopf des
Jungen.
    Miral hob mit tränennassen Augen den Kopf und spähte
durch das dämmrige Licht in der Höhle. Dieser Teil schien
weniger gut beleuchtet zu sein als die Gänge, durch die er
gekommen war. Er schluckte ein Schluchzen herunter und
versuchte, seinen Retter zu betrachten.
    Es war ein Mann, das sah der Kleine, aber was für einer!
Starke Muskeln zuckten auf einer massigen Brust. Er hatte
enorme Schultern, über die das weiße Haar von Kopf und Kinn
floß. Als der Mann zu ihm nach unten guckte, blickte Miral in
tiefblaue Augen, die vor Freundlichkeit glänzten.
    »Will meinen, Er ist zu klein, um ohne Seine Stute
herumzulaufen, Kleiner«, sagte der Mann.
Da nahm Miral die Hufschläge wahr, die über den feuchten
Stein der Gänge trappelten. Der Mann kam an eine Gabelung
und ritt nach rechts, ohne langsamer zu werden. Aber wie hatte
er seinem Pferd das gezeigt? Der kleine Junge wunderte sich
und sah nach unten.
Der Mann war ein Pferd! Oder das Pferd war ein Mann; da
konnte sich Miral nicht entscheiden. Mit entzücktem Lächeln
sah er wieder hoch.
»Du bist ein Zentaur!« schrie Miral.
»Natürlich«, erwiderte das Wesen, das den Kleinen in seinen
starken Armen wiegte.
Der Zentaur mußte von den Hufen bis zu seinem
aristokratischen Haupt bestimmt sieben Fuß hoch sein.
Behende lief er über die nassen Steine, wobei sein langer
Schweif hinter ihm flatterte. Um die Schultern seines
Pferdeteils trug der Zentaur einen Lederbeutel. Miral streckte
die Händchen aus, um den Beutel zu untersuchen, doch der
Zentaur hob ihn höher, so daß er nicht dran kam.
»Er ist neugierig«, murmelte der Zentaur mit tiefer Stimme.
»Bestimmt ist Er deshalb so tief in den Höhlen.«
»Jemand hat mich gerufen«, erklärte Miral, weil er
unbedingt wollte, daß dieses Wesen ihn gern hatte. »Aus dem
Gang.«
Die blassen blauen Augen des Zentauren wurden größer, und
er ging etwas langsamer, um dann wieder anzuziehen. »Er hat
die Stimme gehört? Dann hat Er wahrhaft Magie in der Seele,
kleiner Elf. Nicht jeder hört den Graustein rufen.« Er lief um
eine weitere Biegung, dann um noch eine. Bald hatte das Kind
keine Ahnung mehr, wo sie hergekommen waren oder wo sie
jetzt waren.
Der Tiermensch redete weiter beruhigend auf das Kind ein.
»Er ist heiß, Kind. Seine Stute sollte Ihm etwas gegen das
Fieber geben. Ich will Ihn direkt nach Hause bringen.«
Miral wurde vom gleichmäßigen Trab des freundlichen
Zentauren allmählich müde. »Warum bist du hier?« fragte er
schläfrig.
»Oh, der Graustein hat wirklich große Schätze«, sagte der
Zentaur. »Und wahr ist, daß der gemeine Stein mir einst großes
Unrecht zugefügt hat. Ich habe Rache gelobt. Und das, kleiner
Elf, ist alles, was Er wissen muß.«
Der Zentaur legte an Tempo zu, und bald war das Kind in
seinen Armen eingedöst. Hin und wieder erwachte es, einmal,
als frische Luft durch seine Haare wehte und ihm klar wurde,
daß sie außerhalb der Höhlen durch die mondlose Nacht liefen,
und einmal, als der Zentaur fast lautlos durch die gepflasterten
Straßen von Qualinost eilte.
Schließlich erreichten sie den Palast. Miral wurde wach und
bekam mit, wie sie hinten herum durch das Gartentor kamen –
wieso merkten die Wachen nichts, fragte er sich – und von dort
aus in den Hof. Große Hände legte ihn auf weiches Moos und
deckten ihn mit einem Tuch zu.
»Schlaf jetzt, kleiner Elf«, murmelte der Zentaur. »Am
Morgen wird Er sich an nichts mehr erinnern.«
Nachdem er ein letztes Mal die Schulter des Kleinen
getätschelt hatte, wendete der Zentaur auf dem Hof und war
gleich darauf lautlos verschwunden.
Kapitel 10
Noch ein Tod

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