Drachenlord-Saga 01 - Der letzte Drachenlord
Einen Moment starrte er in die Dunkelheit hinaus, dann zog er die schweren Vorhänge zu.
Peridaen schaute auf. »Angst vor Spionen?«
Kas Althume zuckte mit den Schultern. »Schon möglich. Immerhin haben wir einen im Haus des älteren Drachenlords. Warum sollte Beren oder jemand anders nicht einen auf uns angesetzt haben?«
Anstella führte einen Zug aus. »Schachmatt«, sagte sie. Während Peridaen das Spielbrett studierte, fuhr sie fort: »Schade, daß Linden Rathan es vorzieht, in der Stadt zu wohnen. Wir hatten für ihn solch ein schönes Anwesen ausgewählt.«
Grummelnd legte Peridaen seinen König auf die Seite. »In das wir einen Spion hätten einschleusen können, genau wie in Durians Haus. Aber nein, Lady Gallianna – eine von Berens Befürwortern – mußte ihm ja ihr Stadthaus anbieten.« Er machte eine Pause. »Dumme Kuh.«
Anstella lachte. »Noch eine Partie, Peridaen? Nein? Aber meine Herren – wir haben doch einen Spion bei Linden Rathan.«
»Wen?« fragten beide gleichzeitig.
Sie lächelte. »Sherrine. Während wir hier reden, ist sie bei ihm. Er hat sie zum Abendessen zu sich eingeladen. Und es würde mich ziemlich überraschen – und enttäuschen –, wenn wir sie vor morgen früh wiedersähen.«
Sherrine setzte sich auf, ihre Haare fielen über ihre Brüste. Sie beugte sich über Linden, der neben ihr auf dem Bett lag.
»Linden, du sagst, du tanzt gerne, und trotzdem tust du es nie. Oder so gut wie nie. Warum?«
Er lachte und nahm eine ihrer Brustwarzen zwischen Daumen und Zeigefinger. Sie stöhnte unter der Berührung auf. »Hör auf damit«, sagte sie mit belegter Stimme. »Du willst mich nur ablenken.« Sanft schob sie seine Hand von sich.
Er legte die Hand auf ihre Hüfte. »Weil ich befürchte, daß dir meine Antwort nicht gefallen könnte. Und ja, ich versuche, dich abzulenken. Es macht Spaß.« Er grinste sie an.
»Bestie«, sagte sie. »Willst du mir sagen, ich wäre eine schlechte Tänzerin?«
»Nein, überhaupt nicht. Du bist bloß zu klein für mich, meine Füchsin. Das gilt natürlich nicht für die beiden«, seine Hand wanderte wieder zu ihren Brüsten, »nicht für die wichtigen Dinge, aber beim Tanzen stört es. Alle Frauen hier sind zu klein.«
»Sind wir nicht. Du bist zu groß.« Sie küßte ihn und richtete sich wieder auf. Die nächsten Worte lagen ihr schwer im Hals.
Dennoch mußten sie heraus. Ihre Mutter wäre stinksauer, falls sie es nicht wagte. Jedesmal, wenn sie von einem Treffen mit Linden zurückkam, löcherte ihre Mutter sie nach neuen Informationen. Und jedesmal schimpfte Anstella sie eine Närrin, weil sie nichts Neues herausgefunden hatte. Es kostete sie alle Geduld, die Sticheleien ihrer Mutter stillschweigend über sich ergehen zu lassen.
Als ob Mutter mehr erreichen würde!
Schließlich hatte der Drachenlord die Tochter erwählt, nicht die Mutter. Bei jeder Schimpftirade beglückwünschte Sherrine sich insgeheim dazu, während sie artig den Mund hielt.
Trotzdem, sie mußte etwas herausfinden, das sie weitergeben konnte. Daher setzte sie eine möglichst unschuldige Miene auf und fragte: »Stimmt es, daß Drachenlords gegen Magie immun sind?«
»Sherrine!« sagte er lachend. Doch sie nahm einen Unterton der Verärgerung wahr, den sie bei ihm bislang nicht gehört hatte. Es machte sie befangen. »Du bist neugieriger, als jede Katze, jedes Frettchen oder selbst ein Barde sein könnte!« Er richtete sich auf und streckte sich. »Ich möchte noch Wein, du auch?« In seiner Hand flammte ein Kaltfeuerball auf. Er warf ihn in die Luft.
Ihr stockte der Atem. Dies war etwas, an das sie sich nicht gewöhnen konnte, es erschreckte sie jedesmal von neuem. »Ja«, sagte sie, obwohl sie keinen Wein wollte. Der in der Luft hängende Feuerball warf flackernde Schatten auf seinen nackten Körper und den Clanzopf, der bis zwischen seine Pobacken hinunterhing. Sie sah das Spiel der Muskelberge, die bei jedem Schritt an seinen Beinen hervortraten.
Sie biß sich auf die Lippe; sie hatte ihn verärgert. Ihn richtig verärgert. Sie sah es an seinem Gang, daran, wie er seine Schultern hielt.
Ein Anflug des Bedauerns stieg in ihr auf. Plötzlich erschien es ihr schäbig, ihn wie eine billige Spionin auszuhorchen. Vielleicht war es am besten, wenn eine andere Frau aus der Bruderschaft ihn betrog.
Dann drehte er sich um und reichte ihr lächelnd einen Weinkelch. In ihrem Hals bildete sich ein Kloß. Und ihr wurde klar, daß sie ihn niemals einer anderen Frau würde
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