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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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zurückgeben wollte er es schon. Er hoffte nur, daß der Zwerg
nicht vor dem Ende des Marktes zurückkam.
Geschwind sammelte der Kesselflicker sein Werkzeug ein
und legte es in seinem gut aufgeräumten Wagen an den
richtigen Platz. Sein knurrender Magen erinnerte ihn daran, daß
er seit dem Frühstück nichts gegessen hatte. Er dachte an das
Trockenfleisch und die alten Kekse im Wagen, die Hepsiba
ihm am Vortag in Dem als Proviant eingepackt hatte. Aber
nach einem solchen Tag wie heute wollte er Spaß und gutes
Essen. Er wußte von seinen Kunden, daß es ein Bierzelt gab,
das noch lange offen hatte, nachdem die Händler ihre Stände
zumachten. Also machte er die Karrentür hinter sich zu und
brach auf, um dem fröhlichen Lärm nachzugehen.
Das Zelt wurde vom Inhaber des Wirtshauses »Zum Trog«
geleitet, einer verrufenen Schenke, an der Gäsil gestern auf
seinem Weg auf der Südstraße von Solace vorbeigekommen
war. Es war die einzige Konkurrenz zur »Letzten Bleibe«.
Wenn die eigentliche Kneipe ungefähr dem Zelt glich, war es
allerdings keine große Konkurrenz.
Zwei schmutzige, flackernde Öllampen hingen an Stangen
vor der Öffnung eines sandfarbenen, viereckigen
Segeltuchzelts, in dessen Mitte man fürs Dach eine Stange
aufgestellt hatte. Eine Ecke war eingesackt, aber nicht wieder
aufgerichtet worden. Dünne, ungehobelte Planken lagen auf
den matschigen Durchgängen zwischen den Tischen, aber sie
waren schon längst im Matsch versunken. Die Stiefel der Gäste
standen so tief im schmutzigen Wasser, daß nicht einmal Stroh
oder Sägemehl geholfen hätte.
Die Gäste selbst erinnerten Gäsil an jene Sorte Kanalratten,
die gemeinhin die üblen, engen Spelunken besuchten, wie sie
an den Kais der Hafenstädte lagen. Auch wenn er bezweifelte,
daß er hier gutes Essen bekommen oder sich vergnügen können
würde, war er zu müde, um den langen Weg durch die Stadt
zum Gasthaus »Zur Letzten Bleibe« auch nur in Erwägung zu
ziehen. Er würde entweder hier essen oder in seinem Karren.
Hier würde er sich wenigstens nicht langweilen. Er wollte sein
überraschendes Glück feiern und deshalb auf ein paar Krüge
Bier dableiben.
Also machte er sich über die Bretter zu einem leeren Tisch
am Ende des Zelts in der eingesunkenen Ecke auf. Indem er
mit dem Arm winkte, konnte er irgendwann jemanden hinter
der Bar auf sich aufmerksam machen. Ein dicker, kleiner
Bursche in einer zu engen, schlammbespritzten Tunika watete
gemütlich durch die Tischreihen zu Gäsil.
Mit seinen Schweinsäuglein blickte er griesgrämig auf ihn
herunter. »Ja?«
»Ich hätte gern einen Krug von Eurem besten Bier«, sagte
Gäsil freundlich.
»Ist das alles? Wir haben nur eine Sorte, und die hättste an
der Bar gekriegt. Ich komme nur für Essensbestellungen. Du
mußt Essen bestellen, wenn du zur Vorstellung bleiben willst.«
Gäsil zog überrascht die Augenbrauen hoch. Er erinnerte
sich vage, draußen am Zelt ein Schild gesehen zu haben, mit
der Aufschrift: Amateurabend im Trog. Erster Preis: ein
Freiessen. Immer hereinspaziert.« Gäsil fand, daß der Abend
doch noch unterhaltsam werden könnte. »Na schön, was gibt es
denn?«
Ohne Gäsil in die Augen zu sehen, wies der unfreundliche
junge Mann mit dem Kopf ungeduldig zum Zelteingang. »Steht
alles da.«
Als Gäsil in dem schwachen Licht über die beträchtliche
Entfernung dort hinsah, erblickte er ein kleines, schlecht
lesbares Schild an der Bar, auf dem stand: »Zwei Eier – ein
Kupferstück; Brot – ein Kupferstück; Bier – drei Kupferstücke.
Tagesessen: Eier, Brot und Bier – fünf Kupferstücke.«
»Äh, ich nehme das Tagesessen.« Gäsil schluckte.
Der junge Mann ging fort, holte einen vollen Krug von der
Bar und watschelte zurück, um ihn vor Gäsil auf den Tisch zu
setzen, wobei der Schaum hochspritzte. »Essen kommt dann
irgendwann«, sagte er, schlurfte davon und bediente den
nächsten Gast.
Selbst der unhöfliche Kellner konnte Gäsil die gute Laune
nicht verderben. Nachdem er einen Schluck von dem Bier
probiert hatte, zuckte er jedoch zusammen. Das war zweifellos
das schlechteste Bier, das er je getrunken hatte. Es schmeckte
wie mit Essig vermischtes Spülwasser. Immerhin brachte es
seinen Kopf schon nach den ersten Zügen zum Schwimmen,
was durchaus nicht zu unterschätzen war. Ja, je mehr das Bier
ihm die Sinne benebelte, desto besser schmeckte es. Selbst das
Zelt sah schließlich zwar nicht gerade erfreulich,
aber
wenigstens nicht mehr wie ein Sumpfloch aus.
Als der

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