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Drachenlied

Drachenlied

Titel: Drachenlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. Bertelsmann
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was darauf schließen ließ, dass der Vogel sich eher an der Küste als im Landesinnern oder in den Bergen herumgetrieben hatte. Aber das erstarrte Fett roch angenehm nach Kräutern. Obwohl das den Feuerechsen sicher egal war...
    Sie liebten es, lang ausgestreckt dazuliegen und sich die weiche Bauchhaut einfetten zu lassen. Sie summten wohlig dazu und rieben ihre kleinen, dreieckigen Köpfe dankbar an Menollys Finger.
    Allmählich entdeckte sie, dass jeder ihrer Schützlinge einen eigenen Charakter besaß. Die kleine Königin war genau, wie sie sein sollte - überall vorn dran, diktatorisch und streng wie eine Burgherrin. Aber sie hörte auf Menolly. Und sie gehorchte auch der älteren Königin. Ihre Gefährten allerdings zankte sie tüchtig aus, wenn einer es wagte, sich ihr zu widersetzen.
    Der Schwärm bestand aus zwei Bronzeechsen, drei Braunen, einem Blauen und zwei Grünen. Der Blaue tat Menolly ein wenig leid; die anderen hackten ständig an ihm herum oder ließen ihn einfach links liegen. Besonders die beiden Grünen quälten ihn. So nannte sie den Blauen Onkelchen und die Grünen Tantchen Eins und Tantchen Zwei. Und die beiden Bronzeechsen, die besonders geschickt im Watt und an den Klippen nach Felswürmern und Fingerschwänzen jagten, bekamen die Namen Rocky und Taucher. Die Braunen sahen einander so ähnlich, dass sie lange Zeit namenlos blieben. Erst allmählich fand Menolly heraus, dass der Größte von ihnen vor sich hin döste, wann immer er Gelegenheit dazu fand: Deshalb hieß er Faulpelz. Der zweite bekam den Namen Spiegel, weil er gern die Gesten der anderen nachäffte, und den dritten taufte sie ganz einfach Brownie.
    Für die kleine Königin gab es nur einen treffenden Namen - Prinzessin. Das eitle kleine Tier putzte sich den ganzen
Tag und erbettelte sich sogar häufiger als die anderen ein Ölbad.
    Anfangs redete Menolly mit den Tieren nur, um ihre eigene Stimme zu hören. Später schienen sie dann zu verstehen, was sie ihnen erzählte. Und sie wurden es nie müde, ihrem Gesang oder Flötenspiel zuzuhören, ja sie summten manche Melodien sogar mit.

KAPITEL ACBT
    Gleitet, taucht,
Feuer haucht.
Dazwischen fliegt,
Die Kälte siegt.
Weicht aus, greift an,
Tier und Mann.
Drachenreiter müssen streiten,
Wenn Silberfäden vom Himmel gleiten.
    Ein Unfall führte dazu, dass Alemi mit dem Harfner zu den Drachensteinen segelte, um dort nach den legendären Feuerechsen Ausschau zu halten. An einem stürmischen Tag, nicht lange nach dem Besuch von N’ton, hatte sich der junge Baron ein Bein gebrochen, als ein schwerer Brecher das Deck überspülte und ihn gegen das Steuerhaus seines Schiffes schleuderte. Yanus schimpfte, dass so etwas einem erfahrenen Seemann nicht zustoßen dürfe, aber er beruhigte sich, als Mavi meinte, nun könne man endlich herausfinden, ob Alemis Obermaat auch in der Lage sei, das Kommando zu führen. Er war nämlich als Kapitän des neuen Bootes vorgesehen, das die Leute in der Dockhöhle bauten.
    Alemi versuchte, die Sache leicht zu nehmen, aber nachdem er vier Tage im Bett gelegen hatte und die Schwellung zurückging, langweilte er sich grässlich. Er plagte Mavi so
lange, bis sie ihm vor der vereinbarten Zeit eine Krücke aushändigte und erklärte, wenn er sich unbedingt den Hals brechen wolle, so sei das seine Sache.
    Alemi dachte nicht daran, der Aufforderung nachzukommen. Er mied die engen, dunklen Innenstiegen und humpelte vor allem durch die geräumigen, ebenen Außenbezirke der Burg. Nun besaß er zwar eine gewisse Mobilität, aber da die Flotte ausgelaufen war, konnte er wenig tun. Angelockt von Kinderstimmen, die eine neue Ballade einübten, blieb er am Eingang zum Kleinen Saal stehen. Der Harfner nickte ihm zu und winkte ihn herein. Wenn es die Kleinen wunderte, in ihrem Chor plötzlich einen Bariton zu hören, so besaßen sie doch so viel Respekt vor Elgion, dass sie sich nur verstohlen umdrehten und gleich darauf weitersangen.
    Alemi machte der Unterricht Spaß, weil er merkte, dass er die Worte und den Rhythmus noch genauso traf wie früher. Er bedauerte es fast, als der Harfner die Kinder entließ.
    »Was macht das Bein,Alemi?«, fragte Elgion, nachdem sich der Raum geleert hatte.
    »Nun, in Zukunft werde ich auch eine Narbe haben, die mir jeden Wetterwechsel rechtzeitig ankündigt.«
    »War das der Grund für deinen Leichtsinn? Soviel ich hörte, wolltest du Tilsit eine Chance am Ruder geben.«
    Alemi lachte trocken. »Ach wo. Aber ich hatte seit dem

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