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Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Drachenlanze - Die Stunde der Diebe

Titel: Drachenlanze - Die Stunde der Diebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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drangen
köstliche Düfte auf den Platz. Dazwischen mischten sich die
Gerüche von den Ställen und den kleinen Ständen mit
Lebensmitteln, so daß die Umgebung mit nichts zu vergleichen
war, was Delbridge je zuvor gesehen hatte. Räudige Hunde und
Kinder rannten frei zwischen den Karren in dem gepflasterten
Innenhof herum, wobei sie entrüstet gackernde Hühner
aufscheuchten.
    Delbridge versuchte, sich an die Wegbeschreibung der
Wache zu erinnern. Wenn er sich recht entsann, war der
Eingang zur Burg neben dem Westflügel. Er sah nach links
über die Marktstände hinweg, wo die Händler wegen der
bevorstehen- den Mittagspause bereits Fenster und Türen
schlössen. Vor ihm im hellen Sonnenlicht lag der Wohnflügel
der Burg, den er jetzt zum ersten Mal in seiner vollen Pracht
betrachten konnte.
    Die Burg war mindestens fünf Stockwerke hoch. An allen
vier Ecken standen runde Türme, die jeweils eine Fensterreihe
hatten. Schießscharten und Mauerzacken umrahmten wie auf
den Außenmauern das Dach, aus dem ein ganzer Wald von
Schornsteinen ragte. Vor den höheren Fenstern im zweiten
Stock gab es gelegentlich einen Balkon.
    Delbridge trat durch den Eingangsbogen an die geschnitzte
Teakholztür und schob sie auf. Obwohl sie doppelt so hoch war
wie er und vielleicht fünfmal so schwer, schwang sie an ihren
gut geölten, schwarzen Eisenscharnieren leicht auf.
    Auf der Stelle nahm Delbridge den vertrauten Duft wahr,
den er nicht mehr gerochen hatte, seit er Burg Thelgaard
verlassen hatte, ein Geruch nach Reichtum und dem Schweiß
der anderen: Es war Zitronenölwachs, mit dem man
gewöhnlich die Unmengen von teurem Holz polierte, die in
reichen Häusern zu finden waren.
    Delbridge kannte das; er hatte Stunden damit verbracht, die
glitschige, beißende Paste in die Treppengeländer von
Thelgaard zu reiben, wenn er seinen Aufgaben als dritter
Hilfshaushofmeister nachgekommen war. Nachdem er diese
Tortur hinter sich gebracht hatte, konnte er nicht einmal mehr
den Duft von Bienenwachspolitur ausstehen.
    Als seine Augen sich an das schwache Fackellicht gewöhnt
hatten, merkte er, daß er in einer hohen Vorhalle stand, die sich
über zwei Stockwerke erstreckte. Unten waren die Wände mit
ausgestellten Rüstungen aller Art gesäumt, vom Lederharnisch
über Kettenrüstungen bis hin zu kompletten Plattenpanzern.
Darüber hingen die Wände bis zur Decke voller Waffen, und
zwar so dicht, daß diese sich fast berührten (was bei diversen,
zu Rosetten aufgehängten Schwertern auch der Fall war).
Langschwerter, Kurzschwerter, Spieße, Speere, Hellebarden,
Äxte, Bögen, Armbrüste, Dolche, Morgensterne und ein
Haufen anderer Waffen, die Delbridge überhaupt nicht kannte,
schmückten die Halle. Alles schien aus edlem Stahl zu sein,
und wenn das stimmte, war schon das ein Zeichen, daß dieser
Ritter ein Vermögen besaß. Ganz abgesehen davon, konnte er
mit den ausgezeichneten Waffen in diesem Raum eine
umfangreiche Armee ausrüsten. Delbridge beneidete den Mann
immer mehr.
    Gegenüber tauchte ein runzliges, altes Gesicht unter einem
grauen Haarschopf hinter einem Vorhang aus Goldbrokat auf.
Der Mann trug die Livree eines Gefolgsmanns der Curstons,
auch wenn diese schlaff um seine geschrumpfte Gestalt hing.
Nach einem Blick auf Delbridge schimpfte er mit
altersschwacher Fistelstimme: »Ihr ganz allein? Wenn Ihr
wegen der Audienz gekommen seid, dann kommt, kommt. Sie
warten schon auf Euch. Sagt mal«, meinte er mit einem
stirnrunzelnden Blick auf Delbridges Aufzug, »Ihr seid doch
nicht zufällig dieser Wahrsager, von dem wir gehört haben?«
Delbridge verneigte sich tief. »Nun, dann kommt mal mit.«
    Delbridge hatte Schwierigkeiten, sich mit seiner noblen
Robe angemessen würdevoll unter dem Vorhang
hindurchzubewegen; auf der anderen Seite mußte er der
gebückten Gestalt deshalb durch einen langen, mit glänzendem
Marmor ausgelegten Gang hinterher hasten. Auch hier war die
Decke zwei Stockwerke hoch, und auf kunstvollen Säulen
erhob sich auf jeder Seite des Gangs eine Galerie. Hinter den
Säulen lagen auf jeder Seite in gleichmäßigen Abständen drei
Türbogen, zwischen denen schöne und kostbare Wandbehänge
hingen.
Mehrere Dutzend Leute warteten in unterschiedlich
respektvoller Haltung auf ihre Audienz beim Ritter.
    Der krumme alte Mann huschte geradewegs an ihnen vorbei
und schlüpfte durch einen Vorhang am hinteren Ende des
Gangs. Er hielt den mit goldenen Tressen besetzten Rand für
Delbridge zurück, während er mit

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