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Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne Bertin
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»Selbstverständlich, es ist klar, daß du dich noch an Otters Geschichten über ihn und Prinzessin Rani erinnerst. Aber warum hast du ihn nicht nach Ranis Pferd genannt? Du hast nie zugelassen, daß eine andere ihre Rolle spielte, wenn wir zu Hause die Geschichte der beiden und ihrer Söldner nachspielten.«
    »Weil ihr Pferd eine Stute war und Boreal klargemacht hat, daß er keinen Stutennamen wollte, das alberne Vieh.«
    Boreal schnippte mit dem langen Schweif. »Hör auf damit«, sagte sie und lächelte zärtlich.
    Raven grinste sie an, und das Lachen stand immer noch in seinen Augen. Dann zog ein anderer Ausdruck über sein Gesicht, etwas, das sie nicht hätte benennen können, weil es so schnell wieder verschwunden war. »Woher wußtest du, daß das Pferd Boreal hieß? Ich glaube nicht, daß mein Großonkel es je erwähnt hat.«
    Sie blinzelte überrascht. »Linden hat es mir selbstverständlich gesagt. Wer sonst? Vergiß nicht – er kannte sie. Und er hat sie nicht vergessen.«
    »Ich verstehe.«
    Wieder schwiegen beide. Aber es war kein angenehmes Schweigen mehr; wenn sie es hätte berühren können, hätte es Funken gesprüht. Sie seufzte, verloren in düsteren Gedanken.
    Seine plötzliche Bewegung überraschte sie. Das hätte nicht sein sollen; sie hätte so etwas erwarten sollen. Raven war ebensowenig wie sie der Mensch, einen Traum einfach aufzugeben.
    Bevor sie verstand, was geschah, hatte er den Arm um ihre Taille gelegt und suchte mit seinem Mund den ihren. Entsetzt tat sie überhaupt nichts – sie konnte nichts tun.
    Zumindest zu Anfang. Dann riß sie sich mit einem überraschten Ruf los. Mit der Hand packte sie ihn vorn am Hemd. Bevor sie wußte, was sie tat, bevor sie sich an ihre Drachenlordkraft erinnerte, hatte sie zugestoßen. Raven fiel nach hinten.
    Zum Glück war es nicht eine der Steinsäulen, die seinen Sturz aufhielt. Statt dessen landete er auf den Strohballen, die die Stallknechte benutzen würden, wenn sie diese Reihe erreichten. Dennoch, einen Augenblick lang zog sich Maurynnas Herz zusammen. Raven lag so still in dem hellgoldenen Stroh, daß sie sicher war, ihn getötet zu haben.
    Dann setzte er sich auf. Zunächst sagte er nichts, dann kam er wieder auf die Beine. Er starrte sie nur an, und in seinen hellblauen Augen blitzte ein Zorn auf, den sie nie zuvor in ihnen gesehen hatte. »Das war nicht notwendig«, sagte er schließlich, seine Stimme zu leise und kalt wie Eis.
    Maurynna schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid; ich – ich wollte das nicht. Ich vergesse immer wieder … Raven, du hättest nicht …«
    Er drehte sich auf dem Absatz um und ging davon. Als er die Stelle erreichte, wo der Gang in den Hauptgang des Stalles stieß, wäre er beinahe mit Linden zusammengestoßen, der um die Ecke bog.
    Raven blieb stehen und zögerte einen Herzschlag lang, als wollte er etwas sagen. Oder zuschlagen. Aber dann tat er beides nicht; er schob sich nur an seinem verblüfften Rivalen vorbei und stolzierte davon.
    Maurynna schlang die Arme um ihren Oberkörper. Ihr war kalt und elend. Sicher, sie und Raven hatten sich in den Jahren, in denen sie miteinander aufgewachsen waren, häufig gestritten, aber sie hatte ihn noch nie so kalt und zornig gesehen.
    Und die Götter mochten ihr helfen, sie hätte ihn wirklich verletzen können! Es ging nicht an, daß sie ihre unnatürliche Kraft immer wieder vergaß. Sie war jetzt ein Drachenlord, ganz gleich wie unfähig. Sie ließ sich gegen die Stalltür sinken und wartete darauf, daß Linden fragte, was geschehen war.
    Er fragte nicht. Er wußte es bereits – oder er hatte es zumindest erraten. Es war in seinen Augen zu sehen. »Raven versteht es immer noch nicht, nicht wahr?« war alles, was er sagte.
    Seine Stimme war leise und ruhig. Nur wer ihn gut kannte, ahnte den Zorn, der unter der ruhigen Oberfläche lauerte wie ein Riff unter dem Wasser.
    Maurynna hörte es so deutlich heraus wie eine Schiffsglocke. »Er gehört nicht zu denen, die schnell aufgeben«, sagte sie um Ravens willen. Oder um der Erinnerung an ihre Freundschaft willen; sie war nicht sicher, um was es hier ging. »Das hätte ich eigentlich wissen sollen. Ich hätte es ihm damals sagen können … wirst du … etwas unternehmen?«
    Bitte tu das nicht, flehte sie ihn lautlos an.
    Sein Blick ließ keine Rückschlüsse auf seine Gedanken zu, als er reglos vor ihr stand. Maurynna wartete auf seine Antwort. Und Linden ließ sich Zeit.
    »Nein«, sagte er schließlich und seufzte.

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