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Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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vor mehr als sechshundert Jahren übergeben.«
    Der Barde seufzte. »Wenn du nur verstehen würdest, wie einsam er war, während er darauf wartete, daß seine Seelengefährtin endlich geboren wurde, und wie sehr er fürchtete, es könnte nie geschehen.«
    »›Der letzte Drachenlord‹«, zitierte Raven leise. »In den Geschichten wurde er immer so genannt, nicht wahr?«
    »Zumindest daran erinnerst du dich also«, sagte Otter. »Und wage nicht zu behaupten, daß du in deiner Sehnsucht nach Maurynna ebenso einsam sein würdest. Es ist etwas anderes, als wenn einem buchstäblich die halbe Seele fehlt. Etwas ganz anderes.«
    Ein verlegenes Grinsen sagte ihm, daß Raven tatsächlich tief in seinem Herzen solch romantischem Blödsinn nachgehangen hatte.
    »Idiot«, sagte Otter abermals, aber diesmal beinahe liebevoll. »Es wird andere für dich geben. Und nur, um meine Neugier zu befriedigen – hast du deinem Vater und deiner Stiefmutter erzählt, daß du hierher kommen würdest?«
    Raven biß sich auf die Lippe. Nach einem Augenblick des Zögerns sagte er: »Nein.«
    »Sie müssen vor Sorge beinahe umkommen, besonders Virienne«, sagte Otter leise.
    »Sie sollten den Brief inzwischen erhalten haben. Erinnerst du dich, was ich darüber gesagt habe, wie verzweifelt Iokka war? Du wirst besser verstehen, wie schlimm es war, wenn ich dir jetzt erzähle, daß er sich bereit erklärt hat, Vater den Brief persönlich zu übergeben, im Austausch dafür, daß ich Taren so weit von Assantikk und jedem Mitglied des Hauses Mhakkan wegbringe, wie ich kann«, meinte Raven selbstzufrieden.
    Otter lachte, bis ihm die Tränen kamen. Der Junge mochte nicht der Kaufmann sein, der sein Vater war, dachte der Barde, aber diesmal hatte er den Handel seines Lebens abgeschlossen. »Das war grausam von dir, Junge«, meinte er mit echter Bewunderung.
    »Iokka war derselben Ansicht«, erklärte Raven grinsend. »Aber ich habe meinen Teil des Abkommens eingehalten. Das Haus Mhakkan treibt so weit nördlich keinen Handel. Und wie hätte ich den armen Taren einem anderen anvertrauen können? Er war in den Klauen der Schüttelkrankheit und so froh, jemanden zu haben, mit dem er noch einmal Yerrin sprechen konnte …« Er hielt inne und fluchte leise.
    »Er ist ein Yerrin?« fragte Otter überrascht. Taren war kein Yerrinname.
    »Ja«, meinte Raven. Die Worte kamen nur widerstrebend. »Er heißt eigentlich Taren Weidensohn …«
    »Weidensohn?« unterbrach ihn Otter und zupfte sich am Bart, »irgend etwas ist da – bah! Jetzt ist es wieder weg. Ich fürchte, ich werde alt. Entschuldige – erzähl weiter.«
    »Seine Mutter war Kelnethi, aber sein Vater war Yerrin, und er ist in Yerrih aufgewachsen. Bergadlerclan. Er ist ebensosehr Yerrin wie du oder ich oder wie zum Beispiel Linden Rathan. Es ist nur …«
    Bei Ravens Zögern kam Otter ein Verdacht. »Kein Clanzopf? Er ist ein Ausgestoßener?«
    »Man hat ihm ihn in Jehanglan abgeschnitten; er war dort Sklave. Bitte, sag niemandem, daß er Yerrin ist«, bat Raven. »Er möchte gerne als Kelnethi durchgehen. Es war nicht sein Fehler, aber er hat das Gefühl, daß seine Ehre vor seinem Clan nichts mehr gilt. Er schämt sich, ihnen zu begegnen. Deshalb hat er auch seine Verwandten nicht benachrichtigt.«
    »Ich verstehe«, sagte Otter. Und das tat er. Unwillkürlich tastete er nach dem langen, schmalen Clanzopf, der ihm über den Rücken hing. Er seufzte erleichtert. Albern – selbstverständlich war er noch da.
    Ihr Götter – nicht einmal mein schlimmster Feind würde mir den Clanzopf abschneiden. Den Kopf vielleicht, dachte Otter. Aber nicht den Zopf
    Der Gedanke schon bewirkte, daß ihm übel wurde. Das Abschneiden des Clanzopfs brandmarkte einen als Parna , als Außenseiter, als unrein. Man tat es, um einen Mann oder eine Frau vollkommen zu zerbrechen, und erklärte sie damit dem Clan und jeglicher Ehre gegenüber für tot. »Aber das wissen die Jehangli selbstverständlich nicht«, sagte er. Ob er damit allerdings sich selbst oder Raven trösten wollte, wußte er nicht genau.
    »Sie wußten es. Er hat es ihnen gesagt, aber sie haben den Zopf trotzdem abgeschnitten«, meinte Raven. Auch er sah nun ganz elend aus. »Taren sagte, sie haben gelacht, als sie es taten.«
    »Ihr Götter«, murmelte Otter. Es war gleich, daß es den Jehangli nicht dasselbe bedeutete wie jedem Yerrin und selbst jedem anderen in den fünf Königreichen. Der Gedanke drehte ihm immer noch den Magen um.
    Raven griff nach

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