Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
Seelengefährte erschiene und sie davonschleppte. Besonders angesichts der Echtdrachen. Und Jekkanadar wäre tatsächlich dazu imstande.
Aber auf die eine oder andere Weise würde sie schon herausfinden, was los war.
6. KAPITEL
Die Götter mögen die Erlauchte Riya-Akono segnen, dachte Shei-Luin. An diesem einen Tag des Jahres wurden alle Frauen geehrt; an diesem einen Tag des Jahres konnten sich die Konkubinen des Harems frei im Palastgarten unter die Adligen und Höflinge mischen.
Außerdem hatte sie sich der Kaiserin immer verwandt gefühlt. Kamen sie nicht beide aus dem Westen? Nein, die Legende sagte nichts über Riya-Akonos Herkunft, aber sie mußte aus dem Westen stammen, denn nur dort wurden diese beiden Namen verwendet. Und dann war da die Tapferkeit und der Erfindungsreichtum der Dame. Das war für Shei-Luin der endgültige Beweis. Jehangli-Frauen hatten kein Rückgrat.
Ja, es war nur richtig, die Herrin des Mondes zu ehren.
Und es war nur richtig, daß sie selbst unter den Frauen des Erlauchten Phönixherrschers den Ehrenplatz einnahm. Die Höflinge und die Adligen und ihre Ehefrauen machten Platz für Shei-Luin, als sie mit aufgesetzem Gleichmut durch den wunderschönen Garten schritt. Denn an ihrer Seite trug Tsiaa den kleinen Xahnu, ihren Sohn, den Erben des Phönixthrons. Hinter ihr kam Murohshei.
Ihr Sohn – aber nicht Xianes. Liebevoll wandte sie den Blick ihrem Kind zu. In Gewänder im kaiserlichen Gelb gehüllt, sah sich der kleine Xahnu ernsthaft um, die dunklen Augen groß in einem Gesicht, das bereits die kindhafte Rundlichkeit verlor. Sein Haar glänzte schwarz in der Sonne, als er sie mit seinem süßen Kinderlächeln bedachte.
Shei-Luins Herz entflammte vor Liebe zu ihrem Sohn. Er war jede Gefahr wert, die sie dabei auf sich genommen hatte, ihn zu empfangen. Sie dankte dem Phönix, daß sie imstande gewesen war, dieses Kind des Mannes, den sie liebte, zur Welt zu bringen – desselben Mannes, der nun auf sie zukam, zusammen mit Xiane, der ihm den Arm um die Schultern gelegt hatte. Shei-Luin sank anmutig vor dem Kaiser zu Boden. Ihre Diener taten dasselbe. Sie beobachtete sie unter gesenkten Lidern.
Die Männer hatten sie beinahe erreicht, als ein schwarzroter Blitz auf Xianes Kopf zu zuckte. Zu Shei-Luins Erstaunen wurde der Kaiser so weiß wie gebleichte Seide und wich zitternd zurück. Yesuin schlug nach dem Insekt. Es flog davon.
Sie hörte, wie Yesuin beruhigend murmelte: »Nur eine Fliege, Xiane, von der Art, die wie Bienen aussehen. Macht Euch keine Sorgen. Es ist alles in Ordnung.«
Und was hat das zu bedeuten? dachte Shei-Luin erstaunt. Phönix! Erzähl mir nicht, daß der Mann sich vor einer Biene fürchtet!
Nur mühsam konnte sie ihre Verachtung verbergen, als die Farbe langsam in Xianes Wangen zurückkehrte.
Einen Augenblick später war es, als wäre nichts geschehen. »Hast du meinen Sohn schon gesehen, Vetter?« prahlte Xiane, legte Yesuin den Arm wieder auf die Schultern und führte die zharmatianische Geisel dorthin, wo Shei-Luin mit gesenktem Blick wartete.
Nun wagte sie es aufzublicken. Yesuin sah ihr direkt in die Augen.
»Er ist hübsch, nicht wahr?« fuhr Xiane fort.
»Er sieht so gut aus wie sein Vater«, erklärte Shei-Luin.
Xiane lachte entzückt. »O kostbare Blüte! Sagt mir, Yesuin, bin ich nicht ein glücklicher Mann? Ich habe einen gesunden, gut aussehen den Sohn, und die schönste Frau von ganz Jehanglan ist seine Mutter und meine Konkubine. Was kann ein Mann mehr erwarten?«
Yesuin sagte: »Ihr könnt Euch tatsächlich glücklich schätzen, Herr.« In seiner Stimme schwang ein Hauch von Schmerz mit, den Xiane – das wußte sie – nie bemerken würde.
Tatsächlich, noch im selben Augenblick drehte der Kaiser sich um und klatschte in die Hände, damit sich ihm alle zuwandten. »Zum Garten des Ewigen Frühlings!« rief er. »Ich habe zu Ehren meines Sohnes dort besondere Vergnügungen angeordnet!«
Shei-Luin senkte abermals den Blick. Es wäre unangemessen gewesen, laut loszulachen. Aber noch während sie das Lachen unterdrückte, erstarb es von selbst. In Yesuins Stimme hatte mehr als einfacher Schmerz gelegen. Aber was?
Sie hielt den Atem an, als sie glaubte, es zu erkennen.
Es … es konnte doch kein Bedauern sein? Oder doch?
Maurynna konnte sich nicht entscheiden, wer ihr mehr auf die Nerven ging, Linden oder Raven. Wie konnte Raven es wagen, ihrem Seelengefährten gegenüber so widerwärtig zu sein! Es war schließlich nicht,
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