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Drachenlanze - Finstere Pläne

Drachenlanze - Finstere Pläne

Titel: Drachenlanze - Finstere Pläne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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Dämmerlicht blinzelte. Schwarze Augen blieben an Selana
hängen. Das Wesen kroch weiter.
    Die Meerelfin konnte sehen, daß es ein enormes,
menschenähnliches Geschöpf war – ein Riese. Er konnte sich
kaum durch die Öffnung quetschen. Auch in der Höhle konnte
er sich nicht ganz aufrichten, sondern mußte sich ducken.
Selana schätzte, daß er aufgerichtet mindestens sechzehn Fuß
groß sein mußte und bestimmt mehrere tausend Pfund wog.
Mit unsicherem, schwankendem Gang wackelte er langsam auf
die Meerelfin zu, wobei seine langen Arme über den Boden
schleiften. Unwillkürlich kauerte sich die Elfin zusammen,
doch der Riese blieb fünf Fuß vor ihr stehen, weil die Höhle
dort noch niedriger wurde und der Riese nicht näher kommen
konnte.
    Jetzt konnte sie auch erkennen, daß es ein männlicher Riese
war. In der Hocke betrachtete er die blaßhäutige Meerelfin,
wobei über sein hellbraunes Gesicht mit den pechschwarzen
Augen ein enormes, zahnlückiges Lächeln glitt. Die Muskeln
an seinen hängenden Schultern und am Hals waren stärker als
Selana selbst. Die Elfin wurde sich des Gestanks nach
verfaultem Essen und Dreck bewußt, doch ob das von seinem
ungewaschenen Körper, den schwarzen Zähnen oder den
verfilzten Häuten ausging, die er anhatte, konnte sie nicht
feststellen. Sie atmete durch den Mund, damit ihr nicht übel
wurde.
    Die Meerelfenprinzessin wußte wenig über Riesen, nur daß
es viele verschiedene Arten gab, so wie es viele Elfenrassen
gab.
    »Essen«, polterte er plötzlich und streckte ihr einen
angeschlagenen Teller hin, der in seiner gewaltigen,
narbenreichen Hand wie ein Spielzeug aussah. Seine Nägel
waren gerissen und schmutzig; stellenweise bluteten sie.
    Selana sah die undefinierbaren, gebratenen Fleischstücke an,
aus denen halbe Knochen hervorstaken, ohne zu wissen, was
sie tun sollte. Sie hatte keine Hand frei, um selbst zu essen,
falls sie dieses Zeug überhaupt essen würde. Obwohl sie am
Verhungern war, hatte die Prinzessin der Dargonesti nicht vor,
ihr Gesicht wie ein Tier auf den Teller zu drücken.
    Der Riese bemerkte ihr Zögern. »Nicht essen, Blu kriegen
Ärger«, grunzte er, während er nach Worten suchte. »Balkom
nicht lassen Blu gehen.«
    Balkom! Die Meerelfin war gleichzeitig erschrocken und
aufgeregt bei dem Gedanken, daß sie unwissentlich über den
Schlupfwinkel des Magiers in den Bergen gestolpert war.
    »Ist das dein Name? Blu?« fragte sie den Riesen.
Er nickte und zeigte dabei seine faulen Zähne.
»Und du arbeitest für Balkom?« fragte sie weiter.
Der Riese schien in seinem immensen Schädel nach der
    Antwort zu suchen. »Balkom sagen, wenn Blu finden viele
glänzende Steine in Loch« – er zeigte auf die Öffnung, aus der
er gekommen war
– »Balkom machen Blu ganz kleinwinzig,
und Blu gehen aus Höhle und zurück zu Hügelriesenhaus.« Als
wenn er es zeigen wollte, zog er einen großen, scharfkantigen
Stein aus den Tiefen seiner verdreckten Häute. Mitten in dem
Brocken aus gewöhnlichem Gestein war ein matter, rötlicher
Streifen aus glasartigem Stein – ein roher Rubin.
»Wie lange schürfst du schon für Balkom nach
Edelsteinen?«
    Der Riese zuckte mit seinen hängenden Schultern. »Balkom
bringen Klein-Blu hierher für Arbeiten vor viel langer Zeit. Blu
finden Steine, Minotore bringen Essen. Blu arbeiten viel, aber
er schlecht und werden viel groß.« Das Gesicht des Riesen
nahm einen trübsinnigen Ausdruck an, und er schlug sich
ärgerlich an den Kopf. »Jetzt sitzen fest.« Sehnsüchtig sah Blu
sie an. »Blu vermissen Zuhause und Hügelriesenfreunde.«
»Wo ist Balkom jetzt?« fragte sie übergangslos.
    Blu zuckte wieder mit den Schultern und sah zu der rechten
Öffnung. »Er kommen von da. Manchmal Blu hören Sachen«,
sagte er und zeigte auf die gegenüberliegende Höhlenwand
zwischen den Öffnungen rechts und links.
    Natürlich, sagte sie sich. Der Riese ist zu groß, um diese
Höhle zu verlassen, und weiß nicht, was jenseits davon liegt,
bis auf vage Erinnerungen an sein Zuhause. Die nächsten
Worte wählte sie sorgfältig, damit sie möglichst viel Eindruck
bei dem etwas dummen Riesen erzielten.
    »Es ist nicht deine Schuld, daß du hier drin gefangen sitzt,
Blu. Balkom hat dich angelogen, damit du weiter arbeitest. Er
nimmt die Edelsteine, die du findest, um Seelen einzusperren«
– viel zu kompliziert, dachte sie – »für sehr böse Sachen. Jetzt
nimmt er gerade einen von den Steinen, die du gesucht hast,
um einem

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