Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
entscheiden, was zu tun ist.*
Ein Keuchen Tarens führte dazu, daß die Herrin ihre Aufmerksamkeit wieder dem Mann zuwandte. »Ihr werdet doch Drachenlords schicken, oder?« wollte er wissen.
Sie sah ihn an, überrascht über seine Vehemenz. »Morien beansprucht …«
»Nein! Dort, wo man ihn gefangenhält, könnten die Echtdrachen ihn nicht erreichen. Ihr müßt Drachenlords schicken!«
Und dann begann Taren zu taumeln, als wäre dieser letzte Ausbruch zuviel für ihn gewesen, und er wäre gestürzt, hätte Sirl ihn nicht am Arm gepackt. »Es tut mir leid, ich habe kein Recht, so zu sprechen. Es ist nur … ich … ich muß mich hinlegen«, flüsterte er.
Die Herrin nickte und gab Sirl ein Zeichen. Sie sah zu, wie der Kir Taren zurück in die Festung half. »Warum …?«
In ihrem Geist hörte sie Morlens leises Lachen. *Hast du nicht gesagt, er hätte Angst vor meiner Art? Vielleicht hat er befürchtet, du würdest ihn als unseren Führer mitschicken, und daß einer von uns ihn im Dunkeln für ein Kaninchen halten könnte*
Wieder dachte die Herrin einen reuigen Augenblick darüber nach, daß sie zuviel ihres Wissens über Echtmenschen vergessen hatte – besonders, wenn ein Echtdrache sie an ihre Empfindlichkeit erinnern mußte!
»Was hältst du von Tarens Behauptung, daß ihr nicht imstande wärt, die Gefangenen zu erreichen?«
*Wo ein Drache ist, können andere folgen. Dies ist nicht die Aufgabe der Euren, Jessia. Hoffen wir, daß das niemals so sein muß.*
»Ich würde vorschlagen, du hörst auf, dein Glück auf die Probe zu stellen, junger Mann«, sagte Otter, als er die Gemächer betrat, die ihm zur Verfügung standen, wann immer er sich in Schloß Drachenhort aufhielt. Er zog hinter sich die Tür zu. »Das war feige; du wußtest, daß Linden dir nichts antun wird, weil du mein Großneffe und Maurynnas Freund bist.«
Raven blickte von seinem Gepäck auf, in dem er herumwühlte, und seine Augen blitzten zornig. »Ach – weil er ein Drachenlord ist, muß ich auf Linden Rathans Gefühle Rücksicht nehmen? Soll ich einfach ruhig bleiben und akzeptieren, daß er mir mein Mädchen weggenommen hat? Hast du nicht immer gesagt er zöge es vor, wie ein Mann behandelt zu werden und nicht wie ein Halbgott? Also gut, ich behandele ihn besser, als ich jeden anderen behandelt hätte, der mir Maurynna genommen hat. Immerhin habe ich ihn nicht herausgefordert.«
Otter schüttelte angewidert den Kopf. War der Junge wirklich so dumm? Das war nicht mehr der Raven, den er kannte. »Du Idiot. Glaubst du wirklich, daß du in einem Duell auch nur die geringste Chance gegen Linden hättest? Wahrscheinlich hätte er schon vor seiner Ersten Verwandlung den Stallboden mit dir schrubben können. Oder hast du vergessen, daß er von Kind an zum Krieger ausgebildet wurde, mein dummer Neffe, und du nur ein Kaufmann bist, der ein paar Kunstgriffe mit dem Schwert beherrscht? Vergiß nicht, daß er einmal Söldner war, unter … dieser Frau, die zur größten Königin wurde, die Kelneth je hatte, und daß seine Herrschaft als Oberhäuptling für Yerrih ein goldenes Zeitalter war. Selbst damals hättest du nicht gegen ihn bestehen können. Und jetzt könnte er dich einfach hochheben und gegen eine Wand werfen, und du wärst erledigt. Aber darum geht es nicht. Ich habe nicht von Linden gesprochen. Ich sprach von Maurynna. Glaubst du denn, ihr ist nicht aufgefallen, wie du dich den ganzen Morgen Linden gegenüber verhalten hast? Kurz bevor ich sie alleinließ, hatte sie vor, eine kleine … Unterredung mit dir zu führen.«
Zumindest war der Junge vernünftig genug, nur gequält das Gesicht zu verziehen. Es bestand also noch Hoffnung für ihn. Eine Begegnung mit Maurynnas Zorn war nichts, was jemand leichtfertig riskieren sollte. Maurynna würde nicht zögern, diesem Idioten eine Kopfnuß zu verpassen, wie der Idiot selbst wohl wußte. Sie hatte es schon häufig genug getan.
»Immer mit der Ruhe; als ich mich von ihnen verabschiedete, war Linden gerade dabei, es ihr auszureden. Ich weiß nicht, warum. Ich habe ihm immer schon gesagt, er sei zu umgänglich.« Otter ging zu seinem Lieblingssessel und setzte sich hin. Er sah Raven an, der am Boden vor seinem Gepäck hockte und sich nervös am Bart zupfte. »Hast du eigentlich ein einziges verfluchtes Wort von den Geschichten verstanden, die ich dir und Maurynna erzählt habe, als ihr noch Gören wart? Linden hat dir Maurynna nicht ›gestohlen‹. Die Götter haben die beiden einander
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