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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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»Du forderst
mich heraus?« fragte er leise.
Alle Augen ruhten auf ihm. Tanis entschied sich schnell.
»Das tue ich!«
»Das ist aber nicht fair, Lord Porthios!« rief Ulthen von der
Bank herüber. »Der Halbelf hat gerade erst mit dem Unterricht
angefangen. Ihr habt schon einen gewissen Vorteil.«
»Ich kann besser schießen als du, Porthios!« schrie Tanis
leichtsinnig.
Porthios musterte Tanis genau. Dann kam er näher. »Mach
das nicht, Tanis«, murmelte er. »Zwing mich nicht dazu.«
Aber der Halbelf kochte bereits vor Wut. »Ich kann dich
unter allen Umständen schlagen, Porthios!« erklärte er. Ein
stetiger Nieselregen machte jetzt das Pflaster des Hofs naß.
»Sag du die Bedingungen.«
Porthios seufzte und betrachtete das Moos zu seinen Füßen.
»Vier Pfeile nacheinander«, sagte er schließlich. »Wir
nehmen deinen Bogen, Tanis.«
Diener eilten herbei und brachten kleine Pavillons, deren
gestreiftes Tuch die jungen Adligen in ihren Seidenkleidern vor
der Nässe schützten. Lord Xenoth verschwand und kehrte mit
einem Umhang mit Kapuze zurück.
Tyresian ernannte sich selbst zum Schiedsrichter, und da
seine Haare inzwischen sowieso an seinem kantigen Schädel
klebten und es ihm in dem stetigen Regen schon von den
spitzen Ohren tropfte, stellte er sich zwischen Porthios und
Tanis auf. »Porthios Kanan nennt folgende Bedingungen:
Tanis, der Halbelf, schießt viermal zuerst.« Seine militärische
Stimme hallte von den nassen Steinwänden zurück. »Ein
Drachenauge bringt zehn Punkte. Jeder andere Treffer auf die
runde Zielscheibe fünf Punkte. Ein Treffer auf die Heuballen
außerhalb der Zielscheibe bringt zwei Punkte. Das Heu völlig
zu verfehlen«, er grinste gemein, »kostet den Schützen zehn
Punkte.« Er hustete. »Wenn sich einer der beiden Schützen in
diesem verwünschten Wetter eine Lungenentzündung holt,
kostet das fünfzig Punkte, aber wir hoffen alle, daß es nicht
dazu kommt.« Litanas, der inzwischen mit zwei Mänteln
zurück war, applaudierte dem Scherz. »Rote Pfeile für
Porthios, blaue für Tanis. Laßt die Kämpfer beginnen.«
Der Regen wurde stärker. Hin und wieder fiel ein Büschel
Lorbeerblätter auf den Boden und blieb dann liegen, als hätte
ein wütender Himmelsgott mit einem Stück Wald um sich
geworfen. Tanis stellte sich auf und zielte durch die
Regenfäden. Die Zuschauer hinter ihm wurden still, auch wenn
ihr Schweigen wohl mehr mit dem Wetter zu tun hatte als mit
Höflichkeit. Ulthen und Litanas sahen aus wie Meerelfen. Ihre
Hosen waren bis zu den Knien naß. Selena, die den besten
Platz in dem gelb-weißen Zelt gewählt hatte, war es besser
ergangen.
Fast ohne nachzudenken, ließ Tanis den Pfeil losschnellen.
Er vibrierte etwas, traf eine Leinenfalte rechts vom Ziel und
blieb dort stecken. Ein heller, blauer Fleck vor dem
graubraunen Hintergrund.
»Zwei Punkte für den Halbelfen!« rief Tyresian. »Als
nächster kommt Porthios.«
Der Erbe der Stimme nahm den Langbogen von Tanis mit
resignierter Miene entgegen. »Denk dran, Tanis. Ich habe das
nicht gewollt.« Tanis begegnete seinem Blick unbewegt, als
hätten sie sich nie gekannt.
Portios legte einen Pfeil auf, zog den Arm zurück - und
Tanis gefror vor Demütigung.
Porthios war Rechtshänder. Aber in diesem Kampf hielt er
den Bogen auf der anderen Seite und spannte ihn mit dem
schwächeren Arm. Tanis merkte, wie sein Gesicht erst blaß,
dann rot wurde. Mit dem schwächeren Arm zu schießen, das
war, als würde Porthios sagen, er könnte den Halbelfen
mühelos besiegen. Er schien kaum zu zielen, bevor der rot
gefiederte Pfeil fest im Drachenauge steckte.
»Zehn Punkte für den reinblütigen Elfen!« verkündete
Tyresian.
Die nächste Runde erbrachte das gleiche Ergebnis, so daß es
für Porthios und Tanis zwanzig zu vier stand.
»Es ist noch nicht zu spät zum Aufgeben«, sagte Porthios
leise, als er Tanis nach dem zweiten Drachenauge den Bogen
zurückgab. Inzwischen waren Porthios' Freunde still. »Wir
könnten die ganze Farce wegen des Regens abbrechen.«
Seine Worte trafen ebenso wie der Regenguß, der auf das
Moos urn die beiden Gegner prasselte. Selbst Tyresian war zu
einem Pavillon gegangen. Nur die beiden Widersacher waren
in dem Unwetter geblieben. Der Halbelf trat wieder an die
Linie.
In der dritten Runde zischte Tanis' Pfeil durch den Regen auf
die Zielscheibe zu - und daran vorbei, wobei er ein Stück Stein
aus der Mauer dahinter schlug.
»Minus zehn!« verkündete Tyresian. »Der Punktestand
lautet: Tanthalas Halbelf,

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