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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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bis sie ihr Wasser mit anderen vereinigen
können und immer größer werden, je mehr sie sich mit anderen
vermischen, bis die zarten Stimmen von tausend kleinen
Bächen sich zum brüllenden Lied eines großen Flusses vereint
haben.« Er holte weit mit den Händen aus, weil er ganz in
seiner Metapher versunken war.
»Und?« hakte Tanis nach. Der Halbelf mußte in dem
schattigen Raum weit die Augen aufsperren, denn der Zauberer
hielt stets alle Fenster zu seinen Zimmern geschlossen. Helles
Licht, hatte Miral erklärt, beeinträchtige die Wirkkraft der
Kräuter und Gewürze, die die Grundstoffe für die wenige
Magie darstellten, die er ausübte. Außerdem tat starkes Licht
den fast farblosen Augen des Zauberers weh, die Miral hinter
der Kapuze seiner tiefroten Robe verbarg. Tanis hatte sich oft
gewundert, warum Solostaran einen Zauberer eingestellt hatte,
um seine Kinder zu unterrichten. Ursprünglich hatte Miral
Laurana, Gilthanas und Tanis als Schüler gehabt - Porthios war
schon zu alt für einen Tutor gewesen, als Miral an den Hof
kam. Inzwischen wurde Laurana von einer Elfendame
unterrichtet, und Gilthanas und Miral waren von Anfang an
nicht miteinander ausgekommen. Der jüngste Sohn der Stimme
bekam jetzt nur noch eine Ausbildung im Kampf - von Ulthen,
einem Freund von Porthios, der aus guter Familie stammte,
jedoch immer in Geldnot war.
Tanis hatte an dem exzentrischen Zauberer Gefallen
gefunden und war bei Miral geblieben, weil der einer der
wenigen Leute am Hof war, die dem Halbelfen nicht mit
eisiger Höflichkeit begegneten. Vielleicht hatte Mirals
Verhalten ihm gegenüber damit zu tun, daß der Zauberer Jahre
außerhalb von Qualinesti verbracht hatte, überlegte sich Tanis.
Miral war zwar ein Elf, war aber nicht unter Elfen
aufgewachsen. Ein Grund mehr, Qualinost eines Tages zu
verlassen, dachte der Halbelf.
Jetzt zeigte Miral mit seinem knochigen Finger auf Tanis,
wobei seine Kapuze etwas zurückrutschte. Seine Wimpern und
Brauen waren blond, ebenso wie das schulterlange Haar, das
aus der Kapuze drang. Miral mit seinen Bücherregalen, seinen
Zaubertränken und der Angewohnheit, sich fit zu halten, indem
er spät in der Nacht in den Gängen des Turms auf und ab lief eine Angewohnheit, die bei den jungen Elfen für viel Gekicher
und Geflüster sorgte -, hatte das farblose Aussehen von einem,
der zuviel Zeit im Dunkeln verbringt.
»Der breite Strom«, fuhr Miral fort, und Tanis konzentrierte
sich wieder auf den Gedankengang seines Lehrers, »fließt
seinerseits ins endlose, tiefe Meer. Geschichte ist wie das
Meer.«
Der Zauberer lächelte angesichts von Tanis' Verwirrung, und
mit diesem Ausdruck ähnelte Mirals hartes Gesicht dem eines
Falken. »Und auch wenn es am einfachsten sein mag, die
großen Ozeane und Flüsse zu untersuchen - die Kriege und die
großen Ereignisse vergangener Zeiten -, versteht man die
Vergangenheit mitunter am besten, wenn man statt dessen den
Tönen von wenigen dieser Rinnsale lauscht, den Geschichten
der einzelnen Leben, die eins ums andere und Tropfen für
Tropfen die Welt zu dem machten, was sie war.«
Eingelullt in die Rhetorik des Zauberer, atmete Tanis das
Durcheinander würziger Düfte ein, die aus den verkorkten
Behältern in den Regalen entwichen. Er wußte, daß Miral
irgendwann zum Kern der Sache kommen würde. Während
andere junge Adlige diese Stunden vielleicht gefürchtet hätten,
freute sich Tanis stets auf die Zeit mit Miral. Es gab noch
andere Fächer neben Geschichte: Schreiben, die Vorgänge am
Himmel, die Gewohnheiten und Eigenarten von allem
Lebenden. Und das alles interessierte den Halbelfen. »Zum
Beispiel«, sagte Miral, während er sich auf ein dickes Kissen
setzte, das mit gegerbtem Hirschleder bezogen war, und Tanis
zu einem ähnlichen, kleineren, aber nicht weniger bequemen
Stuhl an seiner Seite winkte, »habe ich dir schon von Joheric
erzählt?«
Als Tanis den Kopf schüttelte, begann der Zauberer mit
seiner Geschichte:
»Wie du weißt, Tanis, sind die Elfen die Verkörperung des
Guten, denn sie waren die erste Rasse auf Krynn.« Tanis
machte den Mund auf, um zu fragen, ob die anderen Rassen
auch von sich glaubten, daß sie die ersten waren, aber der
Magier brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen.
»Die Elfen waren vom Auftauchen des Grausteins weniger
betroffen als andere, schwächere Rassen, aber ...«
»Erzählt mir vom Graustein«, unterbrach ihn Tanis in der
Hoffnung, die Geschichten würden bis zu seiner Bogenstunde
bei Tyresian am frühen

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