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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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minus sechs auf drei. Porthios,
zwanzig auf zwei.«
Porthios seufzte, und seine Handbewegung signalisierte, daß
er den Wettkampf viel lieber abbrechen würde. »Na los«, sagte
Tanis. »Schieß.«
Porthios schoß immer noch mit der linken Hand und nahm
sich diesmal noch weniger Zeit. Sein Pfeil beschrieb einen
hohen Bogen und traf das Ziel eine Handbreit von der Mitte
entfernt. Er schien Tyresians Ruf kaum zu hören: »Fünf
Punkte. Jetzt steht es minus sechs für den Halbelfen zu
fünfundzwanzig für Porthios.«
»Du kannst überhaupt nicht mehr gewinnen«, drängte
Porthios. »Laß uns doch aufhören.«
Tanis merkte, wie sein Kiefer hart wurde, und Porthios sah
beiseite, als der Halbelf noch exakter zielte als bisher, sich
genau auf das konzentrierte, was er tat und sich einen
erfolgreichen Treffer ins Drachenauge vorstellte. Tanis schloß
die Augen und forderte die Götter auf, ihm diesmal
beizustehen. Er dachte an die verächtlichen Blicke von Xenoth,
Selena und dem Rest und fühlte den Ärger in sich aufbrodeln.
Da kniff er die Augen gegen den Regen zusammen, zielte
genau und ließ den Pfeil lossausen.
Das Geschoß mit den kobaltblauen Federn beschrieb einen
leichten Bogen, und Tanis sank das Herz.
Dann senkte er sich wieder und traf sauber ins Drachenauge.
»Zehn Punkte! Damit steht es bei plus vier für Tanis gegen
fünfundzwanzig für Porthios.«
Porthios lehnte ab, als Tanis ihm den Bogen hinhielt. »Laß
es gut sein, Halbelf. Es ist ein neuer Sport für dich. Laß es gut
sein.«
Einen Augenblick lang hätte Tanis fast dem Mitgefühl
nachgegeben, das wieder in Porthios' grünen Augen aufkeimte.
Plötzlich war er sich schmerzhaft seiner Umgebung bewußt der nasse Pflanzengeruch des feuchten Mooses, der Duft der
Äpfel, die unter einem nahen Baum lagen, das leise Tschilpen
eines Sperlings, der sich in einem Busch vor dem Sturm
versteckt hatte.
Dann meldete sich Tyresian zu Wort. »Vielleicht hätten wir
eine >menschlichere< Sportart als den Bogen wählen sollen,
Halbelf.« Tanis merkte, wie der Zorn wieder in ihm hochstieg.
»Schieß, Porthios«, fauchte er. »Oder gib dich geschlagen.«
Porthios war die Scharade offensichtlich leid. Er erhob die
Arme und sah nur mit halbem Auge zum Ziel, als er tat, was
Tanis verlangte. Der Pfeil ging mehr als zehn Schritte am Ziel
vorbei.
»Endstand: Porthios ist Sieger mit fünfzehn Punkten. Vier
Punkte insgesamt für den Halbmenschen, der sein Können in
einem Elfensport beweisen wollte«, konstatierte Tyresian.
Damit drehte er sich auf dem Absatz um und ging in Richtung
Palast.
Selbst Selena und Litanas verschlug es bei dem Gift in
Tyresians Worten die Sprache, aber sie folgten Tyresian zu den
Stahltüren, die matt durch den grauen Regenguß schimmerten.
Nur Ulthen erhob Einspruch. »Unfair, Lord Tyresian«,
beschwerte er sich. »Er hat sein Bestes gegeben.«
Tyresians Antwort kam prompt. »Und das hat nicht gereicht,
oder?«
Während der Hof sich leerte, stand Porthios unsicher vor
Tanis, anscheinend ohne das Unwetter wahrzunehmen, das die
Zweige der Bäume wie Schilfgras bog. So etwas wie Scham
zeichnete sich auf dem Raubvogelgesicht des Elfenlords ab.
»Tanis, ich ...«, sagte er, ohne weiterzureden.
Tanis sagte kein Wort, sondern bückte sich bloß betont nach
seinem weggeworfenen Bogen. Dann lief er zur Mauer, um die
blauen und roten Pfeile wiederzuholen, deren Federn von dem
Schlamm verschmutzt waren, der sich zwischen den
Moospolstern bildete.
»Tanis«, wiederholte Porthios, und sein Gesicht verriet auf
einmal die Charakterstärke, die er als Stimme besitzen würde,
wenn er sie nur wachsen ließ.
»Ich fordere Revanche«, unterbrach ihn Tanis.
Porthios klappte der Unterkiefer herunter, und seine
Oberlippe verzog sich, als würde er seinen Ohren nicht trauen.
»Bist du verrückt, Tanthalas? Du bist erst dreißig, und ich
achtzig. Diese Farce war mir jetzt schon peinlich genug. Um
Himmels willen,_ würdest du dich denn mit Laurana messen
wollen? Und dieser Witz hier ist für mich nichts anderes.«
Tanis verstand Porthios absichtlich falsch. »Für dich ist es
vielleicht witzig, Porthios. Mir ist es todernst. Ich fordere
Revanche.«
Porthios ließ resignierend die Schultern hängen. »Es regnet,
Tanis. Ich will nicht noch einmal mit dir um die Wette
schießen ...«
»Keine Bogen«, beharrte der Halbelf. »Fäuste.«
»Wie?« fauchte der Elfenlord. Tanis konnte die Gedanken
seines Vetters fast hören: Was für eine menschliche Methode,
einen Streit zu

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