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Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Drachenlanze - Ungleiche Freunde

Titel: Drachenlanze - Ungleiche Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Daniell
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abgestorbene Eiche – so groß,
daß man sechs oder sieben Mann gebraucht hätte, um sie mit
den Armen zu umfassen. Auf einer Seite lag ein Schatten –
nein, eine Vertiefung im Stamm.
Nein, eine Öffnung. Der Baum war hohl.
Als der Tylor hinter Flint aus dem Wald brach, schoß der
Zwerg in die Öffnung im Baum. Das Maultier folgte ihm dicht
auf den Fersen.
»Windsbraut!« protestierte der Zwerg, als sich das stinkende,
schweißüberströmte Maultier mit ihm in das dunkle Innere der
Eiche zwängte. Flint drehte sich zu dem Loch im Stamm um,
weil er eigentlich vorhatte, das Maultier wieder
rauszuschieben.
Aber die Öffnung war verschwunden. Der Tylor draußen
brüllte und schrie vor Wut und donnerte immer wieder gegen
den Baum. Dann begann er, magische Worte zu singen.
Flint fand sich in absoluter Finsternis wieder. Seine kurzen
Arme hatte er um den Hals seines zitternden Maultiers
geschlungen.
»Donnerwetter«, stammelte er. »Was jetzt?« Er tastete sich
an Windsbrauts Rücken zum Gepäck vor und zog Feuerstein
und Stahl heraus. Kurz danach fand Flint beim Herumtasten
einen Stock auf dem nadelübersäten Boden des Baums, den er
anzündete. Der Stamm zitterte unterdessen vom Klang des
magischen Gesangs und der Gewalt der Schläge des Tylors.
Windsbraut drängte sich noch näher an den Zwerg, der sie
ungnädig zur Seite schubste.
»Da rüber, Dummchen«, zischte er. Der Zwerg hielt das
brennende Holzstück hoch und untersuchte den Boden des
Stammes. Da war eine dünne Erdschicht, in die er seinen
kurzen Finger bohrte – und dahinter Holz.
Das allein war wenig überraschend in einem hohlen Baum,
doch seine Finger fühlten auch, daß etwas in das Holz
eingeritzt war.
Nachdem er Windsbraut erneut beiseite geschoben hatte,
fegte Flint die Erde weg, bis das Eingeritzte zu sehen war.
»Bei Reorx’ Hammer!« flüsterte er. »Eine Rune!« Er beugte
sich weiter vor, ohne auf die Fackel zu achten, von der
plötzlich ein Funke in die trockenen Piniennadeln flog. Die
Nadeln flammten auf der Stelle hell auf und schlossen einen
Kreis um den Holzboden des Stammes. Das Maultier stand
bebend in dem Flammenzylinder, ohne auf Flints Versuche zu
achten, es aus dem Feuer zu zerren.
Flint erfuhr nie genau, was als nächstes geschehen war.
Einen Augenblick zog er noch am Halfter eines störrischen
Maultiers, im nächsten Augenblick stand er in einer
geräumigen Eichenkammer, und zwar offenbar tiefer als dort,
wo er gerade noch gewesen war.
Die Kammer war völlig still bis auf das Keuchen eines
hysterischen Packtiers und eines kaum gelasseneren Zwergs. Er
hielt seine behelfsmäßige Fackel in die Höhe. In der
halbkugelförmigen Kammer hätte ein ganzes Regiment
bequem Platz gefunden.
»Bei den Göttern, wir sind im Herzen der Eiche!« erläuterte
er dem Maultier, das wenig beeindruckt war. Der Zwerg bückte
sich und stocherte mit seinem Kurzschwert am Boden herum,
»Dieser Baum lebt noch.« Er richtete sich wieder auf, um sich
umzusehen.
Feuerschein flackerte an den kupferbraunen Wänden aus
lebendem Holz, tauchte die Knoten und Auswüchse in
Schatten, beleuchtete aber die glatteren, abgerundeten Teile des
Bauminneren. Mehrere Gänge schienen wie enorme, hohle
Wurzeln in die Kammer zu münden.
Zur Linken schnaubte und wieherte Windsbraut, die endlich
langsam ihre Angst zu verlieren schien. Das Maultier schaute
sich um. Ein Ausdruck träger Neugier erwachte in seinen
Augen. Dann entdeckte das Tier genau in der Mitte des
Eichenraums etwas, das wie ein riesiger Wassertrog aussah,
und als echtes Maultier folgte es sogleich seinem ersten
Impuls. Es trottete zu dem Holztrog und schnüffelte mit
bebenden Nüstern am Rand.
Das Becken war etwa fünf Fuß breit und enthielt klares
Wasser. Auf der Oberfläche trieb eine Lilie – eine goldene
Lilie mit den Blättern einer normalen Wasserblume, aber einer
Blüte aus reinem Gold. Flint streckte die Hand aus und
berührte die Blüte ehrfürchtig mit einem Finger. Etwas so
Schönes konnte nicht gefährlich sein, dachte er.
»Herbei, herbei, das Portal ist frei, der Stern ist Silber, die
Sonne ist Gold, wirf die Münze zum Ziel, dann greif zu und
berühre das Gold.«
Flint wich zurück und sah sich mißtrauisch im Raum um, als
würde er erwarten, daß eine schöne Elfenfrau mit glockenheller
Stimme aus einer der wurzelartigen Höhlen trat. »Was sollte
ich machen?« flüsterte er und drehte sich, als erwartete er die
Antwort von ihr, zu Windsbraut um, die ihn stumpfsinnig
anschaute. »Oh, daß ich

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