Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
Kindergeschichte, mit diesen albernen Gewändern mit magischen Symbolen, die kein ernsthafter Magier wirklich tragen würde. Im nächsten Augenblick waren alle Frettchen so gekleidet und rannten in die Karnickellöcher.«
Maurynna kicherte. »Das klingt wirklich albern. Aber witzig. Ich frage mich, warum du das geträumt hast.«
»Ich auch …«
Sein Mund war plötzlich trocken. Im Kopf war er wieder mit Raven und Otter in der großen Halle, hörte Ravens Geschichte über einen gefangenen Echtdrachen und erinnerte sich an seine Gedanken von diesem Tag.
Plötzlich verstand er seinen Traum. Die Jehangli hatten gelernt, wie sie ihre Frettchen scheuchen mußten.
Ausnahmsweise war Linden schon vor Maurynna wach. Nachdem er sich leise angezogen hatte, verließ er ihre Gemächer und ging zu denen der Herrin. Die Tür öffnete sich auf sein Klopfen; Sirl, der Diener der Herrin, schien überrascht, ihn zu sehen. Der ältere Kir verbeugte sich.
»Drachenlord«, sagte er und bat Linden mit einer Geste, einzutreten. »Was kann ich für Euch tun?«
»Ist die Herrin bereits wach?« fragte Linden.
Kelder Oronin, der Seelengefährte der Herrin, erschien in der Tür zum Schlafzimmer. »Wir sind wach, Linden, und wollten jetzt frühstücken. Frühstückt Ihr mit?«
»Vielleicht eine Tasse Tee. Ich möchte wieder in meinem Zimmer sein, bevor Maurynna erwacht«, sagte Linden, als er Kelder in die Privatgemächer der Herrscherin des Drachenschlosses folgte.
Die Herrin stand am Tisch. Sie trug einen dicken Morgenmantel gegen die Kälte, dunkelblau mit grünen Efeuranken bestickt, die das eisige Weiß ihrer Haut und ihres Haares betonten. Er erinnerte Linden an die Gewänder, die die Frettchenmagier in seinen Träumen getragen hatten.
»Herrin«, sagte er. Als er zum Niederknien ansetzte, hielt sie ihn mit einer Geste auf. Statt dessen verbeugte er sich tief. »Es tut mir leid, Euch so früh schon zu stören.«
Das Lächeln der Herrin war freundlich, wenn auch ein wenig mißtrauisch. »Ich hoffe, es ist alles in Ordnung? Oder wolltest du noch einmal mit mir streiten, damit ich Maurynna das Reisen erlaube?«
»Diesmal nicht.« Linden erwiderte das Lächeln, als Sirl ihm einen dampfenden Becher reichte. »Obwohl ich mir wirklich wünschte, Ihr würdet es Euch anders überlegen. Sie ist an die Freiheit des Meeres gewöhnt; hier in der Festung zu sitzen fällt ihr schwer. Sie hat Angst, den ganzen Winter hierbleiben zu müssen, glaube ich. Manchmal höre ich es in ihrer Stimme.«
In den hellen Augen stand Mitgefühl. »Weiß sie, was für einen tapferen Vertreter ihrer Sache sie in dir hat?«
»Nein, Herrin«, Linden seufzte und trank. »Ich möchte nicht, daß sie jedesmal Hoffnung schöpft, wenn ich zu Euch gehe, damit die wiederholte Enttäuschung sie nicht verbittert. Dennoch flehe ich Euch an, noch einmal darüber nachzudenken.«
Die Herrin schüttelte den Kopf. »Nicht, bevor sie sich verwandeln kann, Linden. Sie wäre einfach zu verwundbar. Du hast sicher nicht vergessen, wie nahe die Bruderschaft daran war, dich und Tarina in Casna zu vernichten.«
Das war nicht mehr als die Wahrheit; Linden mußte sich beugen. Die Debatte um die Regentschaft in Cassori hatte den uralten Feinden der Drachenlords eine seltene Gelegenheit zu einem magischen Angriff auf die drei dorthin entsandten Drachenlord-Richter gegeben. Und beinahe hätten sie Erfolg gehabt. Kas Althume, der Magier der hinter allem steckte, hatte sich Ankarlyn, dem größten Feind, dem die Drachenlords bis dahin gegenübergestanden hatten, als ebenbürtig erwiesen. Sein mörderischer Angriff auf Tarina Aurianne hatte nur von ihrem Seelengefährten Kief Shaeldar abgewehrt werden können.
Linden wäre dann wahrscheinlich der nächste gewesen. Hätte sich seine ehemalige Geliebte, Sherrine von Colrane, nicht geopfert, wäre Linden durch Kas Althumes Magie umgekommen. Die Bruderschaft hätte dieses Gefecht in ihrem Krieg zur Vernichtung aller Drachenlords beinahe gewonnen.
Dennoch, dabei hatte es ihm selbst nicht geholfen, ein vollständig entwickelter Drachenlord zu sein. Es würde Maurynna vielleicht auch nicht helfen können. Dies war allerdings nicht der Zeitpunkt, um über so etwas zu streiten. Aus diesem Grund war er nicht hier.
»Ich bin nicht dieser Ansicht, aber das wissen wir beide, Herrin. Heute früh bin ich aus einem anderen Grund hier.« Er leckte sich die Lippen und betete, daß er sich geirrt hatte. »Herrin – wissen die Echtdrachen, was ihnen in
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