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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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wendeten sich einem neuen
Thema zu - der Funktionsweise eines Flügels. Miral hatte am
Morgen bei einem Waldspaziergang einen toten Sperling und
eine braune Fledermaus gefunden. Zusammen mit Tanis
untersuchte er die beiden Tiere, die vor ihnen auf einem Tablett
auf dem Tisch lagen. Die helle Lampe füllte den Raum mit
dem Duft von Gewürzöl. Doch als die beiden so Kopf an Kopf
beieinander standen, um die tote Fledermaus und den Vogel zu
untersuchen, lag eine gewisse Spannung zwischen Lehrer und
Schüler in der Luft. Tanis bemühte sich sehr, seine
Aufmerksamkeit wieder auf Mirals Unterricht zu lenken.
    »Du siehst doch den Unterschied zwischen der Fledermaus
und dem Sperling, Tanis?« fragte Miral nach. Sein Atem roch
nach Lorbeerblättern.
    »Ich glaube schon«, erklärte Tanis. Er fuhr die zarten Linien
des Fledermausflügels mit dem Finger nach. »Bei der
Fledermaus besteht der Flügel aus Haut, die zwischen den
Fingerknochen ausgestreckt wird. Diese Knochen sind
ausgesprochen lang, bis auf den Daumen.« Dann betrachtete er
den Sperling, der reglos auf dem Tisch lag. »Und bei dem
Vogel gibt es keine Finger mehr, und der Flügel besteht aus
Federn, die direkt aus dem Arm wachsen.«
    »Gut«, sagte Miral ernst. »Ich denke, das reicht für heute.
Ich möchte nämlich nicht, daß du darauf kommst, selber
fliegen zu wollen.«
    Tanis lächelte Miral an. »Ich fürchte, wenn ich das versuche,
dann teile ich das Schicksal dieser beiden Kerlchen.« Er
betrachtete nachdenklich die beiden stillen Tiere auf dem
Tisch. »Leben und Tod sind gleichermaßen Teil des
natürlichen Kreislaufs«, meinte Miral. »Und wenn wir vom
Tod lernen können, um so besser.« Er stellte das Tablett
beiseite und goß jedem ein Glas Wein ein, damit sie beim
Weiterreden etwas zu trinken hatten. »So, ich glaube, wir
haben noch Zeit für eine weitere Geschichte. Was föchtest du
hören?«
»Von Euch«, erwiderte Tanis- »Ich möchte Eure
Lebensgeschichte hören.«
    Es wurde wieder dunkler im Raum, als die klaren Augen des
Zauberers den ernsten Gesichtsausdruck des Halbelfen
wahrnahmen. Der Steinboden schien Kälte auszustrahlen, und
Tanis fröstelte. Miral hatte offensichtlich eine Entscheidung
getroffen. Er nahm einen Schluck Wein und fragte: »Was für
eine Geschichte soll ich denn von mir erzählen?«
»Wie war's mit all Euren Reisen?« bohrte der Halbelf nach.
Miral drehte sich vom Tiscn weg- »Das war nur zielloses
    Umherstreifen eines dummen, Jungen Elfen«, sagte der
Zauberer schulterzuckend. »Mein Leben war ziemlich
uninteressant, bis ich endlich so schlau war, nach Qualinost zu
gehen.«
    Tanis trank noch einen Schluck Wein, dann einen weiteren,
damit er sich traute, weiterzufragen. »Wie seid Ihr
hierhergekommen? Ihr sagt, Ihr seid ein Silvanesti. Warum
dann nach Qualinost?«
»Es ist schon Nachmittag. Kommst du nicht zu spät zu
deiner Schießstunde?«
    »Ihr habt gesagt, die Zeit reicht noch für eine Geschichte«,
beharrte Tanis stur.
Miral seufzte. »Ich sehe, du gibst erst auf, wenn ich dich ein
wenig über das Leben eines Zauberers aufgeklärt habe. Also,
komm. Ich begleite dich zu deiner Stunde bei Tyresian. Wir
können unterwegs reden.«
Sie leerten ihre Kelche, dann folgte Tanis Miral auf den
Gang, wo der Magier sorgfältig die Tür verschloß. Auf Mirals
Bitte hin war der Gang vor seinen Zimmern immer nur
schwach beleuchtet. Es gab nie eine Wache - ebenfalls auf
seine Bitte hin.
»Was weißt du von mir, Tanis?« fragte Miral, als sie
langsam den Korridor entlanggingen.
Tanis paßte sein Tempo dem des Zauberers an. Beide
machten wenig Lärm beim Gehen, denn der Halbelf trug
lederne Mokassins, und der Magier hatte weiche Schuhe an.
»Ich weiß, daß Ihr ein Freund vom Bruder der Stimme, Arelas,
wart. Und daß Ihr hierhergekommen seid, als ich noch ein Kind
war.« Tanis wurde rot. Er hoffte, der Magier würde nicht
sagen, daß der Halbelf immer noch ein Kind war.
Miral jedoch schien ganz in die Betrachtung des
Marmorfußbodens versunken zu sein. Sie waren schon so weit
von den Zimmern des Zauberers entfernt, daß an den Wänden
wieder Kerzen brannten, daher traten sie abwechselnd aus dem
Licht ins Dunkle und dann erneut ins Licht. Endlich erzählte
Miral weiter.
»Wir waren alte Freunde«, sagte der Zauberer rauh. »Du
weißt, daß Arelas nicht bei Hof aufgewachsen ist?«
Tanis nickte. Dann wurde ihm klar, daß Miral das nicht
sehen konnte, weil er die Kapuze so tief ins Gesicht gezogen
hatte. »Ja, natürlich«, sagte

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